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Wolfacher Bürger diskutieren Kinzigtalbad

Viele offene Fragen ranken sich derzeit um das Kinzigtalbad. Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert hatte am Mittwochabend zur Einwohnerversammlung eingeladen, bei der über die Kosten und möglichen Konsequenzen diskutiert wurde.

Wolfach. Die Stadt Wolfach trägt nach Hausach den größten Teil der Kosten für das Projekt. Wie mehrfach berichtet, hatte es bei diesem eine Kostensteigerung von 9,5 Millionen Euro auf 12,5 Millionen Euro gegeben.

"Das Thema drängt. Es drängt uns alle", brachte Bürgermeister Geppert es zu Beginn der Veranstaltung auf den Punkt. Rund 140 Interessierte waren der Einladung in die Festhalle Wolfach gefolgt. Neben Geppert stellte sich Gunnar Lehmann vom Offenburger Architekturbüro Lehmann, das die Planung des Kinzigtalbads verantwortet, den Fragen der Versammlung. Zunächst gab es Informationen über das Projekt und den Planungsstand.

Das Kinzigtalbad ist laut Geppert mittlerweile in der öffentlichen Diskussion in Wolfach zum "Dauerthema" geworden. Er bekräftigte, dass die Entscheidung für das Kinzigtalbad eine "Entscheidung für die Zukunft" sei. Immer wieder, auch während der anschließenden Diskussion, betonte er, dass Wolfach keineswegs aus dem Projekt aussteigen wolle. Vielmehr ginge es darum, eine Kompromisslösung für die Mehrkosten zu finden. Dass die Stadt trage, was seinerzeit beschlossen wurde, stehe außer Diskussion.

Ursprünglich waren 9,5 Millionen Euro veranschlagt worden. Die 11,1 Millionen Euro, die der Bau für das Bad in der kostenreduzierten Variante 4 kosten soll, bedeuteteten jedoch "eine zu hohe Belastung für die Stadt". Eine Teildeckung der Kosten halte er für vertretbar, betonte Geppert. Die grundlegenden Voraussetzungen für das Kinzigtalbad hätten sich mit der Kostensteigerung jedoch geändert. Seiner Ansicht nach könne Wolfach ein "vertretbares Mehr" tragen, aber ein Kostendeckel sei bei der Entwicklung notwendig.

Zudem drängt für Wolfach nun die Zeit. Sollte der Zweckverband bei seinem Sitzungstermin am Donnerstag, 29. September, bleiben, müsse der Wolfacher Gemeinderat bereits in seiner Sitzung kommende Woche eine Entscheidung treffen.

Sowohl der Gemeinderat, als auch er selbst würden sich unter den gegebenen Umständen mit einer Entscheidung für das "Leuchtturmprojekt" schwer tun. Zudem appellierte er, die kommenden Entscheidungen mit der gebotenen Ruhe anzugehen.

"Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst", stellte Lehmann eingangs seiner Vorstellung der bisherigen Planungen klar. Denn nur wer umfassend informiert sei, könne die richtigen Entscheidungen treffen.

In der anschließenden Diskussionsrunde, die den Großteil des Abends einnahm und den Bürgern damit viel Raum für ihre Fragen ließ, zeigte sich, dass das Bad die Wolfacher auf verschiedenen Ebenen beschäftigt, teilweise wurde die Diskussion hitzig geführt. Einige Fragen zielten bereits auf Details des Betriebs – Sonnenschutz, Anzahl der Bahnen – ab. Andere beschäftigten sich mit dem "Großen Ganzen".

Das Kinzigtalbad zu bauen, sei für den Tourismus in der Region notwendig, sagte Manfred Schafheutle, langjähriges Gemeinderatsmitglied und ehemaliger Bürgermeisterstellvertreter in Wolfach. Damit sei es auch eine Aufgabe des Mittelzentrums, diese mitzutragen. Er warnte, dass eine Blockierung der Variante 4 seitens Wolfach bedeuten könnte, dass die Stadt in anderen interkommunalen Projekten – aktuell etwa der neu zu schaffenden Schwarzwald Kinzigtal Tourismus, deren Sitz sich in Wolfach befinden soll – nicht mehr zum Zug kommen könnte.

