Opfer einer Straftat haben erst einmal andere Sorgen als Paragrafen für einen Rechtsstreit zu wälzen oder sich durch einen Dschungel von Hilfsangeboten verschiedener Träger zu wühlen. Deshalb werden Betroffenen in der Region künftig Personen zur Seite gestellt – so konsequent wie kaum irgendwo sonst.
Lächelnd steht Jochen Link da beim Treffen im Landesministerium. Das Lächeln trügt nicht, denn hier haben sie gerade einen Meilenstein gesetzt, der bundesweit einmalig ist und für Opfer so viel Beistand verspricht, wie sie ihn bislang in keinem anderen Bundesland erfahren. Und die Region Schwarzwald-Baar ist ein Teil davon.
Auch hier wird künftig ein Opferbeauftragter Betroffenen nach Straftaten zur Hilfe eilen, mitten im Ausnahmezustand.
Etappenziel nach Jahren
Es war das Jahrestreffen der Opferschutzorganisation Weisser Ring mit dem Opferbeauftragten der Landesregierung Baden-Württemberg, im Ministerium der Justiz für Migration, bei dem die enge Zusammenarbeit im Rahmen der Kooperationsvereinbarung bekräftigt worden ist. Für den Schwarzwald-Baar-Kreis nahm der Leiter der Außenstelle des Weissen Rings in Villingen-Schwenningen, Jochen Link, teil. Und damit ist klar: Der Opferschutz wird nicht nur in Baden-Württemberg ausgebaut, sondern auch im Landkreis.
Seit 2021 arbeiten der Weisse Ring und der Opferbeauftragte der Landesregierung zusammen, um Kriminalitätsopfern schnell und effektiv zu helfen. Die Vereinbarung sieht nun eine enge Verzahnung der Hilfsangebote vor, um Doppelstrukturen zu vermeiden und Ressourcen optimal zu nutzen.
Orientierung fällt schwer
„Unser Ziel ist es, dass Opfer von Straftaten nicht allein gelassen werden, sondern gezielte Unterstützung erhalten – sei es durch Beratung, rechtlichen Beistand oder psychosoziale Prozessbegleitung“, betonte Alexander Schwarz.
Eine wesentliche Neuerung für den Opferschutz in Baden-Württemberg ist die Schaffung von 17 neuen Stellen für Opferbeauftragte bei den Staatsanwaltschaften. „Diese sollen dazu beitragen, Opfer frühzeitig über ihre Rechte und Unterstützungsangebote zu informieren und das Netzwerk im Opferschutz zu stärken“, wie Hauser erläuterte.
Niederschwelliger Zugang
Hartmut Grasmück, der Landesvorsitzende des Weissen Rings, betont: „Ein Opfer einer Straftat benötigt vielfältige Informationen, um angemessene Hilfe zu erhalten und seine Rechte wahrzunehmen – sei es in Bezug auf psychotherapeutische Hilfe, Nebenklage, Gewaltschutz oder Entschädigungsansprüche.“ Staatliche und nichtstaatliche Hilfen sollen stärker vernetzt, der Zugang transparent und niederschwellig möglich sein.
Wann genau die Stellen in welchem Umfang besetzt werden können, ist zwar noch unklar, so Jochen Link auf Nachfrage. Aber klar sei: Auch Betroffene im Schwarzwald-Baar-Kreis sollen direkt profitieren. „Es sollen bei allen Staatsanwaltschaften Baden-Württembergs Opferbeauftragte tätig sein, also auch bei den Staatsanwaltschaften Konstanz und Rottweil.“ Wie langsam die Mühlen mahlten, zeigt der Blick auf den zeitlichen Horizont. Jochen Link erzählt, der Koalitionsvertrag von 2021 sei ausschlaggebend gewesen. Und trotz der langen Zeit ist man Vorreiter: „Bislang wurden in keinem anderen Bundesland Neustellen für Opferbeauftragte bei den Staatsanwaltschaften geschaffen“, so Link.
Infos gibt es für Interessierte im Internet unter https://opferbeauftragter-bw.justiz-bw.de www.weisser-ring.de