Ein Original Janusz Gora war nach seiner aktiven Zeit auch Trainer des SSV Ulm 1846. Foto: Eibner

Viele Fans träumen vor dem Start in die 60. Spielzeit des Fußball-Oberhauses von den alten Tradionsklubs. Also: Wer fehlt in der Bundesliga?

Ein Blick in die Regionalliga sorgt für nostalgische Gefühle: Preußen Münster, Rot-Weiß Oberhausen, Wuppertaler SV, Alemannia Aachen, Fortuna Köln und Wattenscheid 09 im Westen, FC Homburg, Kickers Offenbach, SSV Ulm im Süden, Lok (VfB) Leipzig, Energie Cottbus, TeBe Berlin im Osten – es liest sich wie ein "Who is Who" der Bundesliga. Allerdings der Bundesliga früherer Zeiten. Zurückdrehen lässt sich das Rad der Zeit nur selten. Wie 2006, als Alemannia Aachen zum letzten Mal auf eine kurze Stipvisite im Fußball-Oberhaus vorbeischaute oder im Jahr danach, als Gründungsmitglied Karlsruher SC zum letzten Mal versuchte, dauerhaft in der Erstklassigkeit zu bleiben. Vergebens. Viele wünschen sich die Traditionsklubs zurück in die Bundesliga und würden dafür gerne auf den einen oder anderen aktuellen Verein verzichten. Ein Stimmungsbild unter unseren Redakteuren spiegelt die unterschiedlichsten Träume der Fußballfans in Deutschland wider.

SSV Ulm 1846

Janusz Góra konnte es nicht fassen: "Das gibt’s doch nicht. In der ersten Liga, so ein Schiedsrichter. SKANDAL!", schrie der Pole, schubste einen Ordner zur Seite und verschwand in den Katakomben. Es war der 10.  September 1999, und der SSV Ulm 1846 hatte gerade bei Hansa Rostock seine dritte Pleite (1:2) im vierten Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte eingefahren – und einen zweifelhaften Rekord aufgestellt: Vier "Spatzen" schickte Schiedsrichter Herbert Fandel vorzeitig zum Duschen, Aufstiegstrainer Martin Andermatt – Nachfolger von Ralf Rangnick – und Manager Erich Steer mussten auf der Tribüne Platz nehmen. Góras Ausraster wurde kurz danach durch Stefan Raabs "TV Total" unsterblich – so wie das ganze Team der Saison 1999/2000 in der Münster-Stadt an der Donau. Die Ulmer waren krasser Außenseiter, kämpften, schmissen sich rein, zeigten Charakter, gingen an ihre Grenzen – und manchmal eben auch darüber hinaus. Ein bisschen mehr Góra, ein bisschen mehr "Spatzen" würde auch der Bundesliga der Jetztzeit guttun. Am letzten Spieltag schoss Eintracht Frankfurt, genauer Horst Held, die Ulmer wieder aus dem Oberhaus – und am Ende bis in die Verbandsliga Württemberg. Rekord-Absturz, Chaos-Jahre. Nun scheint Ruhe an der Donau eingekehrt zu sein. Und vielleicht hat Ralf Rangnick ja auch noch mal Zeit. Dann klappt das auch. Bestimmt. (Christian Marull, Sportredakteur in der Mantelredaktion)

