Der Schornhof war Gastgeber für Landespolitiker und Landwirte aus der Region – Diskussionsthema war das neue Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum. Foto: Jehle

Landwirte aus der Region diskutieren mit Marthin Hahn (Grüne) über aktuelle Herausforderungen.

Wolfach - Das Land hat neue Fördertöpfe für die Landwirtschaft angelegt, Brüssel gab Ende Mai grünes Licht für Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum – für Baden-Württemberg bedeutet das 709,6 Millionen Euro.

Kommt von dem Geld auch etwas dem Kinzigtal zugute? Darüber und über die Frage, was Landwirtschaft in der Region bedeutet, diskutierten jetzt Bauern aus der Raumschaft mit dem agrarpolitischen Sprecher der Grünen, Martin Hahn, der auf Einladung der Landtagsabgeordneten Sandra Boser nach Wolfach gekommen war, auf dem Schornhof.

Zuvor hatten die Politiker Station auf anderen Höfen eingelegt: Auf dem Harterhof, einem Vollerwerbsbetrieb mit 14 Hektar Grünland, 13 Milchkühen sowie Jungvieh, und auf dem Severinshof, einem Nebenerwerbsbetrieb mit 17 Hektar in Halbmeil. Beide stehen für typische Landwirtschaftsbetriebe im Kinzigtal.

Gastgeber für die Diskussion war dann der Schornhof. Die Schorns betreiben eine Kombination aus Gastronomie und 20 Hektar Grünland, das offen gehalten werden soll. Mit von der Partie waren Sandra Boser, Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert und Vertreter von Bauernverband sowie Landschaftsentwicklungsverband.

"Landwirte brauchen die Akzeptanz der Verbraucher"

Der Landwirt stehe vor immer größeren Herausforderungen und brauche zusätzlich zur Wertschätzung seiner Leistung für die Gesellschaft die Akzeptanz des Verbrauchers, betonte Hahn. Förderprogramme sollen dabei helfen. Sie honorierten unter anderem die Verbesserung der biologischen Vielfalt, den Schutz von natürlichen Ressourcen und die artgerechte Tierhaltung. Eckhard Schmieder vom Badischen landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) sagte, seiner Meinung nach gerieten die konventionell wirtschaftenden Betriebe ins Hintertreffen. "Es wird immer Verlierer geben, aber es sollten nicht immer die gleichen sein", war aus der Runde zu vernehmen.

Mit auf die Agenda nahmen Boser und Hahn die Kritik an der Weideprämie im Rahmen des neuen Förderprogramms für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT). Das Land werde prüfen, ob statt wie bisher nur Milchkühe und weibliche Rinder auch Mehrhufer wie Schafe und Ziegen als Weidetiere mit aufgenommen werden könnten, kündigten die Abgeordneten an.

Unbeliebt ist auch das Weidetagebuch: Darin sollen Landwirte täglich Eintragungen zum Weidegang jedes Tieres machen. Boser äußerte Verständnis für die Kritik daran, jedoch müssten die Landwirte eben belegen, dass sie die Vorgaben umsetzen. Die Mischfinanzierung aus EU, Bund und Land vereinfache das Prozedere nicht gerade.

Das ist aber mit ein großes Anliegen der Bauern: "Es muss für uns wieder einfacher werden mit unkomplizierten Handhabungen". Dazu gehöre auch der Umgang mit den Tälerhöfen.

Höherliegende Höfe bekommen mehr Fördergeld

"Die Steillagenbewirtschaftung sollte unabhängig von der Meereshöhe mit gangbaren Instrumenten besser gefördert werden", beanstandete Schmieder die Tatsache, dass für Höfe in Lagen ab 600 Höhenmetern die Fördergelder deutlich höher ausfallen als für jene, die weiter unten angesiedelt sind.

Für reichlich Unmut sorgt bei den Landwirten derzeit auch Post vom Ortenauer Landratsamt: Privatquellenbesitzer sollen zusätzlich zur jährlichen Kontrolle eine teure Untersuchung des Quellwassers nachweisen. "Wie soll das gehen bei kleinen Betrieben mit Ferienwohnungen oder die einmal in der Woche Brot backen?", fragte ein Bauer aus der Runde. Das käme "von oben", heiße es auf Nachfrage und wer das denn sei – einen Ansprechpartner habe er nicht ausfindig machen können.

Hahn äußerte Verständnis für den Widerstand und meinte, er nehme die Kritik mit. Überdies sei zu bedenken, dass etwa als Konsequenz kommunale Wasserversorgung ins Spiel käme. "Ein teurer Spaß für die Gemeinde", spielte Hahn auf die weitverzweigten Höfe an, zu denen Leitungen verlegt werden müssten. Es sei während der Diskussion deutlich geworden, dass einiges nachjustiert werden müsse.