Pfarrer Stefan Voß (links) erklärt Markus Uhl (rechts) das Modell des neuen Kirchenensembles, das in Wolfach entstehen soll. Der Orgelpianist Uhl brillierte an dem Abend mit zahlreichen vermengten Darbietungen verschiedener Werke. Foto: Dorn

Markus Uhl und Glücksfee gastieren in der evangelischen Stadtkirche

In den Genuss eines Orgelkonzerts der Extraklasse sind gut 70 Besucher in der evangelischen Stadtkirche am frühen Sonntagabend gekommen. Markus Uhl gab ein Benefizkonzert für das Bauprojekt der Evangelischen Kirchengemeinde Wolfach.

Wolfach. Uhl, nicht nur als Bezirkskantor im Kirchendienst der Diözese Freiburg tätig, ist im Kinzigtal kein Unbekannter mehr und war der Einladung des Pfarrers Stefan Voß gern gefolgt.

Er begann mit keinem geringeren Stück als der "Toccata und Fuge in d-Moll", dem wohl bekanntesten Orgelwerk der Welt. Volltönend, virtuos, perfekt ins Decrescendo, machte Uhl dem Publikum Appetit auf die Stunde Orgelmusik.

Die Besucher hatten im Vorfeld auf Wunschzetteln Einfluss auf das Programm nehmen können. Die Wahl, die Uhls Schwester Eva Krause als Glücksfee durchführte, zauberte dem Organisten ein Schmunzeln aufs Gesicht.

Zur Aufführung kam das wohl bekannteste Kirchenlied der westlichen Hemisphäre "Großer Gott wir loben dich". Die Improvisation brach nach versöhnlichem Anfang fast schon selbstironisch mit den klassischen Hörgewohnheiten. Uhl transportierte die Melodie mal beidfüßig ohne Einsatz seiner Hände, mal klassisch brav als Gottesdienst-Klassiker. Die Vorfreude im Zuhörerraum auf den zweiten Improvisationspart war förmlich spürbar.

Im Mittelteil des Konzerts brillierte Uhl mit Buxtehudes "Präludium in D major", dem großen Werk des norddeutschen Orgelbarocks folgte ein eher demütiges Stück aus Bachs "Kleinem Orgelbüchlein", das der Komponist Johann Sebastian neuesten Erkenntnissen zufolge wohl 1717 in einer Gefängniszelle angefertigt hatte, in der ihn sein Dienstherr hatte einsperren lassen, als Bach – noch zu Diensten seines Herzogs – bereits einen Vertrag eines anderen Fürstenhauses unterschrieben hatte. Auch für einen musikalischen Superstar im 18. Jahrhundert war dies ein absolutes Tabu.

Auch fürs dritte Stück hatte sich Uhl eine Besonderheit aus der Vita des großen Bach herausgesucht. Der Meister verstand sich auch vortrefflich darauf, erfolgreiche Stücke der Konkurrenz zu covern. Das Ergebnis der Bach’schen Vivaldi-Adaptionen kann sich auch nach fast 300 Jahren hören lassen. Uhl gab beiden Künstlern ein Gesicht. Dabei dominiert mal die Bach’sche Übermalung, dann scheint wieder Vivaldis südländische Art durch, die selbst den im Adagio angelegten zweiten Satz fröhlich erscheinen lässt.

Für die zweite Improvisation ließ Uhl gleich drei Wunschzettel verlesen und kombinierte dabei "Amazing grace", "Kein schöner Land in dieser Zeit" und "Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen". Bevor die Improvisation in ein simples Medley abgleitete, ließ Uhl die einzelnen Stücke zwischen den Tieftönern als Einwürfe tropfen und verursacht Gänsehaut.

Im Finale, einer Toccata des John Rutter, verausgabte sich Uhl dann, hatte aber noch Energie für eine Zugabe übrig. Das von der Glücksfee gezogene "Christ ist erstanden" spielt er brav an und endet aber mit dem Abendlied "Der Mond ist aufgegangen". Damit entlässt Uhl die begeisterten Besucher in den gemütlichen Teil der Veranstaltung.