1860 München

Na ja, ich vermisse weniger eine bestimmte Mannschaft als vielmehr bestimmte Typen. Klar wär’s schön, wenn eine Großstadt wie München wieder zwei Bundesliga-Klubs hätte. Würde bestimmt nicht schaden, wenn dem FC Bayern in einem Stadtderby ("Derbys haben ihre eigenen Gesetze" – gähn) Punktverluste drohen. Doch eigentlich vermisse ich weniger den TSV 1860 München als vielmehr die beiden Typen von einst: Coach Werner Lorant und Präsident Karl-Heinz Wildmoser. Der einstige Malocher-Klub aus dem Münchner Arbeiterviertel Giesing verpasst schön regelmäßig in der Dritten Liga den Aufstieg. Und Löwen-Investor Hasan Ismaik (gibt’s den eigentlich noch?) hat sportlich vor allem eines geschafft: nichts! Man erinnere sich: Unter Lorants Führung wurde Anfang der Neunziger Jahre der Durchmarsch von der Bayern- in die Bundesliga realisiert. "Werner Beinhart" und sein Stumpen rauchender Freund Wildmoser – zwei Marken. "Die Spieler sollen rennen und das Maul halten", so Lorant, der nur einen Chef duldete: "Der Star der Mannschaft bin ich." Oder Wildmoser nach einer Niederlage: "Am liebsten würde ich die Spieler würgen, aber wir brauchen sie ja noch." Die Bundesliga könnte wieder solche Typen brauchen – der Unterhaltung tät’s gut. Auch wenn der 2010 verstorbene Großgastronom Wildmoser seinen Kumpel Lorant im Oktober 2001 beurlauben musste, nach über 20 Jahren steht fest: Einen erfolgreicheren Trainer als Lorant gab’s auf Giesings Höhen nicht mehr. Also, ihr Sechzger: Sucht endlich wieder Typen! Vielleicht klappt’s dann auch mit dem Aufstieg. (Michael Haas, Sportredakteur in der Mantelredaktion)

Stuttgarter Kickers

Der VfB die Nummer eins, die Kickers die Nummer zwei – das ist seit vielen Jahren die Hackordnung in Stuttgart. Aber das war nicht immer so. Viele Jahrzehnte lang waren es die Kickers, die die Massen in Stuttgart begeisterten und die als württembergischer Rekordmeister im Ländle abräumten, was es abzuräumen gab. Und auch der bis heute gültige Zuschauerrekord des Neckarstadions unter Beteiligung eines Stuttgarter Vereins wurde nicht vom VfB, sondern von den Kickers aufgestellt: Wohl 80 000 kamen im Mai 1939, um die Blauen in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft gegen Admira Wien anzufeuern. Lange ist’s her, heute versauert der Klinsmann- und Buchwald-Club in der fünften Liga. Und trotzdem: Tradition lebt von Geschichte – und ein Verein mit solch einer prachtvollen Historie hat die Rückkehr in die Bundesliga mehr als verdient, um endlich wieder die Massen begeistern zu können. (Tim Geideck, Redakteur in Calw)

Kickers Offenbach

Es hätten sicherlich viele Vereine verdient, genannt zu werden: Alemannia Aachen, SpVgg Unterhaching oder auch Waldhof Mannheim. Als eingefleischter Hesse muss ich aber für die Kickers stimmen. Nein, nicht für die Blau-Weißen aus dem Stuttgarter Raum, sondern für den Verein vom Bieberer Berg. Klar, die Bundesliga-Zeit der Offenbacher liegt schon weit zurück. In der Saison 83/84 hat der Verein aus der Frankfurter Vorstadt zuletzt in Deutschlands höchster Spielklasse agiert. Seither folgte ein stetes Auf und Ab. Seit sieben Spielzeiten hängt der Traditionsklub nun schon in der Regionalliga fest – definitv verschenktes Potenzial. Mit seinen knapp sechs Millionen Einwohnern hat Hessen einfach einen zweiten Bundesligisten verdient – vor allem wegen des Derbys mit der Eintracht. Was wäre das nur für ein Spektakel! (Hendrik Erb, Volontär)

Wattenscheid 09

Klar, mein Herz schlägt eher für den FC St. Pauli (272 Bundesliga-Spiele) oder den FC 08 Homburg (102). Die Fankultur am Millerntor ist einfach etwas Besonderes, "unser" SC Freiburg hätte wohl ohne den aus dem Saarland verpflichteten Spielmacher Rodolfo Cardoso seine Bundesliga-Premieren-Saison 1993/94 nicht schadlos überstanden. Die späteren "Breisgau-Brasilianer" bestritten übrigens am 14. August 1993 ihr erstes Bundesliga-Heimspiel überhaupt. 4:1 hieß es gegen die SG Wattenscheid 09, den Verein, der sich am Saisonende nach 140 Spielen (34 Siege) bis heute aus dem Oberhaus verabschiedete. Leider – und dies nicht (nur) wegen Spielern wie den Altintops oder Souleymane Sané. Vor allem die SG-Hymne vermisse ich. Einfach Kult. "Schwarz und Weiß das sind die Farben bei uns hier im Revier." Derzeit aber eben nur in der Regionalliga West. (Gunter Wiedemann, Sportredakteur in Villingen-Schwenningen)

