Hubert "Vitus" Kessler erläutert im Treppenhaus die Funktion des "Haberkastens". Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

"Mittwochs im Museum": Verein bittet zur besonderen Führung / Besucher werfen Blick hinter die Kulissen

Etwa 40 Interessierte haben sich am Mittwochabend zur "besonderen" Museumsführung im Fürstenberger Schloss getroffen. Gleich fünf "Guides" nahmen die Gäste in Empfang und führten die Besucher in drei Gruppen durch das Gebäude.

Wolfach. In dieser ausführlichen Form fand die Führung das letzte Mal vor sechs Jahren nach der Übernahme des Museums durch das Team um Christian "Obi" Oberfell statt. Mit einem gut halbstündigen Vortrag über das Leben des Erbauers Maximilian Franz von Fürstenberg-Stühlingen (siehe Info) bereitete er die Besucher auf die Zeitreise durch das das Wolfacher Stadtbild immer noch bestimmende, 110 Meter breite Schloss vor. Dann starteten die Gruppen im Museum, der Schlosskapelle und dem "Mittelgang" über der Flößerstube ihre Führungen.

Allein im Museum hätten die Besucher zwei Stunden zubringen können. Die Führung beschränkte sich auf die "Top-Exponate" und die baulichen Überraschungen, auf die das Team beim Umbau gestoßen war. Aus dem vollgestopften Museum haben die Mitglieder des Vereins die besonderen Stücke behalten – Exponate also, die von historischer Bedeutung weit über Wolfach hinaus sind oder zu denen es eine interessante Geschichte zu erzählen gibt.

Infos zum "Heckerhut" und zur Bürgerwehr

Oberfell nannte den "Heckerhut" von 1849 aus dem Nachlass der Narrenfamilie Krausbeck, der zum Fasnachtsfestspiel "Don Quichotte" 1849 getragen wurde – jenem denkwürdigen Festspiel also, welches die Narren noch im Häs eilig verließen, um den Großbrand in der Wolfacher Vorstadt zu bekämpfen. Auch zu einem Exemplar der originalen Wolfacher Bürgerwehr (1824 bis 1849) wusste Oberfell so manche Geschichte zu erzählen beziehungsweise findet sich so manche Geschichte in der Metzger-August’schen Chronik wieder. Die Zeilen um das Gewese rund um die am Fronleichnamstag besonders aktiven "Herrgottssoldätle" haben auch heute noch (für die "historische" Bürgerwehr) nichts an Schärfe verloren. Als drittes und letztes Exponat wies Oberfell auf den "Leichenstein der badischen Republik" hin, ein in Stein gemeißelter Ausdruck des Fatalismus über die von den preußischen Truppen 1849 erstickte badische Revolution.

Im Verwaltungstrakt über der Flößerstube regte Conny Bachlmayr die Fantasie der Besucher an, sich die beiden Stockwerke als einen einzigen großen Ballsaal vorzustellen, in dem Landgraf Maximilian Franz seine Gäste zu empfangen gedachte. Mit dem frühen Tod des Grafen wurde dieser Saal aber recht bald zu Verwaltungszwecken umgewidmet. In der Nazi-Zeit residierten dort SA und die Wolfacher Hitlerjugend. Nach dem Schlossbrand 1947 und dem Wiederaufbau 1948 hatten und haben dort verschiedene Verwaltungen ihre Büros. Im Dachstuhl, der "Harnischkammer", übernahm Christof Schillinger die Führung. Er zeigte die Magazine des Museums über der Schlosskapelle, in denen der Verein all die Ausstellungsstücke lagert, die nicht kaputt gehen können. Für die textilen Exponate benötigt der Verein dringend trockene Aufbewahrungsmöglichkeiten. Die Hoffnung, dafür ein oder zwei Räume aus dem Verwaltungstrakt zu nutzen, hat sich bisher nicht erfüllt.

Hubert Kiefer zeigt die Schlosskapelle

Hubert "Vitus" Kessler führte die Besucher über eine enge Wendeltreppe zum klaustrophobischen "Haberkasten", ein in den Hungerturm eingelassenes hölzernes Blockgefängnis von einem Quadratmeter Grundfläche. Dem Wolfacher "Guantanamo" wieder entkommen, ging es zu Hubert Kiefer in die Schlosskapelle. Die "Kapelle der Bürger" wurde erst in den 60er-Jahren wieder zum Sakralraum, nachdem sie nach dem Krieg als Pferdestall, Kohlebunker, Gefängnis und Möbelmagazin anderweitig genutzt worden war. Josef Krausbeck gebührt das Verdienst, das Kleinod wieder aufgebaut zu haben und sein Nachbar Kiefer hielt die Erinnerung an diese große Lebensleistung mit einem engagierten Vortrag lebendig.

Das Fürstenberger Schloss wurde von Landgraf Maximilian Franz von Fürstenberg-Stühlingen ab 1670 als beeindruckender Querriegel im Kinzigtal geplant und gebaut. Für den Bau mussten zahlreiche Bürgerhäuser erworben und abgerissen werden. Einzig der große Hungerturm (im städtischen Besitz) blieb stehen, wurde aber um einige Stockwerke abgetragen. Mit den vorgelagerten Wehranlagen nahm das Schloss eine Riegelstellung ein. Der Landgraf plante das Schloss als repräsentatives Wohnschloss. Über den Ehrenhof, dem heutigen Schlosshof, den Westflügel mit den Gesindewohnungen, der heutigen Flößerstube und dem prunkvollen Ballsaal im Obergeschoss hinaus wurde das Schloss aber nicht fertiggestellt, da Maximilian Franz 1681 in Straßburg den Unfalltod starb. Die "Bauruine" geriet in den Fokus anderer Interessenten und der Einbau von Büros festigte danach Wolfachs Ruf als Verwaltungsstadt. Große Teile des Schlosses sind nach wie vor im Besitz des Landes Baden-Württemberg, ein kleinerer Teil gehört dem Ortenaukreis, der wiederum mit der Stadt Mietverträge abgeschlossen hat.