Geppert widersprach dem vehement und betonte, diese Punkte würden auf keinen Fall vermischt werden. Das Bad sei keine Prämisse für die gemeinsame Arbeit. Zudem betonte er, dass Wolfach sich nicht gegen das Projekt als solches stelle. "Bei dem, was ursprünglich in der Planung stand, sind wir klar dabei. Wir müssen uns darüber klar werden, was darüber hinaus als Kompromiss oder Signal möglich ist."

Ein Einwohner merkte an, dass aus einer anderen Gemeinde signalisiert worden sei, Wolfach könne im Zweckverband gegebenenfalls überstimmt werden. Laut Geppert stehe das tatsächlich im Raum, weshalb weitere Gespräche notwendig seien. Gemeinderatsmitglied Helmut Schneider sagte bei seiner Wortmeldung jedoch, er ginge davon aus, dass die hiesigen Kommunen gar nicht derartig miteinander umgehen wollten.

Des Weiteren äußerte Schneider die Sorge, dass die Kostenschätzung von 11,1 Millionen Euro nun auch lediglich "eine Art politischer Preis" sei und nicht eingehalten werde. "Das ist die schwierigste Entscheidung, die ich in meiner Zeit im Gemeinderat treffen musste", sagte er. Zumal die laufenden Kosten mindestens genau so schlimm seien. Wie viele seiner Mitredner äußerte er die Erwartung, dass es für Wolfach einen klaren Kostendeckel geben müsse – auch für die Betriebskosten des fertigen Kinzigtalbads. Auch, was gestrichen wird, wenn das Bad noch teurer zu werden droht, müsse bereits jetzt festgelegt werden.

Die 11,1 Millionen Euro seien keine Kostenberechnung, räumte Lehmann ein – aber auch keine politische Zahl. "Wir mussten Varianten überplanen und Alternativen darstellen", erklärte er. Die Alternativen müssten entsprechend mit Kosten hinterlegt werden. Werde die Variante nun verabschiedet, müsse die Entwurfsplanung abgeschlossen werden. Erst dann könne die Kostenberechnung erstellt werden. "Ich kann nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass Sie diese Landschaft für 11,1 Millionen Euro bekommen", sagte Lehmann. Der Betrag sei jedoch eine verlässliche Basis für die Planung. Ein Konsens müsse schnell gefunden werden, da weitere Verzögerungen auch eine Kostensteigerung bedeuten.

Für alle Beteiligten überraschend war eine Äußerung Lehmanns, laut derer wohl bereits früh in der Planung eine Kostensteigerung der veranschlagten 9,5 Millionen um rund eine Million Euro festgestanden hätte. Auf Anfrage des SchwaBo erklärte Lehmann gestern, bei der Gründung des Zweckverbands hätten unterschiedliche Kostenberechnungen vorgelegen. Die Planung der Technik ist, wie Wolfachs Hauptamtsleiter Dirk Bregger erklärte, nicht vom Architekturbüro erstellt worden. "Diese Planung hätte aber von Anfang an genauer berücksichtigt werden müssen", sagte Lehmann gestern. Der Millionenbetrag teilt sich allerdings auf: 690 000 Euro entfallen laut Lehmann auf das Kinzigtalbad, rund 300 000 Euro auf das Freibad, dessen Umbau die Stadt Hausach allein trägt.

Die Wolfacher wünschen sich einen Kostendeckel für Bau- und Betriebskosten, so der Konsens nach gut dreieinhalb Stunden Diskussion. Zum Abschluss bat eine Bürgerin darum, an die Kinder zu denken: "Wir brauchen das Bad, damit sie schwimmen lernen können." Blockieren möchte das Projekt niemand, aber viele Fragen sind weiterhin offen. Im Gemeinderat Wolfach steht in der kommenden Woche ein Grundsatzbeschluss auf der Tagesordnung.