Nach dem schweren Patzer des russischen Torhüters Igor Akinfejew geht Südkorea 1:0 in Führung. Foto: dpa

WM kompakt - Alle Spiele, alle Ergebnisse Nach zwei Joker-Toren endet die Partie Russland gegen Südkorea mit 1:1. Gegen Angstgegner Mexiko kommt Gastgeber Brasilien nicht über ein enttäuschendes 0:0 hinaus.  Zuvor hat Geheimfavorit Belgien 2:1 gegen den Außenseiter Algerien gewonnen.

Russland gegen Südkorea - 1:1 (0:0)

Cuiabá - Joker Alexander Kerschakow hat Russland beim WM-Comeback nach zwölf Jahren vor einer Auftaktpleite bewahrt und Startrainer Fabio Capello die Geburtstagslaune ein wenig versüßt. 180 Sekunden nach seiner Einwechslung traf der Stürmer von Zenit St. Petersburg am Dienstag (Ortszeit) in der 74. Minute zum 1:1 (0:0) gegen Südkorea. Ein schwerer Patzer von Russlands Torwart Igor Akinfejew hatte zuvor die Führung der Asiaten durch den ebenfalls eingewechselten Lee Keun Ho (68.) begünstigt. Das Remis lässt beiden Mannschaften Chancen auf das Weiterkommen in der Gruppe H, in der Belgien zum Auftakt einen 2:1-Sieg gegen Algerien gefeiert hatte.

Nach dem Fehlgriff von Akinfejew, der einen harmlosen 20-Meter-Schuss von Lee durch die Hände ins Netz gleiten ließ, schien die mäßige und teilweise langatmige Partie entschieden. Doch dann schlug Kerschakow mit seinem 26. Länderspieltor zurück und beschenkte Capello zu dessen 68. Geburtstag an diesem Mittwoch zumindest mit einem Punkt.

Nach Wechseln wird das Spiel munterer

Zur Halbzeit gab es von den 37 603 Fans in Cuiabá Pfiffe für beide Teams, die 45 Minuten lang abwartend und zögerlich agierten. Die Angst vor der eigenen Courage lähmte Köpfe und Beine. Erst nach dem Wechsel wurde das Spiel munterer, ohne jedoch an Klasse zu gewinnen.

Südkorea startete mit den drei Bundesligaprofis Hong Jeong Ho (FC Augsburg), Koo Ja Cheol (FSV Mainz 05) und Son Heung Min (Bayer Leverkusen) in die Partie, die sich schnell als Langweiler entpuppte. Die Russen ließen es bei ihrer Rückkehr auf die WM-Bühne äußerst gemächlich angehen. Dieses Tempo nahmen die Asiaten bei 26 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit gerne an.

Es fehlte an spielerischem Format

Erst nach einer halben Stunde nahm die Partie kurzzeitig etwas Fahrt auf. Dafür musste allerdings ein Standard herhalten. Russlands Verteidiger Sergej Ignaschewitsch, der sein 99. Länderspiel bestritt, hämmerte einen Freistoß aus rund 30 Metern auf das Gehäuse uhd zwang Jung Sung Ryong zur ersten Parade. Kurz darauf bot sich Juri Schirkow die Chance zur Führung, doch der Mann von Dynamo Moskau verfehlte das Ziel.
Ein abgefälschter Schuss von Koo trudelte nur Zentimeter am Pfosten vorbei. Sehr unglücklich agierte Offensivmann Son. Der Leverkusener drosch die Kugel zweimal aus aussichtsreicher Position in den Abendhimmel von Cuiabá.

Weil es an spielerischem Format fehlte, versuchten es die Asiaten nach dem Wechsel mit Distanzschüssen. Bei den Versuchen von Koo (50.), Ki Sung Yueng (51.) und Kim Youn Gwon stockte dem nachdenklich auf der Bank hockenden Capello der Atem, weil Akinfejew schon da Schwächen zeigte und den Ball jeweils nach vorne abprallen ließ. Was zunächst ohne Konsequenzen blieb, ging dann bei Lees Versuch nach hinten los. Die Sbornaja brachte nach vorne noch weniger zustande. Ein Schuss von Dmitri Kombarow (62.), den Jung zur Seite abwehrte, war noch die beste Offensivszene. Da musste erst der 31-jährige Kerschakow ran, der aus dem Gewühl heraus mit all seiner Routine vollendete.

