Mit Hilfe einer mobilen Zahnbehandlungseinheit werden die Kinder untersucht. Foto: Pwojé men kontre

Bau der Nationalstraße ist in Beaumont ins Stocken geraten. Verein muss auf Haiti mit Provisorium leben.

Wolfach - Drei Wochen vor der Hauptversammlung des Haiti-Vereins "Pwojè men kontre" hat Anke Brügmann dem Verein einen schriftlichen Bericht eingereicht. Die Hauptversammlung ist in diesem Jahr am Samstag, 9. März, um 18 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum.Eine schwierige Herausforderung war für den Verein der Verlauf einer neuen Nationalstraße: Im Mai kam der Entschluss, dass die Trasse genau am Standort von Waisenhaus und Schule vorbeiführen sollte, was zu einem Neubau an einem neuen Standort geführt hätte. Dazu hatte der Verein ein Stück Staatsland vom Präsidenten erbeten und auch erhalten, was auch Unterstützung der Stadt Beaumont gefunden hatte, berichtet die Vorsitzende aus Haiti.

Das Grundstück für das Waisenhaus machte noch Schwierigkeiten. Hier war der Verein weiter in Verhandlungen um zwei mögliche Grundstücke, schreibt Anke Brügmann. Im Sommer wurden erste Vermessungen gemacht, doch seit August zerstritt sich die Straßenbaufirma mit dem Staat, was das ganze Projekt Nationalstraße ins Stocken brachte. Momentan ist alles Baustelle, was zu Unfällen führt und zu einer weiterhin ungeklärten Situation.

Große Unzufriedenheit in der Bevölkerung

Die Lage führte auch zu großer Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die für den Straßenbau Opfer brachte, ohne dass es jetzt vorwärts geht, berichtet Brügmann. Deswegen kam es in der Gegend zu gewalttätigen Demonstrationen mit Toten. "Es wird mir von allen Autoritäten versichert, dass es 2013 auf der zuletzt geplanten Trasse weitergehen soll, aber keiner weiß wann oder mit welcher Baufirma", schreibt die Vorsitzende. "Unter solchen Bedingungen müssen wir mit größeren Investitionen bis zu einer endgültigen Klärung warten. Dennoch treiben wir die Planungen voran, denn unser überfülltes Waisenhaus mit 75 Kindern in sehr unterschiedlichen Altersgruppen braucht dringend Platz und funktionellere Strukturen", heißt es weiter.

Ein gute Nachricht ist, dass es dem schwerkranken Waisenhauskind Lucner besser geht. Er hat eine ernste neurologische Erkrankung, die man durch medikamentöse Behandlung in den Griff bekommen konnte, die ihn aber lebenslang begleiten wird.

Die Schule hatte im Juli wieder einen besonderen Erfolg: Die Abschlussklasse hat zum dritten Mal in Folge komplett die staatliche Abschlussprüfung nach der sechsten Klasse bestanden. Die Schüler waren überglücklich über dieses Ergebnis. Sie können jetzt eine weiterführende Schule besuchen. Trotzdem sind wir im Zweifel, ob dieses Niveau gehalten werden kann, denn das Schulministerium hat das Schuljahr noch einmal um einen Monat verkürzt. Das sorgt für Probleme beim Unterricht, denn der anspruchsvolle Lehrplan lässt sich in diesem Zeitfenster kaum noch unterbringen.

In der Landwirtschaft sammelt "Pwojé men Kontre" nun Erfahrungen mit dem Anbau größerer Flächen und versuchen immer mehr Lebensmittel für Waisenhaus und Schule aus der eigenen Produktion zu decken, obwohl es nicht einfach ist, aus dem steinigen Land in Handarbeit gute Ernten rauszuholen. Im Herbst hat Wirbelsturm "Sandy" einen Teil der Ernte vernichtet. Ein Fachmann war 2012 zweimal in Haiti und hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Es ist dringend notwendig, dass er weiterhin die Landwirtschaft beaufsichtigt, da das lokale Personal noch nicht ausreichend eigenverantwortlich arbeiten kann.

Im Januar war ein vierköpfiges Team aus Deutschland vor Ort – unter anderem Fritz Schondelmaier als Orthopäde und Günther Stuffler als Architekt. Dazu halfen zwei Zahnärzte zwei Wochen lang und behandelten Kinder, da der nächste Zahnarzt mehrere Autostunden entfernt und so für die meisten unerreichbar ist. Dazu hat der Verein eine mobile Behandlungseinheit erworben. Helfer für den Verein werden im ehrenamtlichen Bereich in Deutschland und für das Projekt in Haiti weiterhin dringend benötigt.

Weitere Informationen:

www.menkontre.de