Die Aufnahmen zeigen Szenen aus der Landwirtschaft und der Industrieblüte in Weil am Rhein, aber auch aus der Zeit von Nationalsozialismus und Krieg.
Seit rund drei Monaten können Weiler Bürger und alle anderen Interessierten das neu angelegte, historische Bildarchiv der Stadt Weil am Rhein nutzen.
Stadtarchivar Thilo Baumgartner betreut das Archiv federführend und berichtet, was es damit auf sich hat.
Alles begann mit der Einführung eines Digital Asset Managementsystems im Stadtarchiv. Damit können verschiedenste Bilddateien gespeichert, verschlagwortet und eben auch im Internet veröffentlicht werden, erklärt der Archivar.
„Wir verfolgen damit zwei Ziele“, führt er aus. Zum einen diene das System verwaltungsintern als zentrale Ablage aller Mediendateien. Denn bisher habe jeder Bereich, von der Pressestelle bis zum Kulturamt, seiner eigene Ablage und seinen eigenen Serverbereich innegehabt. Mit dem Weiler Pressesprecher Mirko Bähr sei er sich einig gewesen, dass sich das ändern müsse.
Das habe es schwer gemacht, einen Überblick zu gewinnen.
Pressestelle und Kulturamt sind eingebunden
Das Kulturamt und die Pressestelle sind es auch, die bisher schon in die digitale Bündelung der Dateien mit eingebunden sind. Perspektivisch sollen andere Abteilungen und Ämter dazukommen.
4212 Elemente sind in dem digitalen Bildarchiv schon abgelegt, und es könnten noch deutlich mehr werden. Damit befasst ist im Weiler Stadtarchiv neben Thilo Baumgartner auch Annika Gerwig.
Aber nicht nur zur Bündelung, auch um die Bilddateien der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, dient das System. Im historischen Bildportal, das es seit rund einem Jahr gibt, haben Internet-Nutzer kostenfreien Zugriff auf 2374 Dateien.
„Canto ermöglicht uns, einzelne Teile aus dem digitalen Bildarchiv heraus zu gliedern und frei zugänglich zu machen“, sagt Baumgartner. Den Anbieter habe man unter anderem auch deshalb ausgewählt, weil andere Kommunen gute Erfahrungen damit gemacht haben.
Bilder zu vielerlei Themen sind dort zu finden: Aufnahmen von der Weiler Fasnacht aus früheren Jahren, von der Bombardierung Haltingens, aber auch vom Luftschiff „Hindenburg“ beim Flug über Weil.
Seit das Portal online gestellt wurde, habe er schon viele Rückmeldungen bekommen, berichtet Baumgartner. Anfragen gebe es von Privatleuten und von örtlichen Unternehmen, die etwa ein Jubiläum feiern. Auch die Weiler Stadtführer fragen regelmäßig nach Bildern an.
Die Fotos werden gebührenfrei angeboten, der Download ist aber nicht so ohne Weiteres möglich. Dazu sollten Interessenten jeweils erst noch einmal Rücksprache mit den Verantwortlichen im Archiv halten. „Wer bei uns eine Anfrage stellt, bekommt gern das Originalbild zur Verfügung gestellt.“
Dass man nicht alle der bisher digitalisierten Bilddateien in dieses öffentliche Portal einspeise, habe indessen einen Grund, erläutert der Archivar. Es gebe einerseits Bilder, bei denen nicht klar sei, wie sie in den Besitz der Stadt gekommen sind. Bei anderen spielen Persönlichkeitsrechte der auf den Bildern zu sehenden Personen eine Rolle.
Er und seine Kollegen gingen sehr vorsichtig und sorgsam mit diesen Fragen um, wie Baumgartner betont. „Wir versuchen, alle Urheberrechtsinformationen genau offenzulegen, und wir sind transparent, wenn wir etwas nicht wissen“, ergänzt er.
Aktuell ist Baumgartner, der in Steinen aufgewachsen ist und in Basel Geschichte studiert hat, mit der Sammlung von Bildern zum Thema Aufarbeitung der NS-Zeit in Weil am Rhein beschäftigt, mit der der Historiker Robert Neisen von der Stadt beauftragt wurde.
Auf einen Aufruf in den lokalen Medien hin habe er viele Bilder von Privatleuten zu diesem Thema erhalten, insgesamt an die 300 Stück.
„Das hilft uns, denn daraus soll auch ein Buch entstehen“, sagt er.
Erst ein Bruchteil der ihm dazu vorliegenden Bilder sei digitalisiert. „Da schlummern noch so manche Schätze“, verrät er.
Jedes Jahr veröffentlicht das Stadtarchiv zudem einen historischen Bildkalender zu einem bestimmten Thema, der käuflich erworben werden kann.