Hier im "Wasenäcker" werden irgendwann Häuser stehen. Wann genau, kann aber keiner so wirklich sagen. Foto: Biermayer

Es ist das Wohl größte Projekt der vergangenen Jahrzehnte in Möttlingen: das Neubaugebiet "Wasenäcker". 2021 wurde ein Bebauungsplan aufgestellt und nun die Öffentlichkeit beteiligt. Der ursprüngliche Zeitplan mit einem Erschließungsbeginn noch in diesem Jahr ist wohl aber nicht zu halten.

Bad Liebenzell-Möttlingen - Fast 30 000 Quadratmeter, davon knapp 22 000 Quadratmeter Nettobaufläche - so groß soll das in zwei Bauabschnitten geplante Neubaugebiet "Wasenäcker" in Möttlingen einmal werden. 83 Wohneinheiten werden hier für 182,6 neue Einwohner entstehen, was vermutlich vor allem den letzen halben Einwohner extrem freuen dürfte. Bis wann aber ist das Baugebiet bezugsbereit, fragen sich viele. Denn die Nachfrage nach Wohnraum und Bauplätzen ist in Möttlingen ungebrochen hoch.

Im April des vergangenen Jahres prognostizierte der damalige Bürgermeister Dietmar Fischer, dass in diesem Frühjahr mit der Erschließung des Baugebietes begonnen werden könne. Aktuell rollen aber noch keine Bagger. Ein Grund dafür ist die noch nicht abgeschlossene Umlegung der Grundstücke. Das liege vor allem daran, dass man sich für ein freiwillige vereinbartes Umlegungsverfahren entschieden habe und dabei auch bleiben wolle, erklärte Bauamtsleiter Rainer Becht am Dienstag im Gemeinderat.

Ein weiterer Grund für eine Verzögerung sind die Eingaben der Träger öffentlicher Belange im Bebauungsplanprozess. Zu diesen Trägern zählen beispielsweise das Landratsamt, Nachbargemeinden, aber auch Anwohner. Denn diese Träger hatten einiges an dem Vorhaben zu beanstanden. So viel sogar, dass der Bebauungsplan mit den eingearbeiteten Änderungen nochmals den Trägern öffentlicher Belange vorgelegt werden muss. Dies wiederum kostet Zeit.

Auf der Änderungsliste stehen verkehrsrechtliche Belange, eine Fläche für die Elektrizitätsversorgungsanlagen, ein verändertes Pflanzgebot oder die Aktualisierung der Katastergrundlage. Vor allem soll die Sicht an der Einmündung ins neue Wohngebiet, diese ist zwischen den Hausnummern 16 und 12 der Münklinger Straße geplant, verbessert werden, um so die Verkehrssicherheit zu erhöhen.

Streuobstwiesen unter besonderem Schutz

Außerdem macht der Stadt eine Gesetzesänderung Probleme. Die Streuobstwiesen im zukünftigen Baugebiet stehen jetzt unter besonderem Schutz. Das sei, als man in die Planungen eingestiegen sei, noch nicht so gewesen, meinte Becht. Man werde sich aber auch hier hoffentlich über Ausgleichsmaßnahmen mit der Naturschutzbehörde einigen können.

Ein möglicher weiterer Verzögerungsgrund liegt im wahrsten Wortsinne im Boden des Gebietes begraben. Denn hier befindet sich im Wasenäcker laut Landesamt für Denkmalschutz wohl ein den Merowinger zuzurechnendes frühmittelalterliches Gräberfeld. Sollten während der Erschließungsmaßnahmen also archäologische Funde gemacht werden, werden die Bauarbeiten gestoppt. Und zwar so lange, bis alle Artefakte geborgen sind. Das könne "mehrere Wochen" in Anspruch nehmen, lässt die Behörde wissen.

Quadratmeterpreis steht noch nicht fest

Immerhin, Mehrkosten für die Stadt entstehen durch die ganzen Verzögerungen nicht. Denn alle Kosten in diesem Prozess wird die Stadt über den Verkauf der Bauplätze decken - und zusätzlich noch gutes Geld einnehmen. Ein Quadratmeterpreis ist bisher jedoch noch nicht festgelegt.

Stadträtin Kathrin Heeskens (UL) drückte in einem Statement die große Unterstützung ihrer Fraktion für diese Vorhaben aus. Es begleite sie schon ihre ganze kommunalpolitische Karriere. Allerdings brauche es in dem Unterfangen eine direkte Kommunikation und verbindliche Aussagen seitens der Verwaltung gegenüber Anwohnern und Interessenten.

Heeskens hatte selbst eine ganze Liste an Fragen für die Verwaltung. So wollte sie wissen, warum gar nicht mehr bestehende Landwirtschaften im Geruchsgutachten aufgeführt seien. Es würden alle Orte untersucht, an denen Tierhaltung rein rechtlich erlaubt sei, erklärte Becht. Zudem wollte sie wissen, ob es für die knapp 200 Neubürger genügend Parkraum gebe und ob nur eine Zufahrtsstraße zum Wasenäcker ausreiche. Eine Verkehrsgutachten habe Letzteres bestätigt, so Becht. Und bei den Parkplätzen sei man eigentlich schon an der maximal möglichen Zahl.

"Wie ist der Planungsstand bei den Mehrfamilienhäusern? Und ist dort sozialer Wohnungsbau geplant?", wollte Heeskens weiter wissen. Der Planungsstand werde in der nächsten Sitzung präsentiert, gab Becht bekannt. Bezahlbaren Wohnraum wolle man durch eine eigene GmbH schaffen, erklärte Bürgermeister Roberto Chiari.

Zeitplan noch ungewiss

Auf die Frage Heeskens nach geplanten Gemeinschaftsflächen, ging Becht nicht ein. Und nach einem Zeitplan für das ganze Baugebiet gefragt, wollte sich Becht nicht festlegen. Das könne man erst nach den Ausschreibungen sagen. "Alle Beteiligten müssen jetzt an einem Strang ziehen", meinte Becht. Nur so sei ein rasches Vorkommen möglich.

Gabriele Geikowski (UL) erkundigt sich noch danach, ob denn die Kanalisation ausreichend sei für das Gebiet. "Ja", entgegnete ihr Tiefbauamtsleiter Lothar Windbiel. Ortsvorsteherin Anja Riedhamer fragte nach dem Zugang zum "Wasenäcker" über die Straße "Im Gründle". Dieser sei für Fußgänger offen und im Notfall auch für den Verkehr, so Becht. Zudem plädierte sie für Tempo 40 auf der Münklinger Straße. Auch so könnte die Verkehrssicherheit bei der Zufahrt zum Wasenäcker erhöht werden. Diese Entscheidung liege bei der Straßenverkehrsbehörde, erklärte Becht. Er werde das Thema aber bei der nächsten Verkehrsschau ansprechen.

Junge Familien brauchen Wohnraum

"Wir müssen da jetzt Geschwindigkeit reinbekommen", war Bürgermeister Chiari abschließend zum Thema Wasenäcker wichtig. Die jungen Familien in Möttlingen bräuchten dringend Bauplätze und Wohnraum. Der Gemeinderat entschied sich schließlich einstimmig für die Billigung des Planentwurfs und die Weiterführung des Verfahrens.

Eine weitere organisatorische Änderung das Baugebiet betreffend gibt es übrigens noch. Chiari folgt seinem Vorgänger Fischer auf den Vorsitz des Umlegungsausschusses Wasenäcker nach. Dazu rückt Gabriele Geikowski (UL) für die aus dem Gemeinderat ausgeschiedene Tanja Götz in denselben Ausschuss als Stellvertreterin nach.