Haben viel in Rom erlebt: 40 Ministranten und Begleiter aus Wolfach unternahmen mit Pfarrer Hannes Rümmele eine Wallfahrt. Foto: Seelsorgeeinheit Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Ministranten erleben Rom-Wallfahrt / Audienz bei Papst / Glaube in Wolfachs Familien vewurzelt

Wolfach. Eine rund 40-köpfige Gruppe der Seelsorgeeinheit an Wolf und Kinzig hat an der Internationalen Ministranten-Wallfahrt nach Rom teilgenommen. Im Interview spricht Pfarrer Hannes Rümmele über die Eindrücke beim Treffen mit dem Papst und die Gemeinschaft der jungen Wolfacher Katholiken.

Sie sind mit Ministranten und Erwachsenen in Rom gewesen und haben Papst Franziskus getroffen. Was war das für ein Moment?

Die Papstaudienz war am Dienstag und einige von uns hatten die Gelegenheit, ziemlich nah dabei zu sein. Wir hatten 30 Karten, um weiter vorn zu sitzen. Ich habe darauf verzichtet und jemand anderem den Vortritt gelassen, weil ich das schon kannte. Aber, was ich jetzt so gehört habe, von denen, die näher dran waren, ist, dass es für sie ein sehr beeindruckender Moment war.

Warum?

Er ist eine Bekanntheit, das Oberhaupt, der Chef unserer Kirche. Und allein schon die Begegnung – ich war etwas weiter hinten auf dem Petersplatz und er fuhr einige Minuten auf dem Areal herum, kam auch ganz nah an mir vorbei – das ist schon beeindruckender Moment. Die Jugend drumherum feierte ihn wie einen Popstar. Es wurde gewunken, gekreischt, geschrien. Das hat schon etwas Eigenes, was man gar nicht in Worten beschreiben kann, sondern eigentlich erlebt haben muss. Dieses Amt, diese Person, hat eine ganz eigene Aura um sich herum und das reißt einen schon mit und bewegt.

Glauben Sie, dass dieses Erlebnis die Mitreisenden in ihrem Glauben bestärkt? Gab es Rückmeldungen?

Natürlich sind Glaubensthemen immer sehr persönlich. Man müsste jeden Einzelnen befragen, insofern sich derjenige auch darüber äußert. Was bei der Audienz herauskam, war die Internationalität der römisch-katholischen Kirche von Amerika bis Asien. Klar, waren wir Deutsche in der Überzahl, aber zu sehen, dass es Menschen mit demselben Glauben gibt, man als Ministrant aus dem Wolftal nicht allein ist und festzustellen, ich bin Teil eines weltweiten Netzwerks, war gut. Es waren 60 000 Jugendliche an dem Abend auf dem Platz. Und die Stimmung war wie bei einem Rockkonzert. Da habe ich schon gemerkt, das hat jetzt so eine Welle bei den Jugendlichen gegeben, die sie gern weitertragen möchten. Sie haben sich gleich am Montagabend zum Grillen getroffen. Das ist eine Gemeinschaft, die gewachsen ist, und ich bin mir sicher, die Wallfahrt hat sie im Glauben auch be- und gestärkt.

Ist es in Wolfach und im Wolftal schwierig, den Nachwuchs für die Kirche zu begeistern?

Der Glaube ist hier in der Seelsorgeeinheit schon noch sehr verwurzelt, sowohl in der Öffentlichkeit als auch im allgemeinen Leben. Kirche gehört dazu. Und das merkt man auch bei vielen Familien. Man kann nicht immer nur auf die Jugend schimpfen. Wenn die Familie keinen Bezug zur Religion hat, dann wird auch das Kind schwer einen Zugang dazu finden. In Wolfach und im Wolftal gibt es noch sehr gute Familien, bei denen der Glaube und die Tradition gelebt und hochgehalten wird. Es ist hier ein gutes Fundament einfach noch da. Daher gibt es einige Ministranten, die sonntags, aber auch werktags an Gottesdiensten mitwirken. Da haben wir schon ein Stück weit einen Luxus, dass noch so viele da sind.

Sie verzichteten auf ihren vorderen Platz bei der Papstaudienz. Sie haben wohl Franziskus schon einmal gesehen?

Ja.

Wann war das?

Diesen Papst habe ich schon bei verschiedenen Gelegenheiten gesehen, als ich privat in Rom war. Zu seinem Vorgänger Benedikt XVI. hatte ich mehr "Kontakt". Da hängt auch ein Foto in meinem Büro. Es zeigt mich mit ihm, als ich während meines Auslandsjahrs in Rom studiert habe und dann ein paar Sätze mit ihm wechseln konnte.

