Eindrucksvolle Fotos und viele Hintergrundinformationen sowie nützliche Tipps versammelt Thomas Faltin in seinem druckfrischen Werk. Foto: Faltin

Ein Lockruf auf die Schwäbische Alb von einem, der sie kennt wie kein Zweiter: Thomas Faltin ist sein Bild- und Ortsporträt-Band "Wo die Alb am schönsten ist" gelungen.

Albstadt/Stuttgart - Natürlich ist auch Thomas Faltin von Online-Konferenzen übersättig. Im Brotberuf Journalist bei der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten, hat der Albschreiber der Literaturtage Albstadt 2019 das Wandern freilich nicht erst während der Coronavirus-Pandemie für sich entdeckt. Diese Liebe ist eine alte. Wanderführer gehören somit zu seiner Standard-Lektüre. Davon gibt’s ja genug.

Gerade deshalb wollte der 57-Jährige nicht noch einen schreiben. Sein Konzept für sein druckfrisches Werk "Wo die Alb am schönsten ist. 10 x 10 sehenswerte Orte auf der Schwäbischen Alb" ist ein anderes, ein viel originelleres: Thomas Faltin hat Ranglisten aufgestellt und serviert seinen Lesern damit mundgerecht, worauf sie gerade Lust haben. Wetter schön, Fernsicht spitze? Dann lohnt der Besuch einer der zehn besten Plätze für Alpenblicke. Oder einer der zehn besten Plätze für Aussichtstürme. Frisch verliebt und Zeit zu zweit? Wie wär’s mit einem der zehn besten Plätze für Sonnenauf- und -untergänge? "Berge und Felsen" hat Thomas Faltin porträtiert, "historische Orte", "Höhlen", "Quellen & Wasser", "Naturschutzgebiete", "Täler", "Aussichtspunkte", "Geologische Orte", "Kraftorte" sowie "Burgen & Burgruinen". Wobei er einräumt: So ein Ranking sei doch immer subjektiv. Andererseits: Wer, wenn nicht er, der keine Gelegenheit und kaum eine Tageszeit auslässt, die Schwäbische Alb auf Schusters Rappen zu durchkämmen, könnte nach so vielen Jahren die Schokoladenseiten seiner Liebe besser kennen?

Wenn Thomas Faltin losläuft, läuft nicht immer ein Mensch, stets aber eine App mit, die alle GPS-Daten seiner Route genau aufzeichnet. Als promovierter Historiker und Redakteur weiß er auch noch, wie man altmodisch mit Stift und Papier umgeht, und die Kamera steckt sowieso immer in seinem Rucksack. Kurz draufdrücken ist freilich seine Sache nicht: Als Fotograf fängt Faltin besondere Stimmungen und damit den Zauber einer Landschaft ein, den mystischen Moment eines Bachlaufs im Wald, den Charme eines verfallenen Gebäudes, den Glanz eines Wintertages und die Kraft der Krokusse, die in frischem Flieder aus dem Waldboden sprießen.

Seine Bilder machen den Lockruf dunkler Eingänge zu mächtigen Höhlen hörbar und sind dank des Panorama-Formats, des hochwertigen Drucks und ihrer Qualität geeignet, Betrachter selbst zu Hause auf dem Sofa in diese Ur-Landschaft hineinzuziehen, die Faltin so fasziniert. Deshalb ist der Autor dem Gmeiner-Verlag auch besonders dankbar, dass er bereit war, sein Konzept mit den ganzseitigen Fotos zu übernehmen.

Spiegelbildlich dazu tobt sich Faltins Edelfeder aus. Auf den linken Seiten serviert der belesene Wahl-Nürtinger die – oft weniger bekannten – Informationen zu einem Ort, lässt wie beiläufig Literaturtipps und Beschreibungen bekannter Schriftsteller, nützliche Hinweise auf den idealen Zeitpunkt einer Tour und Anekdoten einfließen. In Stichpunkte verpackt sind Hinweise zur Anfahrt, zur Wanderung, zu Einkehr-Zielen und zu Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Touren.

Dass vier der hundert schönsten Orte in seinem zauberhaften Buch auf Albstädter Gemarkung liegen – der Gräbelesberg, dass Zeller Horn, der Bannwald Untereck und der Böllat – ist kein Zufall, wie Faltin betont: Albstadt, Bad Urach und Blaubeuren sind und bleiben für ihn die Höhepunkte der Schwäbischen Alb, und die Erklärung, warum er den Traufgang Zollernburg-Panorama zur zweitschönsten Wandertour gewählt hat, fällt ihm nicht schwer. Immerhin führe kaum ein Wanderweg so weit am Trauf entlang und zwar als Pfad, wie Faltin ihn liebt. Für Waldwirtschafts- oder gar asphaltierte Wege würde der Connaisseur nicht so früh am Morgen, wie er es oft tut, aus dem Bett aufstehen.

Die vier Jahre Arbeit, die Thomas Faltin in die sorgfältige Auswahl und Erkundung seiner Tourenvorschläge, in das Sammeln ebenso nützlicher wie seltener Informationen zu den Orten und ins fotografische Festhalten von Glücksmomenten gesteckt hat, haben sich gelohnt. Sein lehrreicher Bildband bietet Gelegenheit, das Auge schmausen, den Kopf lernen und die Fantasie Purzelbäume schlagen zu lassen. Wo die Alb am schönsten ist? Am Welttag des Buches lässt sich diese Frage ganz leicht beantworten: in Thomas Faltins jüngstem Werk.