Im Stadtteil Fasanenhof sind neue Mietwohnungen entstanden. Die Nachfrage ist in Stuttgart weit höher als das Angebot Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Stuttgarter Haus- und Grundbesitzerverein appelliert an OB Fritz Kuhn (Grüne), Baulandreserven in der Region zu heben. Für Bauherren in Stuttgart solle der Service verbessert werden.

Stuttgart - Klaus Lang, Vorsitzender des inzwischen 20 000 Mitglieder starken Vereins der Haus- und Grundbesitzer, ist die Wohnungsnot in der Landeshauptstadt ganz praktisch angegangen. „Ich habe mit einigem Aufwand ein Zimmer herrichten lassen und inzwischen an eine Studentin vermietet“, so Lang am Freitag bei der Pressekonferenz des Vereins. Der Verein versteht sich laut Geschäftsführer Ulrich Wecker als „Problemlöser“, gibt mit 40 Angestellten Auskünfte und Rechtsberatung.

Trotz des Engagements Einzelner könne der Mangel an Wohnraum in Stuttgart nicht in der Stadt gelöst werden, sagt Lang. „Die Problemlösung gelingt nur mit der Region, wir brauchen gemeinsame Lösungen“, appelliert er an OB Fritz Kuhn (Grüne). Der solle sein Amt des stellvertretenden Regionalpräsidenten nutzen und ein „regionales Konzept einfordern“. Immerhin habe der Verband Region Stuttgart rasch nutzbare Baulandreserven „im Umkreis von Orten mit guter S-Bahn-Anbindung“ für bis zu 100 000 Wohnungen aufgezeigt.

Damit sei Stuttgart nicht aus der Verantwortung. „Die Kommune muss ihre Hausaufgaben machen“, sagt Lang, und kritisiert die Absicht der Stadt, an der Nadlerstraße direkt hinter dem Rathaus „in einer Nacht- und Nebelaktion“ ein Hotel zuzulassen. „Das Haus wäre auch für Wohnungen geeignet“, weiß der frühere Finanzbürgermeister – genauso wie Wohngebäude, die die Stadt und Land mit Büros belegten. Korrekturbedarf sieht Wecker bei den eingeschränkten Sprechzeiten des Baurechtsamtes. Zehn Stellen könnten Entlastung bringen, dazu sei eine Gebührenerhöhung um fünf Prozent akzeptabel, so Wecker. Mit mehr Personal könne zügiger beraten werden.

Klar sei für den Verein, dass in Stuttgart Innen- vor Außenentwicklung gelte, also Grünflächen erhalten werden sollten. Um den Druck im Wohnungsmarkt zu lindern sollten Dachausbauten erleichtert werden, sagt Lang, „und auch Wohnhochhäuser kein Tabu mehr sein“. Das von Kuhn gegründete Bündnis für Wohnen sei auf einem guten Weg, die Stadt müsse aber „Grund machen“ bei der Frage, ob 1800 neue Einheiten pro Jahr ausreichten, oder ob es nicht eher 2400 sein müssten.

Als kontraproduktiv sieht der Verein die neuen Mietpreisbremsen und die Kappungsgrenze an. 77 Prozent der Mietwohnungen würden von Privatleuten angeboten, die sich mit Erhöhungen zurückhielten. „Die werden bestraft, große Wohnungsgesellschaften agieren ganz anders“, sagt Wecker. Eine aktivere Rolle sollte aus Sicht von Lang die städtische Wohnungsbaugesellschaft SWSG spielen. Bei 4,4 Prozent Umsatzrendite, aber nur 7700 öffentlich geförderten Einheiten im Bestand von 18 000 sei „Luft nach oben“. Preisgünstigen Wohnraum könnten auch Genossenschaften und Kirchen schaffen. „Hier muss die Stadt Grundstücke günstiger abgeben“, appelliert Lang.

Der Verein Haus und Grund hat im November 2014 die Marke von 20 000 Mitglieder überschritten. Im Saldo blieben im Vorjahr 485 Neuzugänge, 180 mehr als 2013. 31 Prozent der Neuzugänge sind Frauen, 24 Prozent zwischen 40 und 49 Jahre alt.

Am Samstag, 28. März, hält der Verein ab 10 Uhr im Hegelsaal der Liederhalle seine Mitgliederversammlung ab. Regionalpräsident Thomas Bopp spricht über die Anforderungen an den regionalen Wohnungsmarkt.