Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch (Mitte) mit den Hoteliers Manfred und Ulrike Haas in St. Roman Foto: Steitz Foto: Schwarzwälder Bote

Lebensmittel: Staatssekretärin Gurr-Hirsch weist bei Besuch in St. Roman auf maßvollen Umgang hin

1,9 der jährlich anfallenden elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle stammen aus Kantinen, Krankenhäusern und Restaurants. Das Naturparkhotel Adler geht mit gutem Beispiel voran. Es produziert solchen Müll nur geringfügig – das ist nun gelobt worden.

Wolfach . Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin aus dem Ministerium für Ländlichen Verbraucherschutz, hat sich am Donnerstagnachmittag nämlich dort über die Möglichkeiten informiert, wie die Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie vermieden werden kann. Tipps aus erster Hand bekam sie dabei von Hotelier Manfred Haas, der das "Adler" gemeinsam mit seiner Frau Ulrike betreibt.

Jährlich fallen in diesem Hotel- und Restaurantbetrieb des "Adler" 26 Kubikmeter Speisereste an. Sie werden durch die Firma Refood einer Biogasanlage zugeführt. "Null geht nicht", stellt der St. Romaner aber auch klar. Es gebe nur Möglichkeiten, die Nahrungsverschwendung zu reduzieren, sie im Gastronomie-Bereich vollkommen zu beseitigen, aber nicht.

Das Hotel auf dem Berg inmitten einer Waldlandschaft, zählt zu den 47 Naturpark-Wirten. Die regionale Gruppe innerhalb der "Schmeck den Süden"-Gastronome gibt hohe Qualitätsstandards vor und setzt sich für den Erhalt der Kulturlandschaft ein. Die meisten von ihnen sind mit zwei Löwen ausgezeichnet, berichtet Haas. Das sei beim "Adler" genauso. Die Einrichtung bietet daher mehr als sechs regionale Gerichte an.

Das liegt laut Gurr-Hirsch im Trend. "Regional ist das neue Bio", bekräftigt die Staatssekretärin. Wenn Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen, so Gurr-Hirsch, sei das aber schon einmal gut. "Selbst die konventionelle Ware ist am Bio dran", so die 64-jährige Politikerin. Dies sei beispielsweise auf den weniger gewordenen Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln zurückzuführen.

Es geht der 64-Jährigen nicht darum, die Vielfalt zu verbieten, sondern darum, dass Konsumenten und Erzeuger maßvoll mit ihr umgehen. 82 Kilogramm verschwendet jeder Deutsche pro Jahr (siehe Info). Auch die EU-Kommission habe Interesse an dem Ziel der Vereinten Nationen bekommen, weiß Gurr-Hirsch. Demnach soll im Rahmen der "Sustainable Worldwide Goals" die Lebensmittelverschwendung bis 2030 um die Hälfte zurückgefahren werden, betont Gurr-Hirsch. Baden-Württemberg gelte dabei als Vorbild.

Im Kleinen ist das das "Adler". Daher schlug es der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) auch Gurr-Hirsch für einen Besuch vor. Viele Speisen werden dort als kleinere Portion zum reduzierten Preis angeboten, um die Gäste zu animieren, entsprechend ihres Hungers zu bestellen. Auf Nachfrage schöpft das Hotelpersonal also nach. In der Speisekarte befindet sich auch ein Hinweis darauf, bei Bedarf nachnehmen zu können, berichtet Haas. Er habe gegenüber vom Hotel auch noch einen Forellenteich. Das Wild stammt zum größten Teil aus dem eigenen Gehege und der heimischen Jagd. Ein Teil des Rindfleischs wird direkt von einheimischen Bauern gekauft, die Eier vom Josenhof aus Kirnbach bezogen. Obst und Gemüse kommen auch aus der Region.

"Das ist schon sehr viel", befand Gurr-Hirsch. So lobte die Staatssekretärin das "vorbildhafte Wirken des Hauses". Haas hatte auch Tipps parat, zum Beispiel, den Kühlschrank in Ordnung zu halten, auf Haltbarkeitsdaten zu achten und schon den Einkauf richtig zu planen. So nahm die Politikerin viel Inspiration aus St. Roman mit.

Lebensmittelabfälle in der Bundesrepublik (gesamt) pro Jahr: 11 Millionen Tonnen

Davon anfallender Müll der Außer-Haus-Verpflegung: 1,9 Millionen Tonnen

Jährliche Verschwendung pro Kopf in Deutschland: 82 Kilo (entspricht 400 Euro)

40 Prozent der Bundesbürger essen außer Haus

Single-Haushalte sind sparsamer als die größerer Familien