Seit 47 Jahren ist Schwabo-Mitarbeiter Klaus Bea als Nikolaus unterwegs. Auch für ihn ist in diesem Jahr Vieles anders. Foto: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Klaus Bea schlüpft seit 47 Jahren in die Rolle des Heiligen / Corona macht diesmal alles anders

Wolfach. Er ist Nikolaus mit Leib und Seele: Seit 47 Jahren schlüpft Klaus Bea in der Weihnachtszeit in die Rolle des Heiligen. In diesem Jahr zwingt ihn die Corona-Pandemie zum ersten Mal zu einer Pause.

Der Umhang und die Mitra sind gerichtet, das Gewand hängt bereit am Schrank. Nur der Bart muss noch hergerichtet werden. In diesem Jahr wird das Kostüm allerdings wohl nicht so oft zum Einsatz kommen. Die meisten Veranstaltungen sind abgesagt, die Einladungen in die Familien eher verhalten. "Ich finde es einfach schade", sagt Klaus Bea. "Nicht nur wegen der Kinder – auch, weil die Tradition total ins Wanken kommt."

In "normalen Jahren" ist er auf etwa zehn bis 15 Nikolaus-Einsätzen. "Teils bin ich schon am 5. Dezember unterwegs", erzählt er im Gespräch mit dem Schwabo, für den er auch seit vielen Jahren als Mitarbeiter unterwegs ist. Er besucht während der Weihnachtszeit Kindergärten, Familien oder Weihnachtsfeiern – und beschenkt normalerweise auch am Wolfacher Kuchenmarkt die Kinder. Gerade jetzt fehle ihm das schon, gibt er zu. Aber ihm ist wichtig, dass die Kinder wissen: "Nicht der Nikolaus entscheidet das, sondern die Corona-Zeit."

Trotzdem habe er sich natürlich Gedanken gemacht, wie ein Nikolaus-Besuch unter Pandemie-Bedingungen aussehen könnte. Natürlich wolle er Distanz halten und auch einen Mundschutz tragen. Abstand halten würde er meist ohnehin – zum Beispiel bei Besuchen in Kindergärten. Ihm sei es wichtig, alle Kinder gleich zu behandeln und nicht etwa eines durch umarmen vorzuziehen. Und: Es sei ihm wichtig, nicht die bösen Sachen in der Vordergrund zu stellen oder gar zu tadeln. "Ich bin als Nikolaus eher der Freund und Helfer der Kinder."

Aber nicht nur der Kinder. Zu seinen "Pflichtterminen" gehört in jedem Jahr der Besuch im Oberwolfacher Pflegeheim St. Luitgard. Dort besuche er auch die schwer erkrankten und sterbenden Bewohner. "Ich suche mit den Menschen den Blickkontakt – und wenn ich merke, da ist etwas Freude in den Augen, ziehe ich mich auch zurück", so Bea. Natürlich würden ihn solche Begegnungen innerlich berühren, gibt er zu. "Aber sonst wäre ich als Nikolaus auch falsch."

In der Kinderklinik in Freiburg habe er eine ähnlich bewegende Begegnung mit einem krebskranken Mädchen gehabt. "Sie wollte mich erst gar nicht anschauen", erinnert er sich. Mit viel Geduld habe er schließlich ihr Vertrauen gewonnen – und zum Schluss sogar ein kleines Lächeln geschenkt bekommen. Kein Einsatz sei wie der andere. "Und ich bin schließlich kein Nikolaus nur für Friede, Freude, Eierkuchen", betont er und lacht.

Er schlüpfe bewusst in die Rolle des Heiligen Nikolaus. Deswegen sei sein Kostüm auch etwas anders als das des Coca-Cola-Weihnachtsmanns. Und das "Hohoho", das oft mit dem Mann in Rot verbunden wird? "Wenn ich das höre, regt es mich auf", entgegnet er lachend. Davon wolle er sich bewusst abheben und die historische Figur in den Mittelpunkt stellen.

In der langen Zeit nicht ein Mal krank gewesen

In den 47 Jahren, seit er das Kostüm anlegt, sei er nicht einmal krank gewesen. Dass er das mit seinen 75 Jahren noch so gut kann, führt er auf seinen Leistungssport, das Gehen, zurück. Darum sehe er dieses Jahr auch nicht als Pause, sondern eher als ungewöhnlichen Rahmen. In diesem Jahr werde ihm wohl besonders das Unterwegssein fehlen.

Trotzdem sei er voll bei der Sache und wolle die wenigen verbleibenden Termine absolvieren. Durch Corona wolle er sich nicht verunsichern lassen. Dass er in diesem Jahr viel weniger im Einsatz ist, mache ihn natürlich traurig. "Aber wenn ich dann an die strahlenden Kinderaugen denke, gibt mir das wieder Nikolaus-Auftrieb", sagt er.