Tennis Borussia Berlin

Es gibt keine andere Option. Tennis Borussia Berlin muss zurück in die Fußball-Bundesliga! Nicht etwa, weil die Hauptstadt neben Hertha BSC und dem 1.  FC Union einen dritten Klub im Oberhaus benötigen würde. Ich bin da als Fan des Aufsteigers FC Schalke 04 ganz pragmatisch. Denn in zwei Spielzeiten, in denen sich die beiden Teams in der Bundesliga gegenüberstanden – ja, es ist mit 1974/75 und 1976/77 schon lange her – gewannen die Knappen alle vier Duelle gegen die Berliner. Da vermochte auch der spätere Trainer-Weltenbummler Rudi Gutendorf im zweiten Erstliga-Jahr von TeBe nicht daran zu rütteln. Und auch in der nun anstehenden Saison benötigen "meine Schalker" jeden Punkt. Als Sportredakteur im Zollernalbkreis hätte ich ein zusätzliches Interesse an den Spielen der Gelsenkirchener gegen TeBe, denn mit Egon Flad, der beim TSV Hausen im Killertal mit dem Kicken begann und über den FC Tailfingen zum VfB Stuttgart wechselte, gibt es einen Fußballer, der mit Schalke 04 aufstieg und bei den als Tischtennis- und Tennisclub gegründeten Berlinern seine Karriere beendete. Da schließt sich ein Kreis. (Uli Mußler, Sportredakteur in Balingen)

Blau-Weiß 90 Berlin

Dienstagabend, 21. April 1987. Als einer von 7041 Zuschauern im gähnend leeren Olympiastadion in Berlin fiebere ich im Nachholspiel mit dem absoluten Underdog der Liga. Gegen Bayer Uerdingen sieht alles nach dem zweiten Sieg – nach 24 Spielen – aus. Bodo Mattern hatte das 1:0 für BW 90 Berlin erzielt, es läuft die Nachspielzeit, und der 20-jährige Karl-Heinz Riedle, der am dritten Spieltag für den 3:2-Sieg gegen Mönchengladbach hauptverantwortlich war, hat einen Blackout, fängt den Ball völlig unbedrängt im eigenen Strafraum – Handelfmeter, 1:1, wieder nichts. Die Highlights in der einzigen Bundesliga-Saison der Blau-Weißen sind dünn gesät. Ein spätes 1:1 gegen die Bayern und ein Elfmeter-1:1 in Stuttgart stehen einem 0:7 in Dortmund und einem 2:7 in Nürnberg gegenüber. Vielleicht ist es meine Passion für den "kleinen" Karlsruher SC, dass ich in der (jetzt wieder) Hauptstadt immer den Kleinen, sei es Tennis Borussia, sei es Tasmania 1900, Eisern Union oder eine Liga tiefer dem SC Charlottenburg, die Daumen gedrückt habe und drücke, aber für die Hertha habe ich mich einfach nie erwärmen können. Eine Gemeinsamkeit mit dem KSC hat BW 90 auch noch: KSC-Vorgängerverein Phönix wurde 1909 Deutscher Meister, BW-90-Vorläufer TuFC Union 1892 im Jahr 1905, übrigens durch ein 2:0 gegen den Karlsruher FV. (Peter Flaig, Leiter der Sportredaktion)

FC St. Pauli (+HSV)

Ich könnte es mir einfach machen und sagen: Der einzige Traditionsverein, der mir in der Bundesliga fehlen würde, spielt aktuell in der Bundesliga, weshalb ich auch keinen vermisse. Aber da die (Fußball)-Welt nun mal nicht nur Weiß-Rot und mehr als ein roter Brustring ist, richte ich den Blick natürlich auch über den Stuttgarter Arena-Rand. Da wünschte ich mir, auch wenn das nicht alle verstehen dürften, durchaus wieder Ligaspiele gegen den Hamburger SV. Die Hanseaten haben in meinen Augen jetzt genug in der zweiten Liga gelitten. Und weil ich Hamburg schon als Stadt klasse finde, drücke ich auch dem FC St. Pauli die Daumen. Ich weiß, HSV und St. Pauli zusammen geht aus norddeutscher Sicht gar nicht. Trotzdem hätte es für mich einen besonderen Reiz, wenn beide Nordklubs wieder einmal im Fußball-Oberhaus spielen würden. (Arne Hahn, stellvertretender Chefredakteur)