Wie hat Sie Papst Benedikt inspiriert?

Benedikt ist und war der Papst, unter dem ich groß geworden bin: von Beginn des Studiums bis zur Priesterweihe. Dadurch, dass er ein Deutscher ist, gab es da eine engere Verbindung. Was mich an ihm fasziniert: Er ist der Mozart der Theologie. Er hat eine wunderschöne Sprache, die wirklich vieles bündelt und zusammenfasst, erklärt, aber nicht kompliziert ist. Man kann seine Schriften auch als Nicht-Theologe lesen und verstehen, obwohl er sich über hochgeistliche Themen äußert. Ich würde schon sagen, dass er einer der klügsten Köpfe unserer Zeit ist – nicht nur theologisch, sondern auch philosophisch. Mir hat immer seine Art gefallen, wie er Liturgie feiert – dieses ganz auf Christus-Zentrierte. Er hat eine ganz elegante, nicht irgendwie hochtrabende Weise. Er ist eine ganz einfache Person, aber dennoch wirkt er im Liturgischen sehr stilvoll.

Und Papst Franziskus?

Papst Franziskus tut eigentlich nichts anderes, als das, was er schon als Kardinal auf Buenos Aires getan hat. Er und der emeritierte Benedikt werden ja gern gegeneinander ausgespielt. Beide sind einfach authentisch. Ein Bayer lebt natürlich anders als ein Argentinier. Und es wäre schlimm, wenn ein Argentinier so leben würde, wie das ein Bayer tut. Das ist gut, dass Kirche mit diesen beiden Lungenflügeln leben kann. Die beiden sind sehr gut befreundet und von der Theologie her widersprechen sie sich nicht, auch wenn sie von ihrer Art her unterschiedlich sind. Aber das ist ja auch gut.

Weshalb?

Bis jetzt waren es immer europäische Päpste und nun ist es ein Nicht-Europäer, der seine Kultur einbringt. Und das ist gut. Da sieht man, dass katholische Kirche, obwohl sie in ihrem Glauben gleich bleibt, sich in ihrem Äußeren weiterentwickelt. Vielleicht kommt als nächster Papst ein Amerikaner und der macht das dann auf seine eigene Art und Weise wieder ganz anders.

Und wie war es, als Sie persönlich vor Papst Benedikt standen?

Papst Benedikt umgibt schon eine gewisse Aura, möchte ich mal sagen. Im Prinzip kam er auf mich zu, hat mir die Hand gegeben und wir haben kurz über Freiburg geredet, weil ich da herkam, und wo ich gerade studiere ("Gregoriana", eine Uni in Rom). Dann hat er mir alles Gute gewünscht und ich habe einen Rosenkranz bekommen. Also er ist eigentlich ein ganz einfacher Mensch, der eher schüchtern wirkt, aber den natürlich eine besondere Aura umgibt. Das kann ich nur schwer beschreiben; das muss man einfach erlebt haben.

Sie haben in Wolfach im Vorfeld der Wallfahrt mit den Ministranten Spenden gesammelt, zum Beispiel durch eine Sockenaktion (wir berichteten). Ist es dadurch gelungen, die Kosten für die Elternbeiträge der Mitfahrenden zu senken?

Das ist gut gelungen. Wir haben natürlich auch von der Pfarrei etwas dazugegeben. Und ich glaube, wir konnten den Preis um knapp die Hälfte reduzieren. Ich habe jetzt noch keine Abschlussrechnung gemacht. Aber ich denke, das ist auch im Sinn der Pfarrgemeinde, dass es Jugendlichen ermöglicht wird, eine solche Erfahrung machen zu können, damit sie diese auch wieder hertragen und wie ein Lauffeuer andere anzünden können und sagen: "Leute, es lohnt sich, bei der Kirche dabei zu sein." Und ich denke, das gelingt auch ganz gut. Es gibt schon Pläne fürs nächste Mal. Die Ministranten haben jetzt Lust auf mehr bekommen.

Die Fragen stellte Melanie Steitz.

An der diesjährigen Romwallfahrt nahmen 65 000 Ministranten teil. In den 1960er-Jahren wurde erstmals dazu eingeladen. Höhepunkte sind die gemeinsame Heilige Messe und Papstaudienz auf dem Petersplatz. Die jungen Wallfahrer tragen ein Pilgertuch, das für jedes Teilnehmerland eine andere Farbe hat. Die Veranstaltung steht jährlich unter einem anderen Thema. 2018 lautete es "Suche Frieden und jage ihm nach!".