Die Flüchtlingswelle stellt auch die ehrenamtlichen Helfer in Lahr vor neue Herausforderungen. So will der Freundeskreis Flüchtlinge jetzt ein Team ins Leben rufen, das die Neuankömmlingen bei der schwierigen Wohnungssuche unterstützen soll.
Lahr - Die Gruppe soll sich in der kommenden Woche zum ersten Mal treffen, wie Heimfried Furrer vom Freundeskreis im Gespräch mit unserer Redaktion sagt. Sie solle Kontakte zu Maklern pflegen, um den Neuankömmlingen dabei helfen zu können, in Lahr ein Zuhause zu finden. Die Anregung kommt von Freundeskreis-Mitglied Klaus Schweizer, wie Furrer erzählt.
Für die Flüchtlinge würde ein anderes Leben beginnen, wenn sie endlich in eine eigen Wohnun ziehen dürfen. Doch Wohnraum sei knapp in Lahr, und Migranten hätten es bei der Suche besonders schwer. Von Wohnungsverwaltern bekomme er regelmäßig zu hören, dass die Eigentümer nicht an Flüchtlinge vermieten wollen, verdeutlicht Furrer.
In Lahr sind zurzeit rund 700 ukrainische Flüchtlinge gemeldet – viele sind privat untergekommen. Zahlreiche weitere Flüchtlinge würden sich aber ebenfalls den Umzug in eine eigene Wohnung wünschen, so Furrer, der selbst zwei Flüchtlingsfamilien aufgenommen hat.
Ungerechtigkeiten sind ihm ein Dorn im Auge
Furrer war 35 Jahre lang Lehrer am Max-Planck-Gymnasium – heute sei die Unterstützung von Flüchtlingen ein sehr wichtiger Punkt in seinem Leben, sagt er. Beim 2014 gegründeten Freundeskreis ist der 73-Jährige seit der ersten Stunde an dabei. Er könne nicht dabei zusehen, wenn es anderen Menschen schlechter geht als ihm, erklärt er seine Motivation.
Auch Ungerechtigkeiten sind ihm ein Dorn in Auge. Als solche empfindet er es, dass Flüchtlinge aus der Ukraine Hartz IV erhalten und damit besser gestellt sind als andere Flüchtlinge, die nur Hilfen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bekommen. Diese Benachteiligung missfällt Furrer.
Der Pensionär ist Stammgast im Café International, zu dem der Freundeskreis jeden Freitag von 15.30 bis 18 Uhr ins Blockhaus des interkulturellen Gartens einlädt. 30 bis 40 Menschen würden dabei jedesmal zusammenkommen, freut sich Furrer. Dort würden auch immer wieder gute Ideen geboren. Etwa für eine Fahrradwerkstatt, in der Flüchtlinge für andere Flüchtlinge gebrauchte Räder reparierten. Oder ganz aktuell für die Gründung einer Gruppe, die Flüchtlingen dabei helfen soll, sich nach dem Umzug in eine eigene Wohnung eine Küche einzurichten.
Größerer Raum gesucht
Für den Winter suche der Freundeskreis für sein Café International nun aber einen größeren Raum in der Stadt. Denn das Blockhaus reiche nicht mehr aus, um freitags alle Besucher aufzunehmen, viele würden dann draußen sitzen, berichtet Furrer.
Der pensionierte Pädagoge wünscht sich generell von manchen deutschen Behörden, schneller und besser auf die Bedürfnisse von Flüchtlingen einzugehen. So gefällt es ihm nicht, dass der Ortenaukreis Flüchtlinge in Containern an Stadträndern unterbringt – eine Bleibe in der Stadt würde die Integration erleichtern, ist Furrer überzeugt, der dafür einen rechtzeitigen sozialen Wohnungsbau fordert. "Denn es werden noch viele weitere kommen."
Der Freundeskreis betreibt auch ein Grundschulprojekt, in dessen Rahmen Freiwillige Kindern von Flüchtlingen und Migranten Einzelunterricht in Deutsch geben – dafür gibt’s eine Ehrenamtspauschale von zwölf Euro pro Stunde. Angesprochen dafür sind etwa Oberstufenschüler oder jeder andere, der auf diese Weise Flüchtlingskindern helfen will. Interessenten können sich bei Furrer per E-Mail melden an: ihfurrer@t-online.de