Gelungene Zeitreise in einen französischen Salon am Hofe König Ludwigs XVI.

Von Frank Schrader

Wolfach. Aufs Trefflichste harmonierte das Ambiente des Wolfacher Rathaussaales mit der exquisiten Zeitreise in einen französischen Salon am Hofe König Ludwigs XVI. in Versailles, die die Klavieristin Urte Lucht und der "Maitre de plaisir" Stephan Mester präsentierten.

Mester kolportierte mit Allongeperücke und geschminktem Schönheitsfleck in zeitgemäßer Robe ganz nonchalant allerlei Interna und Sottisen (stichelnde Äußerung) aus dem Dunstkreis der Regentin Marie Antoinette und sinnierte über deren tragisches Schicksal.

Monsieur rezitierte mit französischem Akzent und ebensolcher Diskretion aus den Memoiren des höfischen Coiffeurs die modischen Vorlieben von Madame.

Aus dem Briefwechsel dieser Hoheit mit ihrer Mutter, der Erzherzogin Maria Theresia von Österreich, war zu vernehmen, wie diese sich einerseits über die dummen Hofdamen und bösen Tanten ausließ, andererseits ihre Sorgen und Nöte ausbreitete, bis sie nach acht Jahren kinderloser Ehe endlich von der guten Hoffnung berichten konnte, in die sie ihr Ehemann nach allerlei Mühen und guten Ratschlägen von dritter Seite zur Umsetzung, der doch im Prinzip dafür bekannten und notwendigen Technik gebracht hatte.

Neben den Texten gab Mester auch als heiteres Intermezzo mit Leichtfüßigkeit und deliziöser "élégance" zu einer Musette von Gluck einen höfischen Tanz zum Besten.

Auf höchstem Niveau begleitet Urte Lucht auf ihrem Hammerflügel, dem Nachbau eines Instruments aus dem Jahre 1787, Mesters mit amüsanten Indiskretionen angereicherten Monolog durch Klaviermusik, die zu Lebzeiten der Königin Mode gewesen ist. Voll mitfühlender Zartheit und berauschender Musikalität ließ sie Werke von Johann Baptist Krumpholtz, Antonio Salieri, Wolfgang Amadeus Mozart und Christoph Willibald Gluck aus ihrem Instrument entschweben, noch eher dem Klang eines Cembalos ähnelnd als dem eines modernen Konzertflügels, und doch dieses übertreffend durch das erst mit Hilfe der Hammermechanik zu realisierende, tief empfundene und schillernd-changierende "forte et piano".

Den Schlusspunkt bildete Johann Ladislaus Dusseks "Musique Allegorique: La mort de Marie Antoinette", die lautmalerisch die letzten Stunden der Königin im Kerker und auf dem Schafott nachzeichnete, wobei Mester die programmatischen Satzüberschriften in melodramatischer Weise verkündete. Langer Applaus zeugte davon, dass der Abend dem Geschmack des zahlreich erschienenen Volkes entsprach.