Hans Glunk und Bernd Schillinger beschworen mit launigen Sprüchen den Narrogeist. Foto: Schwarzwälder Bote

Martinisitzung: Narren stimmen sich in der "Krone" auf Fastnacht ein / Landsknechte sorgen für Stimmung

Im närrisch gut gefüllten Gasthaus Krone haben die Wolfacher Narren um Narrenvater Hubert "Vitus" Kessler auf ihrer Martini-Sitzung erfolgreich den Narrogeist beschört. Kessler bilanzierte zunächst die vergangene Narrensaison.

Wolfach. Die Zeugnisnoten lagen zwischen gerade "noch ausreichend" (Narrentreffen in Hirrlingen ob weit entfernter Hotel-Unterbringung und chaotischer Rückfahrt), "befriedigend" (Narrentreffen in Offenburg mit im Fernsehen gut erkennbaren "lahmen" Hansele, durch die engen Gassen waren die Hansele zu weit von ihrer Narrenkapelle entfernt, um noch im Takt des Michelesmarsches springen zu können), "gut" (Musikerball, Zunftball, letzterer leider trotz tollem Programm mit abnehmenden Zuschauerzahlen) und "sehr gut" (die denkwürdige Straßenfasnet ohne Schlosshalle mit den vielen spontanen "Buden").

Zwei Budenbetreiber (Alde Rungunkeln und das Team der "Wilden Sau") spendeten aus dem Ergebnis ihres Wirtschaftsbetriebs Beträge im unteren vierstelligen Bereich an die Narrenzunft. Ein Sonderlob erhielt auch die Gruppe Kolping für die gelungene Bewirtung im Ausweich-Schnurrlokal "katholisches Gemeindezentrum".

Der Ausblick auf 2020 geriet mangels mancher Detailinformationen noch ein wenig vage (siehe Info). Die Organisatoren des Musikerballs und des neu ins närrische Programm aufgenommenen Kaffeetantenballs hielten es in ihren Ankündigungen mit den Staufener Narren: Mehr als das Motto ("Show in the Snow") wurde nicht preisgegeben. Dies reichte aber schon, um an den Tischen erste Ideen zu Rentieren, Eisköniginnen oder Denise-Bielmann-Pirouetten entstehen zu lassen. Die zwei schon im großen Narrenrat verlautbarten närrischen Jubiläen (50 Jahre Narrenblättle, 50 Jahre Narrenbrunnen) wurden ein wenig weiter ausgebaut.

Närrische Jubiläen weiter ausgebaut

Die Frage, ob es wie 1970 Freibier am beziehungsweise aus dem Narrenbrunnen geben wird, wurde zur Freude der Versammlung vom Narrenvater mit "Ja" beantwortet.

Festspielleiter Bernd "Erli" Schillinger gab erste Einblicke in den Handlungsstrang des Festspiels. "Die Reise der Arche Narro" führt die Narren in eine vielleicht gar nicht mee(h)r so weit entfernte Zukunft, in der bei gestiegenem Meeresspiegel die Klimawandelleugner der "Blaue Partei" die Macht im Land ergriffen haben. Wolfach ist zur Hafenstadt geworden, von den Nachbarn in Hausach schaut nur noch die Kirchturmspitze aus den Fluten und ein ortsbekannter Bus- und Bestattungsunternehmer bietet See-Reisen (unter anderem zu den Hausacher See-Festspielen über der versunkenen Burg) und See-Bestattungen an. Die Wolfacher Fasnet ist nach einem Dekret des Ministerium für Volkssicherheit (Vosi) verboten, da die blauen Machthaber den Spott der Wolfacher Narren fürchten. Vom Narrenvater im Himmel wird der Bau einer "Arche Narro" beauftragt, auf dass von jeder Narro-Gattung ein Pärchen in Sicherheit gebracht werde. Was der Plot dabei für die der Jetztzeit den Frauen verschlossenen Spezies Narrenrat, Alde Rungunkeln, Nasenzügler und Geldbeutel-Wäschern vorsieht, entwickelte sich in der Martini-Sitzung schnell zum "Running Gag".

Das närrische Beiprogramm lieferten die Landsknechte. In den Spielrunden war voller körperlicher Einsatz gefordert, um aus je elf Narren Worte zu bilden.

Musiker haben den Blick fürs Detail

Für die Narren zeigte sich Susi Riester gewohnt zupackend und dirigierend. Im zweiten Spiel musste ein närrisches Bilderquiz aufgelöst werden.

Den besten Blick fürs Detail hatten die Musiker. Im abschließenden "Elefantenkegeln" zeigte Hubert "Rambo" Decker eine Weltklasse-Leistung und brachte sein Team damit noch auf Rang Drei hinter den beiden Musiker-Gruppen.

So verging die Zeit wie im Flug und dann war es soweit: Hans Glunk und Bernd Schillinger beschworen mit launigen Sprüchen den Narrogeist. Für den amtierenden Narrenvater hatten die beiden einige Rentner-Nebenjobs parat. Diese reichten vom Essen-auf-Rädern-Ausfahrer über den Platzwart beim Tennisclub bis zum hauptamtlichen Gemeinderat. Die neuen CDU-Gemeinderäte bekamen deutlich ihr Fett weg, hatten sie doch als Ideengeber der sonntäglichen Städtle-Sperrung und als schlechte Verliererin (der Kreistagswahl) erste humoristische Glanzlichter gesetzt. Das närrische Bonmot "aus dem Bundestag abgestiegen, jetzt kann sie wieder Steine wiegen" soll an dieser Stelle auch nicht unerwähnt bleiben. Eine liebevolle Ode an den Ehrennarrenvater anlässlich seines 70. Geburtstag beschloss die Martinisitzung.

Die Freie Narrenzunft Wolfach fährt am 19. Januar zum Pflicht-Narrentreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) nach Bad Cannstatt. Am 1. und 2. Februar steuert der närrische Tross die Faust-Stadt Staufen an. Bis auf die "happigen" Preise für das Massenquartier und die Hotelübernachtung in Mengen liegen von den Veranstaltern noch wenig Informationen vor. In Staufen wird die "Altweibermühle" aufgeführt. Die Aktion für die neuen Kleider der Müller läuft derzeit auf Hochtouren. 2022 soll ein Gastspiel in Burladingen die Auswärtstournee der Mühle dann beenden.