Die Jesidin Dilveen im Gespräch mit Gerhard Schrempp vom Wolfacher Helferkreis Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Ausstellung "Geflüchtete in Wolfach" hat Finissage / Bewegende Schicksale künstlerisch aufgearbeitet

Von ihren Schicksalen und Hoffnungen haben Asylanten in der Bilderausstellung "Geflüchtete in Wolfach" aufgearbeitet. Jetzt endete sie. Bei der Finissage berichteten viele Menschen von ihren bewegenden Erfahrungen.

Wolfach. Zur Finissage der Bilderaustellung "Geflüchtete in Wolfach" haben Hausherr Axel Fahner, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Wolfach, und Gerhard Schrempp vom Wolfacher Helferkreis zum Dialog mit in Wolfach und Umgebung lebenden Geflüchteten in die Schalterhalle der Sparkasse eingeladen. Sparkassenvorstand Fahner hat sich in den vergangenen Wochen aus seinem Büro ein gutes Bild über das Interesse der Wolfacher Bevölkerung an der Bilderaustellung machen können und berichtete von vielen Besuchern, die sich lange und intensiv mit den Schautafeln beschäftigt hatten.

Zum Abschluss berichteten Geflüchtete aus Afghanistan, dem Irak, Syrien und aus Eritrea im Gespräch mit Gerhard Schrempp vom Helferkreis über die Beweggründe ihrer Flucht, ihre Fluchtrouten und über ihre Bleibe- beziehungsweise Rückkehrperspektiven, während die Kinder in der Spiel- und Malecke die Gastfreundschaft der Sparkasse Wolfach genießen durften.

So erzählte die irakische Jesidin Dilveen über die furchtbaren Ereignisse des 3. August 2014, als Terroristen des Islamischen Staats die schutzlos im Sindschar-Gebirge zurückgelassenen Jesiden gefangen nahmen, die Männer töteten und die Frauen als Sklavinnen versteigerten. Als "Tag des Verkaufs" durch die Peschmerga hat sich dieser Tag tief in die leidvolle Geschichte des jesidischen Volkes eingegraben. Dilveen gelang mit ihrer Familie, darunter einem sechs Wochen alten Baby, die Flucht über die Balkanroute nach Europa.

Der Eritreer Yonas war als Christ in seinem Heimatland im Gefängnis, dazu drohte ihm jahrelanger Wehrdienst in einem muslimisch geprägten Land und so wählte er den Weg über Äthiopien, den Sudan, die libysche Wüste und das Mittelmeer nach Italien. Als einziger der von Schrempp interviewten Frauen und Männer kann Yonas schwimmen und hätte so bei einem Schiffsunfall eine geringe Überlebenschance gehabt. Yonas hat wie der gleichaltrige Syrer Ammar in Deutschland schon erfolgreich Deutschkurse besucht und die Prüfungen bestanden. Beide hoffen darauf, im Kinzigtal eine Ausbildung als Krankenpfleger oder Elektriker machen zu können. Ammar hat wie viele Schüler ein wenig Bammel vor dem Mathematikunterricht, Yonas hat in Eritrea beim Finanzamt gearbeitet und ist die Arbeit mit Zahlen gewohnt.

Auf die Bleibe- beziehungsweise Rückkehrperspektive in vielleicht fünf Jahren angesprochen, äußerten alle die Auffassung, dass sie gerne zurückkehren würden und beim Wiederaufbau ihrer Heimat helfen möchten. Derzeit lasse die Sicherheitslage in Afghanistan, Irak und Syrien dies allerdings nicht zu beziehungsweise sei ein Leben als verfolgter Christ in Eritrea unter den momentanen politischen Verhältnissen nicht möglich. Im Kinzigtal fühlen sich alle wohl und von den ehrenamtlichen Helfern gut betreut. Mit den immer besser werdenden Deutsch-Kenntnissen bieten sich den arbeitswilligen jungen Männern und Frauen jetzt auch erste Arbeitsmöglichkeiten, was die Argumentation der Alltagsbetreuer für die Aufnahme einer beruflichen Ausbildung allerdings nicht einfacher macht, wie zwei Betreuer berichteten.

Der Helferkreis Wolfach sucht für die in Wolfach untergebrachte Flüchtlingsfamilien derzeit einen funktionstüchtigen Staubsauger, einen Fernseher, einen Schreibtisch, einen Stuhl sowie einen zweitürigen Kleiderschrank. Angebote nimmt Birigt Waidele unter Telefon 07834/ 86 90 51 oder per E-Mail an birgit.waidele@gmail.com entgegen.