Eintracht Braunschweig

Ach, ich liebe die Farben Gelb und Blau einfach. Warum? Weil sie meinen Braunschweiger Jungs gehören. 1967, da war ich gerade mal zarte acht Jahre alt, gewann die Eintracht vollkommen überraschend den Meistertitel in der Bundesliga. Trainer Helmuth Johannsen hatte eine abwehrstarke Truppe aufgebaut, die nur 27 Gegentreffer kassierte. Die "Bild" verspottete damals die Eintracht als "typische Hausfrauenmannschaft, brav und solide". Das war mir und den Fans an der Hamburger Straße aber schnurzpiepegal. Auch der Bundesliga-Skandal von 1971 tat meiner Liebe keinen Abbruch. Auch nicht, als 1974 der erste Abstieg erfolgte. Und dann war da noch Günter Mast, der Jägermeister-Fabrikant, der in den 70ern mächtig Geld in die Truppe pumpte, sodass selbst ein Weltstart wie Paul Breitner das blau-gelbe Jersey überstreifte. Den durfte ich sogar einmal live erleben. Ich dachte, jetzt geht es noch weiter aufwärts, doch ich wurde enttäuscht – der Abstieg und ein Auf und Ab folgten. Bis zum 26. April 2013. An diesem Tag führte Torsten Lieberknecht die "Blau-Gelben" wieder in die Bundesliga, aber nur für ein Jahr. Seither ist wieder Dümpeln angesagt. Am Freitag startet die 60. Saison, die Eintracht hat davon 21 Jahre mitgemacht. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass irgendwann der Tag kommt, an dem meine Braunschweiger wieder in der Ersten Liga kicken. (Holger Schroeder, Sportredakteur in der Mantelredaktion)

Energie Cottbus

Mit Energie Cottbus verbindet mich der 19. Juli 2007. Ich war zu diesem Zeitpunkt gut 11,5 Jahre alt, kann mich an die Partie aber noch erinnern, als sei es gestern gewesen. Sergio Radu brachte Cottbus früh in Führung. Der Rest ist – zumindest als VfB-Fan große Geschichte – denn Thomas Hitzlsperger und Sami Khedira drehten die Partie und machten den VfB zum Deutschen Meister. Dieses prägende Ereignis werde ich auch immer mit Energie Cottbus verbinden, die mit ihren knallorangen Trikots im Gottlieb-Daimler-Stadion aufliefen und die Saison auf Platz 13 beendeten. Was sonst in Erinnerung bleibt: Immer wieder konnten die Cottbuser im heimischen Stadion der Freundschaft die Favoriten ärgern. Unvergessen zudem natürlich das legendäre Eigentor von Kult-Torwart Tomislav Piplica. 2001 erlangten die Lausitzer zudem Bundesliga-Historie, da sie als erste Mannschaft überhaupt eine Startelf ohne deutschen Spieler aufboten. 2009 stieg Energie aus der Bundesliga ab, nach fünf Jahren der Zweitklassigkeit ging es sogar eine Etage tiefer. Heute spielt die Manschaft in der Regionalliga Nordost, kann aber immer noch auf eine große Fan-Basis bauen. Beim jüngsten Pokalspiel gegen den SV Werder Bremen (1:2) war das Stadion mit 20 000 Zuschauern ausverkauft. (Pascal Kopf, Volontär)

