"Für Alles und Alle mehr Zeit" wünscht sich Renate Eßlinger für den Ruhestand. Ganz ins Privatleben zurückziehen will sie sich aber nicht. Foto: Jehle

Sekretärin des Kirnbacher Pfarramts geht in Ruhestand / Höhen und Tiefen erlebt

Wolfach-Kirnbach . Offiziell verabschiedet die evangelische Kirchengemeinde Kirnbach im Silvestergottesdienst Renate Eßlinger aus ihrem Dienst als Pfarramtssekretärin in den Ruhestand. Mehr als drei Jahrzehnte lang war sie Dreh- und Angelpunkt im Kirnbacher Pfarramt. Mit dem Schwabo sprach Renate Eßlinger über die letzten Wochen im Pfarramt und wie sie ihren Ruhestand verbringen möchte.

In wenigen Wochen ist es soweit und Sie werden verabschiedet. Wie fühlen Sie sich?

Dies kann ich jetzt wegen der vielen Arbeit noch gar nicht registrieren. Eines weiß ich jedoch: Mir wird das Pfarramt fehlen.

Man kennt Sie als erste Ansprechpartnerin für alle Formalitäten rund um die Kirchengemeinde und zudem als engagierte Ehrenämtlerin. Sind Sie schon auf Ihren kommenden Ruhestand angesprochen worden?

Ja, ich wurde schon desöfteren angesprochen. Ich bleibe ja in Kirnbach wohnen. Und mit Nadine Wöhrle ist eine kompetente Nachfolgerin gefunden worden.

Die großen menschlichen Themen wie Geburt und Tod bestimmen neben verwaltungsmäßigen Tätigkeiten Ihre Arbeit. Sie haben glückliche Eltern bei der Anmeldung einer Taufe und bewegende Momente in Trauerfällen erlebt. Wie hat Sie das geprägt?

Nun, Pfarramtssekretärin ist ein besonderer Beruf, der einem viel mitgibt. Manchmal gehört durchaus Seelsorge dazu, denn in besonderen Situationen werden einem Dinge anvertraut, die sonst niemandem erzählt werden. Es wird auch viel Nähe aufgebaut zur Gemeinde allgemein, zum Pfarrer, dem Kirchengemeinderat, den Prädikanten und Pfarramtskolleginnen.

Wie kamen Sie zu der Berufswahl?

Von Haus aus bin ich gelernte Arzthelferin. Nach unserem zweiten Kind fragte der Pfarrgemeinderat an, ob ich an der Stelle der Pfarramtssekretärin interessiert sei. Das passte damals sehr gut in die Lebensplanung.

Gab es Höhepunkte in den 30 Jahren, die Ihnen besonders im Gedächtnis blieben?

(lacht) Ach, da könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Große Projekte wie die Kirchenrenovierung und die Sanierung des Pfarrhauses waren natürlich aufregend. Besonders gern denke ich daran, dass eine Bitte um Hilfe nie ein Nein erfahren hat. Egal, ob die Bitte an den Pfarrer, Kirchengemeinderat oder Gemeinde gerichtet war. Wenn die Kirnbacher gebraucht werden, sind sie da. Wenn man seine Arbeit gerne macht, ist jeder Tag ein Höhepunkt.

Gab es auch negative Aspekte in Ihrem Berufsleben?

Nicht wirklich. Die Arbeit ist sehr erfüllend und ich habe sie immer gern gemacht. So manche Fehler sind passiert, aber das ist ja menschlich und ich habe das nie als richtig negativ empfunden.

Hat sich das Berufsfeld wesentlich verändert in Ihrer Zeit als Pfarramtssekretärin?

Ja, anfangs arbeitete ich mit einer Schreibmaschine und Karteikarten. Das hatte durchaus auch seine Reize. Dann kam natürlich der Computer und heute geht vieles per WhatsApp. Beispielsweise sind Absprachen wegen des Adventsfensters oder aktuelle Nachrichten verschiedener Gruppen wie der Konfirmanden schnell verfügbar.

Wie viele Pfarrer haben Sie während der vergangenen drei Jahrzehnte begleitet?

Sechs. Und ich habe noch zu allen einen guten Kontakt. Das möchte ich sehr gerne beibehalten. Auch die vergangenen sieben Jahre mit Pfarrer Stefan Voß waren eine schöne Zeit. Er hat immer ein offenes Ohr für jedes Anliegen.

Was wünschen Sie sich für den kommenden Ruhestand?

Kurz gesagt: für Alles und Alle ein bisschen mehr Zeit haben, aus der Alltagstaktung raus kommen.

Ziehen Sie sich generell ins Privatleben zurück?

(lacht) Nein. Ehrenamtlich werde ich weiterhin im Kirchenchor singen und auch die Mesmerin Hilda Aberle unterstützen, wenn sie verhindert ist. Über die Landfrauen Wolfach/Oberwolfach werden wir auch wieder am Adventsfenster teilnehmen.  Die Fragen stellte Evelyn Jehle.

INFO

Aufgaben und Nachfolge

 > Zu den Hauptaufgaben einer Pfarramtssekretärin gehören die Führung des Kirchenbuchs, Rechnungswesen und Entlastung des Pfarrers. Im Pfarrbüro erhält man Patenbescheinigungen, Taufen oder Trauungen können angemeldet sowie mit dem Pfarrer ein Hausbesuch vereinbart werden oder auch einfach Informationen zur Kirchengemeinde erhalten.

 > Renate Eßlinger wird am Sonntag, 31. Dezember, verabschiedet. Gleichzeitig wird Nadine Wöhrle in ihr Amt eingeführt. Dies erfolgt beim Gottesdienst mit Pfarrer Stefan Voß in Kirnbach ab 17 Uhr. Die Veranstaltung wird durch den Musikverein mitgestaltet.