Auf dem Podium nahmen (sitzend, von links) Julian Müller, Hubert Uhl, Pascal Schiefer, Sandy Flaig, Ivo Weinberger, Lukas Hauer und Andreas Jilg teil. Sie standen Moderator Holger Mai (links, stehend) Rede und Antwort. Fotos: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Podium: Ehemalige berichten von ihren Lebenswegen und Karrieren nach den Beruflichen Schulen (BS)

Gleich dreifachen Grund zum Feiern hatten die Beruflichen Schulen (BS) in Wolfach am Freitag: 40 Jahre Technisches Gymnasium (TG), 35 Jahre Einjähriges Berufskolleg (BKFH) und neun Jahre Sozialwissenschaftliches Gymnasium.

Wolfach. Und die Ehemaligen waren nicht nur da, um in Erinnerungen zu schwelgen – bei einer Podiumsdiskussion standen sieben Ex-BSler Rede und Antwort zu ihrem beruflichen Werdegang.

Zuvor warf Schulleiter Heinz Ulbrich einen Blick zurück in die Geschichte der Beruflichen Gymnasien in Baden Württemberg. Am 18. April 1926 habe das Badische Staatsministerium die erste Oberhandelsschule ermöglicht. Im Jahr 2019 hätten von rund 50 500 Abiturienten etwa 18 000 ihren Abschluss an Beruflichen Gymnasien gemacht – eine stolze Zahl, wie Ulbrich unterstrich. Attraktive Schularten würden anziehend wirken. Und: "Im Ländlichen Raum wird dadurch die Bildungsgleichheit unterstützt", meinte er.

Anschließend übernahm Fest-Organisator Holger Mai das Mikrofon und die ehemaligen Schüler Hubert Uhl (Zahnarzt), Pascal Schiefer (Geschäftsführer Leipold), Sandy Fleig (Geschäftsführerin Fleig Klimatechnik), Julian Müller (Ingenieur Benz Werkzeugsysteme), Ivo Reinberger (Ausbildungsleiter Benz Werkzeugsysteme), Lukas Hauer (Profi-Fußballer in den USA) und Andreas Jilg (Simulationsingenieur Bosch) nahmen auf dem Podium Platz. Und das Septett war sich einig: Zwar waren nicht alle Karrieren von vornherein so geplant – doch die Zeit am TG beziehungsweise BKFH habe einen entscheidenden Teil dazu beigetragen. Auf die Frage, ob sie diesen Schulweg noch einmal wählen würden, antworteten allesamt mit einem entschiedenen "Ja".

Was sie aus ihrer Schulzeit für die spätere Karriere mitgenommen haben? Pascal Schiefer zögerte nicht lange. "Das Handtuch-Prinzip", antwortete er. Das habe er vom ehemaligen Schulleiter Willi Zürn gelernt: Wenn man nicht wisse, wie ein Problem anzugehen ist, helfe es, das Unwesentliche gedanklich mit einem Handtuch abzudecken um den Blick auf das Wesentliche zu schärfen.

Er komme nicht aus einer Akademiker-Familie, erzählte Andreas Jilg. "Ich hätte nie gedacht, dass ich überhaupt ein Studium packe." Die Zeit am BKFH habe ihn aber optimal vorbereitet. "Wenn man Zeit investiert, ist alles machbar", war er sich sicher. Wichtig sei, etwas zu machen, was einen interessiert, riet er den aktuellen Schülern. "Die Möglichkeiten nach dem Abschluss sind enorm."

Welche Möglichkeiten es auch vor dem Abschluss an der Schule gibt, zeigten anschließend mit Lena Armbruster, Lukas Kraus und Timo Doll drei aktuelle Schüler des TG. Sie stellten ihr Jugend-Forscht-Projekt vor: Einen "Smart-Mirror", der neben dem Spiegelbild auch unter anderem Uhrzeit und Wetter anzeigt. Danach erzählten Kenny Heizmann, Luis Alpergin und Mario Schenk aus dem Schulalltag, bevor die Ehemaligen Sarah Pfeifer, Peter Würth, Steffen Schmider und Frederic Stein als Band "Die Studierenden" für musikalische Unterhaltung sorgten, während die Gäste sich an den Stehtischen über ihre Schulerlebnisse austauschten.

Schulleiter Ulbrich zeigte sich am Rande der Veranstaltung sehr zufrieden. "Wenn man solche Rückmeldungen bekommt, erfüllt das mit Stolz", sagte er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Die unterschiedlichen Karrieren zeigten, was mit einem Abschluss an einem Beruflichen Gymnasium alles möglich sei und er sei stolz, dass alle ihren Weg gemacht haben und zufrieden sind.

1979 wurde das Technische Gymnasium an den Beruflichen Schulen Wolfach gegründet, im Jahr 1985 kam das Berufskolleg mit den beiden Profilen Technik und Wirtschaft hinzu. 2011 startete schließlich das sozialwissenschaftliche Gymnasium. Derzeit besuchen rund 750 Schüler die BS Wolfach, etwa die Hälfte davon im dualen Bereich, die anderen als Vollzeit-Schüler.