Bürgermeister Thomas Geppert (Mitte) überreichte die Nutzungsvereinbarung an die Vereinsspitze Sandy Fleig und Hardy Happle. Foto: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Engagement: Stadt übergibt Altes Rathaus offiziell an den Förderverein / Ideen gibt es bereits viele

Nach der Gründung steht der Förderverein Altes Rathaus Kirnbach in den Startlöchern. Eine wichtige Hürde, um die Arbeit aufzunehmen, ist am Mittwoch genommen worden: Die Stadt übergab das altehrwürdige Gebäude offiziell an den Verein.

Wolfach-Kirnbach. Mit der Gründung des Fördervereins ist kürzlich der vereinsrechtliche Rahmen für die Aktivitäten rund um das Gebäude geschaffen worden (wir haben berichtet). Was noch fehlte: Die offizielle Nutzungsvereinbarung über 15 Jahre mit der Stadt. Und die ist am Mittwoch übergeben worden.

Bürgermeister Thomas Geppert sieht es als gute Entwicklung, nachdem er seine Idee einer längerfristigen Nutzungsübereignung des Gebäudes an den jetzigen Förderverein bereits im April 2020 dem Gemeinderat gegenüber vorgestellt hatte. Damals gab es für diese Richtungsüberlegung umgehend grünes Licht. Mit der jetzigen Vereinbarungsunterzeichnung werde die längst in Gang gebrachte Erfolgsgeschichte der Wiederbelebung des Alten Rathauses auf rechtlich stabile Füße gestellt, so Geppert.

Seit der Sommeruni 2016, die als Initialzündung für die Aktivitäten um das Alte Rathaus gilt, sei viel passiert. "Die Sanierung der Außenfassade war nur ein erstes sichtbares Zeichen", so der Bürgermeister. Das Gebäude selbst bleibe Eigentum der Stadt, für den Verein, der eine kleine jährliche Nutzungsgebühr von 500 Euro aufbringen muss, aber gelten mit der Nutzungsvereinbarung weitreichende Rechte und Befugnisse. Auch die evangelische Kirchengemeinde könne das Haus weiterhin nutzen und sitze nun – genau wie die Stadt Wolfach in Person von Bürgermeister Geppert – mit am Vorstandstisch.

Enge Verzahnung hat Vorteile für beide Seiten

Durch die Verzahnung könne der Verein vieles selbst gestalten, ohne immer auf die Stadt kommen zu müssen. "Das macht es deutlich einfacher", so Geppert. Das Konstrukt sei ideal. "Der Verein hat eine Eigenständigkeit, aber die Stadt weiß, was passiert."

Auch die frisch gewählte Vorsitzende Sandy Fleig blickte nochmals zurück. Seit der Sommeruni 2016 sei vieles passiert – neben der bereits erwähnten Sanierung der Außenfassade wurde ein Café etabliert und bereits diverse Veranstaltungen organisiert – und das alte Gemäuer so mit Leben gefüllt. "Unser Hauptanliegen ist es, einen Treffpunkt für die Menschen im Tal und zusätzlich eine weitere Einkehrmöglichkeit zu haben", erklärte sie. Schließlich sei die Gastronomie im Tal in den vergangenen Jahren sehr zurückgegangen.

Ideen für die künftige Nutzung nach Corona gibt es genug, unter anderem Vermietungen für Veranstaltungen oder Seminare. Das Dachgeschoss soll zudem als Kleinkunstbühne genutzt werden und auch Ausstellungen seien angedacht.

Außerdem soll künftig auch die Bollenhuttracht mehr im Fokus stehen und mit Aktivitäten im Tal belebt werden, fügt Hardy Happle, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins, hinzu. Zurzeit sei man dabei, eine Nutzungsänderung für das Erdgeschoss zu beantragen, die den Weg für eine dauerhafte Konzession für den Café-Betrieb freizumachen. "Schließlich müssen wir auch Geld einnehmen, denn wir müssen ja für das Gebäude aufkommen", so Happle. Die Konzession soll bekanntlich auch eine kleine Außengastronomie beinhalten. Dafür und die Veranstaltungen müssten aber noch bauliche Auflagen erfüllt werden, unter anderem der Einbau einer Brandschutztür.

Gebäude wird zur Begegnungsstätte

Und was ist mit dem Denkmalschutz? Architekt und Experte für Schwarzwälder Bau- und Wohnkultur Happle beruhigt: Wenn das alte Rathaus so zur Begegnungsstätte werde, sei das Denkmalpflege im besten Sinne. Der Außenbereich solle nach Möglichkeit noch in diesem Jahr fertig werden – sofern Corona das zulässt. Sobald es geht, werde das Café geöffnet werden, weil die Leute dann besonders das Bedürfnis hätten, die Gastronomie zu besuchen. "Es ist so wahnsinnig viel Initiative und Know-How da", schwärmt er.

Wie viel den Kirnbachern an ihrem Alten Rathaus liegt, sei in den vergangenen Corona-Wochen deutlich geworden, betont Sandy Fleig, die direkt gegenüber wohnt. Denn sonntags sei momentan der Kühlschrank im Eingangsbereich neben Getränken auch mit selbstgebackenem, einzeln verpackten Kuchenstücken bestückt. "Das wird sehr gut angenommen – und das zeigt uns, dass wir nicht vergessen sind."

An den Sonn- und Feiertagen ist aktuell der Vesperschrank im Alten Rathaus mit selbstgebackenem Kuchen, Bratwürsten, Süßigkeiten und Getränken gefüllt. Die Ausgabe erfolgt in Selbstbedienung gegen Spende – und ist jederzeit zugänglich.