Ein Wäscher trauert um sein leeres Portemonnaie. Foto: Schwarzwälder Bote

Geldbeutelwäsche: Narren am Brunnen und beim Bürgermeister

Aus und vorbei ist die diesjährige Fasnet: Die Geldbeutelwäscher in der Gilde der Freien Narrenzunft Wolfach haben sich am Aschermittwoch tränenreich von ihr verabschiedet. Danach ging es für sie ins Rathaus, wo sie vom Bürgermeister empfangen wurden.

Wolfach . Gesenkten Haupts, gemessenen Schritts und in schwarzer Trauerbekleidung liefen die Geldbeutelwäscher nach ihrem Geheul an der Klagemauer beim Finanzamt zum Stadtbrunnen. Zahlreiche Schaulustige folgten ihnen oder warteten bereits auf deren Eintreffen.

Allen 19 Herren voran schritt der wehleidig dreinblickende Oberwäscher Erich Sattler. Narrenvater Hubert "Vitus" Kessler bildete das Schlusslicht des trauernden, dennoch würdevollen Zugs. Am Brunnen angekommen umarmten sich die vom Leid Geplagten tränenreich, weil sie die leeren Portemonnaies an der Schnur, die vom Brunnen bis zur Fassade neben dem Gasthaus Krone gespannt war, aufhängen mussten.

Zuvor hatten es einige nicht fassen können, dass nach der ausgiebigen Fasnet kein müder Euro mehr in den Geldbeuteln zu finden war. So wurde herzhaft Brunnenwasser aus den Utensilien getrunken, die zunächst an Bohnenstangen transportiert worden waren und nun sorgfältig ausgespült sowie von Scheuerbürsten im Brunnen bearbeitet wurden.

Mit übermütigen Wasserspritzern hielten sich die feinen Herren in Schwarz diesmal weitestgehend zurück, obwohl das Spalier stehende Publikum es ihnen nicht leicht machte, und versuchte, die Trauernden zum Lachen zu bringen.

Nach ihrem Fortzug aus der Menge trafen die Geldbeutelwäscher wenig später im kleinen Rathaussaal ein. Dort war die Stimmung heiter. Bevor Sattler Bürgermeister Thomas Geppert aber wieder in sein Amt einsetzte, musste sich dieser vom Oberwäscher die Leviten lesen lassen.

So wurde beispielsweise der Saustall im Rathaus, genauer im städtischen Archiv, beklagt. Das "Holzbohlen-Kunstwerk à la Bauhof" (siehe "Nachgefragt") vor dem Stadttor sei plump befanden sie. Geppert schlug für diesen Ort ein Wäscherdenkmal vor, das Sattler aber ablehnte. "Wir haben unser Wäschergässle und das genügt uns", sagte er.

Der Redner fragte zudem nach der Ursache für den Aderlass des Gemeinderats und dem Wegfall von Kordula Kovac (CDU), Gabi Haas (CDU) und Manfred Maurer (SPD). Geppert betonte anschließend: "Die Stadtverwaltung und ich selbst haben uns nichts vorzuwerfen."

Etwas Zynismus kam auf, als es um den Umbau der Schlosshalle ging. "Fragt sich heute noch einer, was die Elbphilharmonie oder der Bahnhof gekostet hat?", fragte Sattler rhetorisch. Auch "Maître Bregger", normalerweise städtischer Hauptamtsleiter, blieb vom Spott nicht verschont. Dessen gemächliches Naturell wurde von Sattler immer wieder mit "Husch, husch" aufs Korn genommen.

Schließlich gab es auch noch Erfreuliches: Stefan Decker, Jürgen Müller und Alexander Schmidt wurden für sieben Jahre Wäscher-Zugehörigkeit mit dem "Silbernen Eulenorden" ausgezeichnet. Diese versprachen als Ausdruck des Danks die Verköstigung der Hin- und Rückfahrt beim kommenden Wäscherausflug nach Überlingen zu übernehmen.

Die Gilde gedachte den verstorbenen Kameraden Günter "Benemi" Endres und Klaus Martin. Endres war zwischen 1993 und 2007 Oberwäscher. Martin partizipierte bei 59 Wäschen – so viele wie bisher keiner zuvor. Bis 2007 war der bei Frauen beliebte "Rosenkavalier" Kassier.