Die Teilnehmer des Bürgerdialogs diskutierten mit Landrat Frank Scherer. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgerdialog: Landrat Frank Scherer folgt Einladung des BLHV und der Elterninitiative Buskinder St. Roman

Der BLHV Wolfach und die Elterninitiative Buskinder St. Roman hat kürzlich Landrat Frank Scherer zu einem Bürgerdialog eingeladen. Er fand auf dem Erzwäschehof statt, wo die Teilnehmer über die Situation im Ländlichen Raum sprachen.

Wolfach-St. Roman (red/kty). Der Dialog fand laut Mitteilung der Verantwortlichen ganz bewusst in kleinem Rahmen statt. Bruno Armbruster und sein Sohn Christoph, der in absehbarer Zeit den Hof übernehmen wird, empfingen den Landrat und erläuterten die Situation des Erzwäschehofs. Ein wichtiges Standbein für die Familie stellen die Erträge aus der Ferienpension Erzwäsche dar. Zunehmend fordern die Gäste dabei eine gute Internetversorgung, die leider auf dem abgelegenen Gehöft bis heute nicht vorhanden ist, heißt es weiter.

Ein weiteres Thema war die Offenhaltung der Landschaft. Auf der Erzwäsche übernehmen das derzeit Mutterkühe und Schweine, die für die Versorgung der Familie und der Gäste gehalten werden. Die Bewirtschaftung der Steillagen ist beschwerlich und nicht rentabel.

Der BLHV wies deshalb auf den dramatischen Rückgang der Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe in Wolfach hin. Von 1999 bis 2015 ging die Zahl um mehr als 55 Prozent auf nur noch circa 45 zurück. Gleichzeitig sank auch die Anzahl der Nebenerwerbsbetriebe deutlich. Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt werde, sei die Offenhaltung der Landschaft und damit auch der Tourismus als wichtiges Standbein gefährdet, so die Verantwortlichen.

Besondere Bedeutung für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Erzwäsche und vieler weiterer regionaler Betriebe, darin waren sich der Landrat und die Besprechungsteilnehmer einig, haben die kostengünstige Sicherstellung der Eigenwasserversorgung und der Abwasserentsorgung, der Erhalt der Zufahrtstraßen, die Erhaltung der Beratung und Antragstellung der Land- und Forstverwaltung vor Ort in Wolfach, die Versorgung mit Breitband sowie die Möglichkeit, sich als Betrieb auch baulich weiter zu entwickeln.

Fahrdienste erfordern logistischen Aufwand

Die Teilnehmer machten aber auch deutlich, dass nach ihrer Beobachtung dieser pragmatische Ansatz in Offenburg durch die zunehmende Verordnungswut von Stuttgart, Berlin und Brüssel massiv unterlaufen wird.

"Grünlandumbruchverbot, Forstreform, Verpackungsverordnung, Verbot der Anbindehaltung, ständig schärfere Regeln zu Gülleausbringung und so weiter. Das Fass ist übervoll und raubt den Landwirten die Motivation", so BLHV-Vorsitzender Helmut Schneider.

Weiter haben Vertreter der Elterninitiative Buskinder St. Roman erläutert, warum die drohende Streichung der zweiten Buslinie am Morgen für sie nicht hinnehmbar war und ist. Das Leben im Ländlichen Raum erfordert, wie in städtisch geprägten Regionen, die Möglichkeit, Beruf und Familie zu verbinden. "Umfangreiche private Fahrdienste für Senioren, zum Beispiel zu Arztbesuchen, und für Kinder zur Teilnahme an Vereinsaktivitäten, erfordern einen hohen finanziellen, logistischen und zeitlichen Aufwand, der auch mit den beruflichen Gegebenheiten abzustimmen ist", brachte Daniela Dieterle-Weiß das Dilemma auf den Punkt.

Deshalb seien vor allem Familien darauf angewiesen, dass Fahrten zu Kindergärten und Schulen nicht zusätzlich in ihren Verantwortungsbereich übertragen werden, heißt es weiter. Weiter ist es aus Gründen der Chancengleichheit nicht hinnehmbar, dass Kinder viele weiterbildende Schulen mit dem Bus nicht erreichen können. "Gerade bei den Schülern der weiterführenden Schulen wird diese Problematik im Außenbereich vielfach von den Schulträgern hingenommen", meinte Martin Sum aus St. Roman.

Landrat Scherer betonte, dass der Landkreis, Kommunen, Schulen und Eltern eine gemeinsame Verantwortung für dieses Thema und die weitere Verbesserung des Status Quo tragen. Dabei seien durchaus auch kreative Lösungen gefragt. Durch den Beschluss des Kreistags sollte es nun aber gelungen sein, die Situation für die betroffenen Familien und Kommunen zu verbessern.

Zuletzt richtete sich der Blick des Bürgerdialogs auf die Herausforderungen der Zukunft. Die große Bedeutung des Tourismus, auch in Zeiten zurückgehender Erträge in der Land- und Forstwirtschaft, die möglichen Folgen des Klimawandels, die Notwendigkeit der Erhaltung und Schaffung attraktiver Arbeitsplätze, die eigene und fremde Wertschätzung der Leistungen der Menschen und ein bedarfsgerechtes Konzept für Mobilität im ländlichen Raum rundeten den Dialog ab, heißt es in der Mitteilung.