Im Südwesten sind mehrere Flächen weiterhin im Rennen um das deutsche Atommüll-Endlager – neben Flächen im Kreis Freudenstadt auch rund um Bad Wildbad.
Neben dem Kreis Freudenstadt steht auch der Kreis Calw im Fokus der bundesweiten Suche nach einem Endlager für hoch radioaktiven Atommüll.
Auf der Suche nach einem Endlager für den deutschen Atommüll haben die zuständigen Experten die geeigneten Regionen auf 25 Prozent der deutschen Landesfläche eingegrenzt.
Laut der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) zählen unter anderem Flächen in Bad Rippoldsau-Schapbach, Alpirsbach, Bad Wildbad, Höfen und Enzklösterle zu den Gebieten, die derzeit noch im Auswahlverfahren sind.
Die BGE hat die potenziell geeigneten Regionen in Deutschland inzwischen auf rund 25 Prozent der Landesfläche eingegrenzt. Dort gelten die geologischen Voraussetzungen nach aktuellem Wissensstand als geeignet – oder sie sind bislang noch nicht abschließend bewertet. In Baden-Württemberg betrifft das neben Gebieten im Schwarzwald auch Regionen rund um Ulm, Heidelberg und die Schwäbische Alb.
Ein großes Gebiet
Im Nordschwarzwald reicht das noch im Verfahren befindliche Gebiet von Lautenbach im Ortenaukreis bis Bad Wildbad und schließt die Region zwischen Alpirsbach und dem südlichen Schwarzwald ein. Im sogenannten „Endlagersuche-Navigator“ sind die Standorte Bad Rippoldsau-Schapbach, Alpirsbach, Bad Wildbad, Höfen und Enzklösterle als Gebiet in Bearbeitung ausgewiesen. Nach Angaben der BGE wurden dort die Prüfschritte eins und zwei der repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchung (rvSU) weitgehend abgeschlossen und qualitätsgesichert.
Die betroffenen Gebiete gehören zum Teilgebiet Moldanubikum. Es gehört zum Typ „Kristallines Wirtsgestein“.
Der Zeitplan
Bundesweit soll bis spätestens 2050 ein Endlagerstandort gefunden werden, das rund 27 000 Kubikmeter hoch radioaktiven Abfall aufnehmen kann – Atommüll, der in über 60 Jahren Kernkraftnutzung entstanden ist. Das Lager soll so beschaffen sein, dass es den gefährlichen Abfall mindestens eine Million Jahre sicher einschließt.
Die Endlager-Kommission arbeitet derzeit an einer schrittweisen Eingrenzung der möglichen Standorte. Ende 2027 will die Bundesgesellschaft für Endlagerung Standortregionen vorschlagen, die anschließend oberirdisch erkundet werden sollen. Die endgültige Entscheidung über diese Regionen trifft der Bundestag.
Andere Gebiete in den Kreisen Calw und Freudenstadt wie etwa Freudenstadt, Horb, Calw, Nagold, Altensteig oder das knapp neben Enzklösterle liegende Simmersfeld oder auch Neuweiler haben nur eine geringe Eignung und haben den Prüfschritt zwei nicht bestanden.
Das Bundesumweltministerium rechnet damit, dass bis 2050 ein Standort gefunden sein wird – etwa 20 Jahre später als ursprünglich vorgesehen. Wann das Endlager tatsächlich in Betrieb gehen kann, ist weiterhin offen.
Das sagt die Umweltministerin
Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) sieht den bisherigen Fortschritt mit gemischten Gefühlen: „Es ist eine gute Nachricht, dass ein Großteil der Gebiete in Baden-Württemberg nach den Untersuchungen der Bundesgesellschaft für Endlagerung höchstwahrscheinlich als Endlager für Atommüll ausscheidet“, sagte Walker auf Anfrage. Zugleich betonte sie: „Wir werden als Landesregierung darauf drängen, den weiteren Prozess zu beschleunigen.“
Die Ministerin warnte davor, den Ablauf zu verschleppen: „Die Kosten für die Lagerung steigen sonst weiter.“ Sie verwies außerdem auf die Notwendigkeit einer wissenschaftlich fundierten Entscheidung und kritisierte politische Ablenkungsmanöver. „Das Söder-Manöver, einen Wiedereinstieg in die Atomkraft zu fordern, aber ein Endlager auch in geologisch geeigneten Gebieten Bayerns auszuschließen, ist dagegen komplett verantwortungslos.“
Bis es jedoch so weit ist, dass ein Standort feststeht, bleibt auch der Nordschwarzwald auf der Landkarte der möglichen Regionen – und damit die Kreise Calw und Freudenstadt weiterhin Teil eines der größten Umwelt- und Infrastrukturprojekte Deutschlands.