Dekan Matthias Bürkle (von links), Dekanatsreferentin Ruth Scholz, Diakon Willi Bröhl, Pfarrer Hannes Rümmele und Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Sonja Welle Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Visitation: Kirchengemeinden reflektieren Stärken und Schwächen / Kritisches Gespräch mit Pfarrgemeinderat

Im fünfjährigen Turnus erhalten die katholischen Pfarrgemeinden "Besuch" von übergeordneter Stelle. Am vergangenen Wochenende hat sich das Pastoralteam den Fragen von Dekan Matthias Bürkle und Dekanatsreferentin Ruth Scholz gestellt.

Wolfach. Mit einem zehnköpfigen Selbstbewertungsteam bestehend aus Vertretern der verschiedenen ehrenamtlichen Gruppen aus Wolfach, Oberwolfach und St. Roman hatte sich die Seelsorgeeinheit seit Dezember auf die Levi-Visitation (Lernen, Entwickeln, Vereinbaren, Inspirieren) vorbereitet und dem Dekanat Anfang Juni eine umfangreiche Dokumentation zukommen lassen.

Am Dienstag stand zunächst die "Sachvisitation" an, bei der es um eher technische Fragen wie Arbeitsschutz, Datenschutz und Missbrauchsprävention ging. Am Samstag wurden zwei "spannende Dinge" visitiert, welche die zu besuchende Seelsorgeeinheit selbst auswählen durfte. Hierzu hatte das Pastoralteam um Pfarrer Hannes Rümmele und Diakon Willi Bröhl die zum Familienzentrum weiterentwickelte Kindertagesstätte in Oberwolfach und den Beamer in der Wolfacher Stadtkirche, der viele neue Gestaltungsmöglichkeiten für den Gottesdienst bietet, ausgewählt.

In Gesprächen mit dem Selbstbewertungsteam hatten sie die Möglichkeit, auf weitere Punkte hinzuweisen, dann suchten Bürkle und Scholz ohne Pfarrer Rümmele und Diakon Bröhl das kritische Gespräch mit dem Pfarrgemeinderat.

An jede Gesprächsrunde schloss sich eine Pause an, in der Bürkle und Scholz die in den persönlichen Gesprächen gewonnenen Erkenntnisse reflektierten.

Die "Bilanz" für die Seelsorgeeinheit "An Wolf und Kinzig" wurde dann öffentlich im Pfarrzentrum gezogen. Als Stärken hatten Bürkle und Scholz einige Bereiche identifiziert.

Volkskirchliche Elemente mit hohem Stellenwert

So würden an Wolf und Kinzig gegen den landesweiten Trend die kirchlichen Gruppierungen (Kolping, Katholische Frauen KFD) erfolgreich verjüngt beziehungsweise Gruppen neu gebildet. Volkskirchliche Elemente wie die Fronleichnams-Prozession, Wallfahrten oder die Patroziniums-Feiern hätten einen hohen Stellenwert im Kirchenleben. Mit den Ministranten würde der verbindende Charakter der Seelsorge-Einheit fast schon mustergültig auch von den ganz Jungen im Ehrenamt vorgelebt.

Mit der Polio-Hilfe, dem Engagement für das Caritas-Baby-Hospital in Bethlehem und dem ökumenischen Krankenhaus-Besuchsdienst weise die Seelsorgeeinheit ein hohes Maß an sozialem Engagement über das "Tagesgeschäft" hinaus auf. Mit dem "Abend der Barmherzigkeit" und der Dankveranstaltung für die Ehrenamtlichen mit Abendessen und kleinem Programm beschreite das Pastoralteam erfolgreich neue Wege, um Kirchenmitglieder wieder zurück in die Kirche zu holen und die Arbeit der Ehrenamtlichen wert zu schätzen.

Gegenüber dieser Liste nahmen sich die "Schwächen", genannt "Entwicklungspotenziale", eher gering aus. Hinsichtlich der Gewinnung eigenverantwortlicher Mitarbeiter sei noch Luft nach oben, nur wenig verklausuliert mahnte das Dekanat hier eine deutliche Erhöhung der Zahl der Pfarrgemeinderatsmitglieder bei der Wahl 2020 an, verfügt die Seelsorgeeinheit doch aktuell nur über vier Pfarrgemeinderäte.

Ideen zielstrebig konkretisieren

Auch müssten Ideen zielstrebiger von bloßen "Visionen" hin zu Projekten konkretisiert werden und Ehrenamtliche zu Gemeindeteams gebündelt werden, die auf lange Sicht ("Pastoral 2030") das Gesicht der Gemeinde vor Ort darstellen könnten. Für St. Roman nannten Bürkle und Scholz die Idee eines auf die Hotelgäste zugeschnittenen zielgruppenspezifischen Kirchenangebots.

"Levi" leitet sich laut der Internetseite der Erzdiözese Freiburg aus den Schlüssel-Begriffen Lernen, Entwickeln, Vereinbaren und Inspirieren ab. Damit wird das Programm zur Visitation und Gemeindeentwicklung bezeichnet. Es dient der Standortbestimmung von Seelsorgeeinheiten, einer fundierten Auseinandersetzung mit Fragen der "Qualität in der Pastoral" und Weiterentwicklung der pastoralen Praxis. Auf der Basis einer Würdigung bisheriger Erfolge (Wirkungsüberprüfung) werden die kommenden Schritte der Organisationsentwicklung geplant, die den Sendungsauftrag der Kirche weiter konkretisieren helfen.