MSV Duisburg

Gerne erinnere ich mich an meine Studienzeit in Duisburg in den 90er-Jahren, wenn wir samstags aus dem "Finkenkrug" in Richtung Wedau marschiert sind. Wenn der MSV in der Bundesliga gespielt hat, war das wie ein Feiertag. Unvergessen bleibt für mich der 18. Februar 1994. Zitternd vor Kälte standen wir im Wedau-Stadion und verfolgten das Match gegen Meister SV Werder Bremen. So richtig warm wurde uns, als Peter Közle in der 75. Minute den MSV mit 1:0 in Führung brachte und nach dem Schlusspfiff feststand: Duisburg ist Tabellenführer! "Zebrastreifen, weiß und blau, das ist der MSV" – schallte es durch die Stadionlautsprecher, und nach der Rückkehr in die Stadt wurde der neue Spitzenreiter in der Kult-Disco "Old Daddy" mit vielen "Köpis" gefeiert. Groß war die Vorfreude, als die "Zebras" eine Woche später als Tabellenführer zum FC Bayern München reisten. Im "Finkenkrug" haben wir den Jungs von Trainer Ewald Lienen die Daumen gedrückt. Doch Christian Nerlinger brachte Bayern schon nach vier Minuten in Führung. Bruno Labbadia per Doppelpack und Adolfo Valencia mit dem 4:0 machten vor der Halbzeit alles klar – es war der Anfang vom Ende für den MSV. Schön wäre es, wenn das Gründungsmitglied der Bundesliga, das Kultspieler wie Bernhard Dietz, Joachim Hopp oder Roland Wohlfarth hervorgebracht hat, wieder auf die große Fußballbühne zurückkehren würde. (Thomas Hauschel, Lokalsportredakteur in Balingen)

Hamburger SV

Ich muss zugeben, heute bin ich nicht mehr unbedingt der große HSV-Fan. Hinter dem 1.  FC Köln mit seinem einst genialen Spielmacher Wolfgang Overath kommt der Hamburger Sportverein bei mir aber immer noch an Nummer zwei. Eben jener HSV, den ich Anfang der Sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Halbfinale des Pokals der Landesmeister gegen den CF Barcelona, heute FC Barcelona, als Sechsjähriger erstmals wahrnahm. Es folgten unter der Ägide von Trainer Ernst Happel zwei weitere nationale Meisterschaften (1982, 1983), der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger (1977) gegen den RSC Anderlecht und 1983 der Triumph im europäischen Landesmeisterwettbewerb gegen Juventus Turin. Doch dann ging‘s bergab mit dem Dino. 2018 schließlich stürzte der "Unabsteigbare" in die Zweitklassigkeit ab, stieg nach 55 Spielzeiten aus der Ersten Bundesliga ab. Missmanagement und fehlender Fußball-Sachverstand haben über viele Jahre dem einst so stolzen und erfolgreichen Klub an der Elbe einen fast schon irreparablen Schaden zugefügt. Das haben diese großartige Stadt und die HSV-Fans nicht verdient. Keine Frage: Ohne den HSV ist die Bundesliga um ein Aushängeschild ärmer. (Uli Nodler, Sportredakteur in Lörrach)

1. FC Kaiserslautern

Es war der 1. April 2001. Im zarten Alter von neun Jahren stand ich zum ersten Mal in meinem Leben in einem Bundesliga-Stadion. Schon damals schlug mein Herz für Borussia Dortmund, auch wenn ich es an diesem Tag nicht zeigen konnte. Denn Freunde aus der Pfalz hatten mich mit auf den Betzenberg genommen, der BVB kickte dort gegen den 1.  FC Kaiserslautern. Zur "Tarnung" war ich in ein FCK-Trikot geschlüpft – und stand inmitten von Tausenden in Rot gekleideten Lautern-Fans im Fanblock. An vieles erinnere ich mich nicht mehr, aber: Die Stimmung im Fritz-Walter-Stadion war schon damals fantastisch. Auch heute ist die Stimmung in Kaiserslautern erstligareif – der Kader leider nicht. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Für mich gehört der FCK nicht zuletzt wegen meines allerersten Stadionerlebnisses auf dem "Betze" – der BVB gewann übrigens mit 4:1 – in die Bundesliga. (Felix Gieger, Sportredakteur in Lahr)

