Das Exponat "Der Floßknecht" zeigt ein typisches Werk von Eduard Trautwein aus der Zeit des Nationalsozialismus. Foto: Jehle

Kultur im Schloss zeigt Werke des in der Diskussion befindlichen Wolfachers im Museum der Stadt.

Wolfach - Das Museum im Wolfacher Schloss hat am Sonntag die neue Saison mit Bildern des einheimischen Künstlers Eduard Trautwein eröffnet. Die Ausstellung zeigt ein sehenswertes Stück Wolfacher Zeitgeschichte aus der künstlerischen Sicht des gebürtigen Schiltachers.

Kuratorin Margarete Dieterle ist es gelungen, aus Museumsbeständen und Leihgaben aus Privatbesitz sowie der Städte Wolfach und Schiltach einen Querschnitt des Schaffens von Trautwein zusammen zu stellen. Neben Exponaten in Öl, Kohle- und Bleistiftzeichnungen sind auch Skizzen für den Holzfries eines Kinzigtäler Hochzeitszuges zu sehen.

Ein Rundgang durch die Ausstellung: Zwölf Lithografien aus der Mappe "Wolfach – ein Schwarzwaldstädtchen in zwölf Steinzeichnungen" zeigen die Stadt aus verschiedenen Perspektiven wie beispielsweise dem Käpflefelsen oder Szenen aus dem Alltagsgeschehen wie "Konzert vor dem Rathaus" oder "Markt". Eine Buntstiftzeichnung der in Wolfach sehr verehrten "Udilhild" ist oberhalb der Vitrine ausgestellt, in der eine Nachbildung des ersten Freiheitsbriefes 1305 der Gräfin an Wolfach gezeigt wird.

Die ideologisierte Darstellung der Udilhild, die vor dem "Schlössle" Kindern die Fischereirechte verleiht, kann stellvertretend für die Jahre der vom Nationalsozialismus beeinflussten Kunst Trautweins gesehen werden. Bewusst wurden der Gesamtdarstellung seines künstlerischen Wirkens wegen Gemälde wie diese mit in die Ausstellung einbezogen. Auch die Bleistiftzeichnung von jungen Frauen aus Wolfach und Kirnbach im BDM (Bund deutscher Mädchen) dokumentiert einen Ausschnitt gelebter Wirklichkeit jener Zeit. Jedoch wird man Trautwein nicht gerecht, wenn er auf diese Arbeiten reduziert wird. Der Erhalt dieser Darstellungsart für die Nachwelt und auch seine Mitgliedschaft in der NSDAP reflektiert die Beeinflussbarkeit der Menschen von der Ideologie der Nationalsozialisten jener Zeit auch in Wolfach. Bilder aus den Anfängen Trautweins wie die "Dame mit Hund" auf Holz (1926) oder Wolkenbilder, zwei der wenigen Aquarelle, belegen Streifzüge des Künstlers in andere stilistische Genres. Wie Kunst und Wirklichkeit ineinander greifen, ist anhand der Interpretation Trautweins der "Menzinger Karte" (Stadtanlage Wolfach nach der Kinzigtalkarte von Jakob Menzinger aus dem Jahr 1655) nachzuvollziehen.

Laut Christian Oberfell, Vorsitzender des Vereins Kultur im Schloss, hat Trautwein in seiner Nachbildung der Karte in die Häuser Fachwerk eingezeichnet und dies auch den Schiltachern vermittelt, die in der Folge das Fachwerk aus ihren Häusern "herausgeklopft" haben. Die Wolfacher Ausstellung regt zum Nachdenken an, wie stark Kunst vermittelndes Element der Gesellschaft im Guten wie im Schlechten ist – man denke nur an die Schauspiellegenden Gustaf Gründgens und Heinrich George oder Revuestar Marika Rökk während des NS-Regimes.