Im Engelschulhaus werden schon bald keine Flüchtlinge mehr wohnen können. Die Stadt ist auf der Suche nach Alternativen. Archivfoto: Kornfeld Foto: Schwarzwälder Bote

Bauprojekt: Pfllegeheim-Erweiterung kostet zwei Familien die Unterkunft / Stadt sucht Wohnraum

Das Engelschulhaus wird für die Erweiterung des Johannes-Brenz-Heims abgerissen. Zwei Flüchtlingsfamilien suchen daher ein neues Zuhause.

Wolfach. Die Umbau- beziehungsweise Abrissmaßnahmen bestätigteMichaela Bruß, Leiterin des Bürgerbüros, gegenüber dem Schwabo. Eine fünfköpfige Familie aus Syrien sowie eine sechsköpfige russische Familie kam bislang im Engelschulhaus unter. Bis zum Spätsommer können die Geflüchteten auch noch dort bleiben. Dann wird ein Umzug unausweichlich. "Für beide Familien wird dringend Wohnraum gesucht", erklärt Bürgermeister Thomas Geppert.

Das grundsätzliche Ziel der Stadt Wolfach sei es, alle Flüchtlinge aus den, zumeist provisorischen, Unterkünften in festen Wohnraum zu vermitteln. Auch für die zwei jetzt betroffenen Familien hätten sich schon Anbieter gemeldet. "Die Angebote passen aber bislang von der Größe her nicht. Daher sind wir immer noch auf der Suche", so Bruß.

Seit 2015 kommen hilfesuchende Menschen auch nach Wolfach. 115 sind es bislang gewesen. 20 Personen wurden direkt von einer Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises in einer seitens der Stadt beziehungswesie teils sogar selbst angemieteten Wohnung untergebracht werden. 20 weitere zogen aus der städtischen Unterkunft in privaten Wohnraum um.

Engelschulhaus war geplante Zwischenlösung

Der überwiegende Teil der Geflüchteten komme aus Syrien und Afghanistan, führt Geppert weiter aus. Das Zusammenleben in den Unterkünften laufe, trotz vieler unterschiedlichen Nationen grundsätzlich in geregelten Bahnen ab. Die Zuflucht im Engelschulhaus sei nur als Zwischenlösung eingeplant gewesen. "Dennoch war die Unterbringung der geflüchteten Familien an diesem Ort in den zurückliegenden Jahren die richtige und räumlich notwendige Entscheidung. Es war damals klar, dass es bis zum Beginn der baulichen Veränderung noch die jetzt genutzte Zeit dauern würde", argumentiert Geppert. Die Erweiterung des Pflegeheims sei auch aufgrund der gesetzlichen Änderungen der Landesheimbauverordnung nötig. Es dürfe zukünftig unter anderem nur noch Einzelzimmer geben. 44 Doppelzimmer müssen umgebaut werden (wir berichteten).

Wenn im Spätsommer noch kein neuer Wohnraum gefunden ist, müssten die Familien in bestehende städtische Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünfte untergebracht werden.

Geppert geht auf Anfrage des Schwabo auch generell auf die Inegrationsarbeit der Stadt ein. Der "Helferkreis für Geflüchtete" leistete hier wertvolle Arbeit. Persönliche Betreuung durch die "Alltagslotsen", Sprachförderung undNachhilfe für Grundschüler in den "Mini-Klassen" gehörten zum Integrationsangebot.

Integration zusammen mit dem Helferkreis

Darüber hinaus habe die Stadtverwaltung Wolfach gemeinsam mit dem Helferkreis für Geflüchtete verschiedene Aktionen durchgeführt, die die Bürger über die aktuelle Situation von Geflüchteten in Wolfach informieren und eine Begegnung ermöglichen sollen. Beispielsweise würde in einer Ausstellung in der Kundenhalle der Sparkasse über die aktuelle Situation der Anschlussunterbringung von Geflüchteten in Wolfach informiert werden. Die schutzsuchenden Menschen hätten ferner die Gelegenheit, gemeinsam mit den Mitarbeitern des Helferkreises auf Einladung der Stadt Wolfach den Bauhof und das Rathaus zu erkunden, erklärt der Bürgermeister. Einige der Geflüchteten hätten schlussendlich auch eine Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz gefunden, manche von ihnen – und das freut den Bürgermeister besonders – auch örtlich in Wolfach.

Ein weiteres Integrations-Projekt in Wolfach ist der "Nutzgarten". Geflüchtete pflegen im Rahmen eines durch das Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten Projekts im örtlichen Pfarrgarten der katholischen Kirchengemeinde eine Grünfläche. Auch wolfacher Bürger können in diesem Garten mithelfen. Eine ungezwungene Begegnung zwischen Einheimischen und Geflüchteten solle so möglich gemacht werden.