Die neue Vereinbarung beinhaltet, dass Waldbesitzer ab dem kommenden Jahr mit dem Förster für die Betreuung des Walds auf Stundenbasis abrechnen müssen. Archivfoto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Forstwirtschaft: Silke Lanninger stellt der FBG neue Vereinbarung vor / Zukünftig Abrechnung nach Stunden

Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Wolfach-Oberwolfach hat sich bei ihrer Versammlung über die aktuelle Situation am Holzmarkt und die neue Förster-Regelung ausgetauscht. Ab 2020 wird das Verfahren bürokratischer.

Wolfach. "In der Forstwirtschaft erleben wir derzeit einen Sturm auf hoher See. Zudem haben wir Nebel, denn wir wissen nicht, wo es hingeht", beschrieb Ulrich Wiedmaier von der Forstverwaltung Wolfach die aktuelle Lage am Holzmarkt.

Ähnlich kritisch zur momentanen Situation äußerte sich der FBG-Vorsitzende Roland Schillinger. "Die Waldbesitzer haben gespürt, wie es ist, wenn es für anfallendes Holz keinen Markt gibt. Trotzdem sind wir noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen", erklärte der FBG-Vorsitzende.

Rundholzpreis ist so niedrig wie noch nie zuvor

Der Geschäftsführer der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald (FVS), Joachim Prinzbach, gab den anwesenden Waldbesitzern anschließend eine noch detailliertere Markteinschätzung. "Das Bauhauptgewerbe als wichtiger Holz-Absatzmarkt entwickelt sich positiv und 2018 hatten auch die Sägewerke einen Rekordabsatz", meinte der FVS-Geschäftsführer. Der Umsatz sei nun zwar Rückläufig, die Zahlen seien aber vorher auch auf einem hohen Niveau gewesen.

Ein großes Problem sei das Kalamitätsholz. "Die Kalamitäten sind vereinzelt bereits viermal höher als der normale Einschlag", so der Fachmann. Lobend erwähnte Prinzbach, dass Käferholz in diesem Jahr früh erkannt wurde und das es ein Vorteil sei, in der Region mehrere kleine Sägewerke zu haben und nicht nur mit einem "Giganten" verhandeln zu müssen.

Die Preisentwicklung sei rückläufig, Rundholz sei sogar noch nie so günstig gewesen wie zurzeit. "Wenn Sie noch Käferholz haben, schlagen Sie es bis zum Jahresende ein. Jetzt bekommen Sie noch einen akzeptablen Preis. Im kommenden Februar liegt das Holz nur noch im Wald rum", empfahl Prinzbach den Waldbesitzern.

Zudem sprach er von einem wachsenden Geschäft in Fernost. "Dieses Jahr hat die FVS im Vergleich zu 2018 das hundertfache an Rundholz nach China exportiert", erläuterte der Geschäftsführer.

Nach dem Markt-Überblick erklärte Silke Lanninger vom Amt für Forstwirtschaft die kommenden Auswirkungen der Forstreform. Aufgrund kartellrechtlicher Einwände seitens des Bundes, müsse ab dem 1. Januar 2020 eine neue Vereinbarung zwischen Waldbesitzern und dem Kreis in Kraft treten.

"Die neue Vereinbarung bedeutet mehr Bürokratie. Das haben wir uns nicht ausgesucht, sondern es ist Vorschrift", erklärte Lanninger.

Konkret müssen die Waldbesitzer ab dem kommenden Jahr mit dem Förster für die fallweise Betreuung des Waldes auf Stundenbasis abrechnen. Die Kosten pro Stunde seien im Ortenaukreis auf 27,71 Euro festgeschrieben.

Waldbesitzer äußern ihren Unmut zur neuen Regelung

Aus dem Publikum kam nach dem Vortrag von Lanninger Kritik. "Was passiert nach einem Sturm, wenn Förster überall mindestens 50 Stunden benötigt werden? Dieses Szenario ist hier nicht bedacht", warf ein Waldbesitzer ein.

Oberwolfachs Bürgermeister Matthias Bauernfeind zeigte Verständnis für die Bedenken der Waldbesitzer. "Es wird sicherlich die ersten zwei Jahre sehr schmerzhaft sein. Unser Ziel muss es sein, für große Zusammenschlüsse Regelungen zu finden. Wir müssen mit dem Land um einen Sonderweg kämpfen", forderte Bauernfeind. Schillinger gab jedoch zu bedenken, dass eine Sonderregelung bis zum 1. Januar "unmöglich" sei.

Lanninger stellte heraus, dass es auch die Möglichkeit der dauerhaften Betreuung gebe. Aber viele Waldbesitzer seien dagegen, weil sie sich nicht binden wollen.

Auf die Frage eines Anwesenden, wie er bei einer Vertragslaufzeit von fünf Jahren im Vorfeld wissen solle, wie viele Stunden er einen Förster benötige, antwortete Lanninger, dass in diesem Fall ein Stunden-Mittelwert aus den vergangenen Jahren als Grundlage diene.

FBG-Vorstand Schillinger entgegnete abschließend auf das hörbare Missfallen der Waldbesitzer: "Eine Verweigerungshaltung wird uns nicht weiterbringen."

Nicht nur die privaten Waldbesitzer, sondern auch die Gemeinden der Region müssen eine neue Vereinbarung im Zuge der Forstreform schließen. "Im hinteren Kinzigtal sind wir uns einig, dass wir komplett zur Beförsterung des Kreises gehen werden", betonte Bürgermeister Bauernfeind in der vergangenen Oberwolfacher Gemeinderatssitzung.