Alemannia Aachen

Rückblick: Mittwoch, 20. Dezember 2006, Aachener Tivoli. Alemannia Aachen schlägt im Achtelfinale des DFB-Pokals die großen Bayern mit 4:2 und schießt sich in die Herzen aller, die es nicht mit dem Rekordmeister halten. Eingefleischte Fans des Klubs können die Torschützen wohl noch im Schlaf aufsagen: zweimal Laurentiu Reghecampf, Marius Ebbers und Jan Schlaudraff netzen damals gegen Michael Rensing ein. Es soll in eine glorreiche Zukunft gehen mit der Alemannia, doch leider kommt alles anders: Am Ende der Saison steigen die Aachener mit 34 Punkten aus dem Fußball-Oberhaus ab und können bis heute nicht mehr an diese Erfolgszeit anknüpfen – im Gegenteil. Finanzielle Probleme durch nicht kalkulierte Kosten beim Bau des neuen Tivoli machen den freien Fall in die Regionalliga West perfekt. Spieler-Legenden wie Willi Landgraf und Erik Meijer sind ebenso Geschichte wie Pflichtspiel-Duelle gegen Schalke oder Dortmund. Mittlerweile stehen Rot-Weiß Oberhausen oder Preußen Münster auf dem Spielplan. Ebenfalls tolle Traditionsklubs, nur ein paar Ligen zu tief. (Cornelius Eyckeler, Redakteur in der Mantelredaktion)

1. FC Nürnberg

Der 1. FC Nürnberg ist einer dieser Klubs, die die höchste deutsche Spielklasse jahrzehntelang geprägt haben, deren Tradition und Fankultur auf ewig in dem Konstrukt Bundesliga, wie wir es heute kennen, verwoben ist. Bei diesen Traditionsvereinen wird der Wunsch nach einer Rückkehr ins fußballerische Oberhaus der Republik von Jahr zu Jahr größer, zumal dem "Club" seit dem vorletzten Abstieg 2014 nur noch ein kurzes, einjähriges Intermezzo (2018/19) in der Bundesliga vergönnt war. Darüber hinaus wäre die Fanfreundschaft mit dem FC Schalke 04 nicht nur für mich und mein königsblaues Herz, sondern auch für alle deutschen Fußballfans eine schöne neue Komponente. Und nicht zuletzt sitzt mit Robert Klauß gerade ein spannender junger Übungsleiter aus dem RB-Kosmos auf der Nürnberger Trainerbank, der die Liga bereichern könnte. Ob das Engagement der Franken dann aber von Dauer sein würde, sollte wieder einmal der Sprung in die Bundesliga gelingen, ist fraglich. Schließlich ist der Name des Vereins mit den meisten Abstiegen aus der Bundesliga: 1. FC Nürnberg  ... (Lorenzo Ligresti, Sportredakteur)

Dynamo Dresden

»Dy Dy Dy na na na mo mo mo, Forza Dynamo«, schallte es einst in grauer Vorzeit auch in der Bundesliga von den Rängen. Es war in den Jahren 1991 bis 1995, als Dynamo Dresden noch in der Bundesliga kickte. Heute dümpelt der Traditionsclub in der dritten Liga umher, mal auch im Unterhaus der Bundesliga, je nachdem, ob das Jahr zuvor gut oder eher mager lief. Jetzt kann man von Dynamo Dresden, übrigens einer der erfolgreichsten Klubs in der Fußballgeschichte der ehemaligen DDR, halten was man will. Immer wieder machen die Fans des ostdeutschen Vereins Schlagzeilen – und das nicht immer positiver Art. Immer wieder kommt es zu Ausschreitungen, wilden Pyroshows oder gar Prügeleien mit der Polizei und anderen Ultra-Gruppen. Doch die Stimmung ist immer prächtig, wenn Dresden irgendwo beteiligt ist – das spürte man selbst in der Zweiten Liga, als die Dresdner in Stuttgart gastierten und mächtig Alarm machten. Im Übrigen: Der Klub aus der sächsischen Landeshauptstadt ist mit der älteste in der früheren DDR, ein Traditionsverein. Und deshalb gehört der Verein auch wieder in die Bundesliga – zumal aus dem Osten der Republik allgemein wenige Vereine höherklassig spielen. Mit der SGD könnte sich das wieder ändern. Träumen ist ja schließlich erlaubt. (Sebastian Buck, Lokalredakteur in Calw)