Die Musikerin Urte Lucht legte am Cembalo keinen ganz gelungenen Auftritt hin. Foto: Schrader Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Urte Lucht spielt Johann Sebastian Bachs "Goldberg-Variationen" nicht ohne Schwächen

Die Cembalistin Urte Lucht hat unter dem Titel "So fügen sich Fugen" die "Goldberg-Variationen" BWV 988 von Johann Sebastian Bach präsentiert. Im "Blauen Salon" traf die Künstlerin allerdings nicht jeden Ton.

Wolfach. Im Rathaussaal blieben einige Plätze bei der Vorstellung frei, obwohl Bachs "Aria mit verschiedenen Veränderungen vors Clavicimbal mit zwei Manualen", wie der Originaltitel im Erstdruck von 1741 lautet, zu den großartigsten Musikwerken aller Zeiten gehört.

Der Aufführung voraus ging eine kurze Einführung durch die Interpretin, in der sie auf einige Besonderheiten in Bachs Werk hinwies. Sie versuchte mit bildhaften Assoziationen den komplizierten Aufbau und Ablauf der Stücke zu erläutern, die sich aber nicht jedem Zuhörer in gleicher Weise erschlossen. Insbesondere der Vergleich einer der Variationen mit einer Autorennbahn für Kinder wirkte doch recht eigenwillig.

Nach diesen Erläuterungen begann Urte Lucht mit der wundervoll melancholischen Aria, die sie recht gut zu spielen verstand.

Schon bei der ersten Variation stellte sich allerdings heraus, dass sie den komplexen Herausforderungen von Bachs grandiosem Werk nicht ganz gewachsen war. Immer wieder kam es zu kleinen Hängern im Ablauf, immer wieder schlichen sich falsche Töne ein.

Die so virtuos komponierten perlenden Läufe, die flink zwischen linker und rechter Hand hin- und herwogen, gerieten öfters ins Stocken. Den Trillern fehlte die zierende Eleganz und dem rhythmischen Ablauf die Prägnanz. Das Tempo variierte innerhalb einer Variation abhängig von der Schwierigkeit des jeweiligen Taktes. Es war gleichsam die Furcht vor dem, was wohl als nächstes schief gehen könnte, zu spüren. Ein Zögern, das auch den Zuhörer mitzittern ließ vor dem nächsten möglichen Fauxpas.

Insofern verwundert es auch nicht, das Lucht die von Bach vorgeschriebenen Wiederholungen innerhalb der jeweils zweiteilig aufgebauten Variationen meistens wegließ. Diese hätten der Interpretin die Möglichkeit geboten, das eben gehörte nochmals improvisierend zu verzieren.

Nach der letzten Variation, einem humorvollen Quodlibet über drei verschiedene Lieder, erklang nochmals die Aria, die zu einem versöhnlichen Ausklang eines ansonsten eher durchwachsenen Konzerterlebnisses beitrug.

Das Publikum dankte der Cembalistin mit lang anhaltendem Beifall für ihren Auftritt.

Bachs Goldbergvariationen erschienen im Jahre 1741 als vierter Teil seiner "Clavierübung". In einem erst 1975 entdeckten Handexemplar des originalen Drucks trug Bach Verbesserungen des Notentextes ein und ergänzte das Werk noch um 14 Kanons über die ersten acht Takte des Bassthemas der Aria.