Michael Wendel, selbst Künstler, hat den Rahmen für das Werk seines Vaters spendiert. Foto: Schuttkowski

Vergessene Kunst kommt in der Lamprechtskirche zu neuen Ehren: In Meßstetten wird ein lange übersehenes Bild des Hossinger Malers Wilhelm Wendel gezeigt.

Wilhelm Wendel, der 1908 in Ebingen geboren und noch vor dem Zweiten Weltkrieg nach Hossingen gezogen war, hatte in den ersten Nachkriegsjahren Kunstwerke mit religiösen Bezügen und religiöser Motivik geschaffen, in denen er seine Kriegserlebnisse zu verarbeiten suchte.

 

Nach seinem Tod im Jahr 1993 entdeckte sein Sohn Michael Wendel im Nachlass ein Relief, das den auferstandenen Christus zeigt. Er steigt, direkt auf den Bildbetrachter zukommend, aus dem offenen Grab; im Hintergrund sieht man Golgatha, wo immer noch die Kreuze der beiden Schächer stehen, die zusammen mit Jesus hingerichtet wurden.

Das Relief wird im Meßstetter Gotteshaus nun angemessen präsentiert

Der Auferstandene hat keinen Heiligenschein und erstrahlt auch nicht in jenseitiger Glorie – Wendel betont vielmehr die fortbestehende Menschlichkeit Jesu und seine Verbundenheit mit der Welt.

Ein Relief von Wilhelm Wendel, dem Hossinger Künstler, ziert neuerdings die Lamprechtskirche in Meßstetten. Es hatte viele Jahre fast unbeachtet im Kirchsaal gestanden. Foto: Schuttkowski

Dieses Relief ist bisher nie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Einige Jahre lang war es fast unbeachtet im Kirchsaal der Lamprechtskirche gestanden, doch dann nahm Michael Wendel, der Sohn des Künstlers, Kontakt zur evangelischen Kirchengemeinde auf und schlug vor, das Relief mit einem angemessenen Rahmen zu versehen und im renovierten Kirchsaal auf angemessene Weise zu präsentieren.

Die Meßstetter Metallwerkstatt erhielt den Auftrag für diesen Rahmen; die Kosten übernahm Michael Wendel. Das Relief ist auf Gips angebracht, der durch ein Metallgitter verstärkt wurde.Und so kann nun eine außergewöhnliche und eindrucksvolle Darstellung des Auferstandenen in der Lamprechtskirche bewundert werden.

Sein eigentliches Ziel verlor Wendel nie aus den Augen

Wilhelm Wendel, der Künstler, hatte als junger Mann zunächst das Handwerk des Dekorationsmalers erlernt und danach 1928 und 1929 die private Malschule von Heinrich Knirr in München besucht. Das Akademiestudium, auf das ihn diese zweite Ausbildung vorbereiten sollte, musste er jedoch nach dem Todes seines Vaters abbrechen, um die Familie zu ernähren .

Er ließ sich in Leonberg nieder und arbeitete als Dekorationsmaler, verlor sein eigentliches Ziel aber nicht aus den Augen: Von 1929 bis 1931 besuchte er die Abendzeichenkurse von Fritz Nuß in Stuttgart, von 1931 bis 1932 studierte er an der Staatlichen Akademie in Stuttgart, in Arnold Waldschmidts Zeichenklasse.

Die Bekanntheit kam in den Jahren nach dem Krieg

Doch auch dieses Studium musste er aus finanziellen Gründen abbrechen; fortan arbeitete er als freischaffender Künstler. 1935 heiratete er und ließ sich mit seiner Frau Leonore in Hossingen nieder; von 1939 bis 1945 leistete er, meist als Sanitäter, Kriegsdienst, zuerst in Frankreich, dann an der Ostfront. 1945 kehrte er nach Hossingen zurück.

In den Jahren nach dem Krieg erlangte Wilhelm Wendel eine gewisse Bekanntheit, 1960 und 1968 stellt er in Reutlingen, 1962 in Kirchheim, 1968 und 1973 in Ebingen, 1988 in der Dätzinger Galerie Schlichtenmaier – und immer wieder, zwischen 1978 und 1988 insgesamt viermal – in Meßstetten aus. Außerdem beteiligte er sich an Gruppenausstellungen, und seit 1966 unternahm er alljährlich Studienreisen in die Mittelmeerländer.

1982 erlitt er einen Schlaganfall, der ihn zum linkshändigen Malen zwang; am 8. Mai 1993 starb Wilhelm Friedrich Wendel. Die letzte, von Fritz Leibfritz gestaltete Retrospektive auf sein Werk wurde 1998 in Meßstetten gezeigt.