Nach Meinung des Immobilienverbands Deutschland müssen bis 2020 jährlich fast 500 000 Wohnungen gebaut werden, um den Mangel zu bekämpfen. Foto: dpa

Die Immobilienwirtschaft verlangt eine Kehrtwende bei der Förderung. Angesichts niedriger Zinsen sei Eigentum die beste Altersvorsorge.

Stuttgart - Der Immobilienverband Deutschland (IVD) verlangt nach der Bundestagswahl 2017 die Schaffung eines eigenständigen Bauministeriums. Wegen des Mangels an Wohnungen, aber auch als Möglichkeit zur Altersvorsorge müsse der Wohnungsbau künftig wieder ein stärkeres Gewicht bekommen, meint der Verband. Dazu sei auch ein eigenständiges Bauministerium erforderlich. Bisher sind die Zuständigkeiten für den Wohnungsbau auf die Ministerien für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie das Ministerium für Wirtschaft und Energie verteilt. Nach den Worten des Verbandspräsidenten Jürgen Michael Schick muss die Immobilienpolitik künftig auch der Förderung des Wohneigentums wieder stärker berücksichtigen. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen sei der Erwerb von Eigentum „der Königsweg der kapitalgedeckten Altersvorsorge“, erklärte Schick. Zudem entlaste jeder, der in die eigenen vier Wände ziehe, auch den Mietwohnungsmarkt. Politisches Ziel müsse es sein, die Wohneigentumsquote in Deutschland auf 50 Prozent zu erhöhen. Mit einer Quote von 45 Prozent liege Deutschland europaweit bisher an zweitletzter Stelle.

Mieter sollen Eigentümer werden

Um eine deutliche Steigerung der Eigentumsquote zu erreichen, müssten künftig jedes Jahr mindestens 60 000 von den Besitzern selbst genutzte Eigentumswohnungen oder Häuser zusätzlich gebaut werden, meint der Verband. Zudem müssten jährlich 34o 000 Mieter zu Eigentümern werden. Um dieses Ziel zu erreichen haben einige Organisationen – neben dem Immobilienverband Deutschland etwa auch die Bundesarchitektenkammer – die Initiative „Wohneigentum statt Miete gestartet“. Eine im Auftrag dieser Initiative vom Hannoveraner Pestel-Institut erarbeitete Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass insbesondere Menschen zwischen 25 und 45 Jahren immer seltener in einer eigenen Wohnung leben. Auch wer weniger verdiene solle künftig die Chance haben, Wohneigentum zu kaufen, etwa durch den Erwerb einer gebrauchten Eigentumswohnung. In einer Reihe von Städten – so etwa in Bremen, Nürnberg oder Darmstadt – lohnt es sich nach der Untersuchung des Pestel-Instituts längerfristig, eine Wohnung zu kaufen statt zu mieten.

Zuschüsse für Schwellenhaushalte

Schwellenhaushalte sollten dabei durch Zuschüsse zu ihrem Eigenkapital unterstützt werden. Zudem müssten die Wohneigentumsprogramme der KfW deutlich ausgeweitet werden, auch durch eine Erhöhung des Kreditvolumens und einer langfristigen Zinsbindung. Gerade bei Haushalten mit einem Nettoeinkommen zwischen 1500 und 2500 Euro im Monat sieht die Initiative noch große Möglichkeiten, zum Kauf einer eigenen Wohnung. Allerdings dürften auch die Auflagen für die Immobilienfinanzierung nicht „überdreht“ werden. Deshalb müsse auch das Kreditrichtliniengesetz, das Banken strenge Vorgaben macht, entschärft werden. Eine unter anderem von Baden-Württemberg auf den Weg gebrachte Bundesratsinitiative sei ein Schritt in die richtige Richtung, so der Immobilienverband. Bereits im Frühjahr hatte dieser – wie auch andere Organisationen – erklärt, bis 2020 müssten in Deutschland jährlich 494 000 Wohnungen gebaut werden, um den Mangel zu lindern. Dabei müsse auch die hohe Zahl der Flüchtlinge berücksichtig werden, die eine eigene Wohnung suchten.

Der Immobilienverband Deutschland vertritt rund 6000 Mitgliedsunternehmen, darunter 1500 Wohnungsverwalter. Zu den Mitgliedern gehören unter anderem auch Makler, Immobilienberater , Bauträger und Finanzdienstleister.