Pater Michel Mandey (Mitte) hat für drei Wochen die Urlaubsvertretung von Pfarrer Hannes Rümmele übernommen. Mit ihm auf die Zeit im Schwarzwald freut sich auch Diakon Willi Bröhl (Zweiter von links). Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: Pater Michel Mandey übernimmt Urlaubsvertretung in der Seelsorgeeinheit An Wolf und Kinzig

Pater Michel Mandey hat für drei Wochen die Urlaubsvertretung für Pfarrer Hannes Rümmele übernommen. Im Gespräch berichtet er über seinen Beruf sowie die Unterschiede zwischen dem Schwarzwald und seiner Heimat Kongo.

Wolfach. Bereits zum dritten Mal hat Pater Mandey zur Urlaubsvertretung die Gästewohnung im katholischen Pfarrhaus am Wolfacher Kirchplatz bezogen. Zu Beginn des Gesprächs entschuldigt sich der 43-jährige Kongolese noch für sein schlechtes Deutsch: "Ich brauche immer eine Woche hier, bis alle Sätze wieder ein richtiges Ende finden." Ein Eindruck, der sich in der folgenden guten Stunde allerdings nicht bestätigen wird.

Mandey studiert in Rom Theologie und Philosophie und steht kurz davor, die Doktorwürde zu erreichen. Zu seiner Doktorarbeit über den evangelischen Theologen Eberhard Jüngel steht nur noch die Disputation aus. In seiner Arbeit stellt Mandey die Jüngel’sche Christologie den Kriegen und dem Hunger auf dem afrikanischen Kontinent gegenüber.

Als eines von sechs Geschwistern sah sich Mandey schon früh zum Dienst in der katholischen Kirche berufen. Elf Jahre dauerte seine theologische Ausbildung (Noviziat) mit verschiedenen Stationen im Kongo, in Kamerun, Kenia und Südafrika. 2008 wurde Mandey zum Priester geweiht, nach Missionarstätigkeiten auf den Philippinen und im Kongo kam der Pater 2013 nach Rom, um dort weiter zu studieren. 2016 lernte er in einem auf ein halbes Jahr ausgelegten Intensivkurs in der Freiburger Dependance des Herz-Jesu-Ordens Deutsch und hält seitdem einmal die Woche im Vatikan eine Messe auf Deutsch.

Dennoch zählt Mandey Deutsch (noch) nicht zu den acht Sprachen, die er fließend spricht. Neben Lindala und drei weiteren kongolesischen Sprachen sind dies Italienisch, Englisch, Französisch und Portugiesisch. Am Schwarzwald und speziell Wolfach schätzt der Pater die sehr netten Leute, die geduldig mit ihm seien und sich immer bemühten, ihn zu verstehen.

Begeisterung für den Glauben springt über

Im Ergebnis fühlt Mandey sich frei, zu sprechen und zu predigen – und dies immer vor einer vollen Kirche. Die Begeisterung für seinen katholischen Glauben springt selbst in der künstlichen Interview-Situation schon nach wenigen Minuten über.

Die weiten Wege in der Seelsorgeeinheit sind für Mandey nichts neues. Im Kongo betreuten drei Patres eine Pfarrei mit einem Radius von 100 Kilometern. Die Wege zwischen den Kirchen legten die Patres dabei mit dem Motorrad oder einem Boot (auf dem Kongo-Strom oder seinen Nebenflüssen) zurück.

Die Gläubigen haben im Kongo oft 15 bis 20 Kilometer zu Fuß oder mit dem Fahrrad hinter sich, wenn sie in der Kirche Gottesdienst feiern. Dafür dauern diese dort auch mindestens drei Stunden, es wird viel getanzt und gesungen. "Wir haben Zeit", meint der afrikanische Pater vieldeutig. Die Liturgie ist vergleichbar, wird aber in allen Teilen einfach viel länger zelebriert.

Eine Predigt dauert gut und gerne eine Dreiviertelstunde und aus den Kirchenbänken werden dabei auch Fragen an den Pater gestellt. Auch ist immer ein Kirchenchor mit vielen jungen Sängern Teil des Gottesdiensts, besondere Angebote für junge Gläubige sind nicht notwendig. Die Kirche spricht im Kongo noch alle Generationen gleichermaßen an.

Die Joggingstrecke in Oberwolfach wird fehlen

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass Mandey trotz seines Sprachtalents seine berufliche Zukunft zuhause im Kongo sieht. Wie jeder kongolesische Familienname hat natürlich auch "Mandey" seine Bedeutung: Frei übersetzt bezeichnet "Mandey" einen Menschen, dem das Schicksal eine Chance eröffnet hat. Mit dem Doktortitel im Gepäck möchte der Pater diese Chance nutzen und an der Universität Kinshasa Theologie und Philosophie lehren. Für den "Urlaub" in Wolfach wird er dann wohl keine Zeit mehr haben.

Was ihm fehlen wird? Noch einmal nennt der Pater aus dem Kongo die Freundlichkeit der Einheimischen, als Zweites folgt schon seine Joggingstrecke hinauf zur Kirche St. Marien in Oberwolfach-Walke und wieder zurück, die er jeden Morgen zurücklegt. Diese Ruhe habe er im Kongo nicht.

Und über einen Privatchauffeur wird er dort wohl auch nicht verfügen können. In Wolfach pilotiert ihn wie schon in den beiden Vorjahren Klaus Bea wieder zwischen Wolfach, Oberwolfach und St. Roman hin und her.

Seinen Abschlussgottesdienst hält Pater Michel Mandey am Kirchweihsonntag, 8. September, in der Wolfacher St.-Laurentius-Kirche.