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Brasilien gegen Mexiko - 0:0

Fortaleza - Auf dem Weg zum erhofften sechsten WM-Titel hat Gastgeber Brasilien den ersten Dämpfer erhalten. Gegen Angstgegner Mexiko kam die Seleção am Dienstagabend nur zu einem enttäuschenden 0:0, bleibt aber mit vier Punkten Tabellenführer der Gruppe A. Fünf Tage nach dem mühsamen 3:1 im Eröffnungsspiel gegen Kroatien vergaben Neymar und Co. im ausverkauften Estádio Castelão vor 60 342 Zuschauern beste Chancen zum Siegtreffer und scheiterten immer wieder am überragenden mexikanischen Torhüter Guillermo Ochoa. Olympiasieger Mexiko bleibt damit ebenfalls gut im Rennen um den Einzug ins Achtelfinale.

Im ersten WM-Spiel zwischen beiden Teams seit 52 Jahren mussten die Gastgeber auf ihren Stürmer Hulk verzichten. Für den 27-Jährigen nominierte Trainer Luiz Felipe Scolari Ramires vom FC Chelsea. Die Mexikaner, die bei tropischer Schwüle von etwa 10 000 Landsleuten unterstützt wurden, spielten in der Formation des mit 1:0 gegen Kamerun gewonnenen Auftaktspiels und bestätigten von Beginn an, warum sie als gefürchteter Gegner gelten.

Beste Chancen für Neymar und Thiago Silva in der Schlussphase

Gegen die zweikampfstarke und kompakte Elf von Trainer Miguel Herrera versuchte die Seleção vor allem über die Flügel mit den offensiven Außenverteidigern Dani Alves und Marcelo den Abwehrriegel zu knacken. Auch Stürmerstar Neymar, der bei der Nationalhymne Tränen in den Augen hatte, ließ sich immer wieder zurückfallen und kam bevorzugt über die linke Angriffsseite der Brasilianer.

Die erste Torchance hatten allerdings die Gäste in der 24. Minute durch einen Distanzschuss von Hector Herrera. Der Ball strich nur knapp über das Tor. Im Gegenzug kam Neymar zu seiner ersten großen Szene. Seinen Kopfball nach Flanke von Alves parierte Mexikos Keeper Giullermo Ochoa großartig. Auch bei einem Schuss aus kurzer Distanz von Paulinho kurz vor der Pause war der mexikanische Keeper auf dem Posten.

Mit dem jungen Bernard, den Scolari für den enttäuschenden Ramires brachte, kam etwas Schwung ins Offensivspiel der Brasilianer, die sich aber gegen einen früh attackierenden Gegner wenig Chancen herausspielen konnten. Auf der anderen Seite sorgte Mexiko vor allem mit Distanzschüssen für Gefahr. Jose Juan Vazquez scheiterte mit einem solchen Versuch ebenso knapp (55.) wie kurz darauf Herrera. Die besten Möglichkeiten in der spannenden Schlussphase vergaben Neymar und Thiago Silva.

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Belgien gegen Algerien 2:1 (0:1)

Belo Horizonte - Belgiens hochgelobte „Rote Teufel“ haben bei ihrer Rückkehr auf die Weltbühne des Fußballs nach exakt zwölf Jahren eine Blamage mit Mühe abgewendet. Tore der eingewechselten Marouane Fellaini (70. Minute) und Dries Mertens (80.) retteten dem Team um die Bundesliga-Profis Daniel van Buyten und Kevin De Bruyne am Dienstag in Belo Horizonte den 2:1 (0:1)-Sieg gegen den leidenschaftlich aufspielenden Außenseiter Algerien.

Mit einem in der 25. Minute verwandelten Foulelfmeter schien Sofiane Feghouli den Weg zum größten Triumph für die Nordafrikaner seit dem 2:1-Sieg gegen Deutschland bei der WM in Spanien vor 32 Jahren geebnet zu haben. Mit der Einwechslung der beiden Torschützen bewies Trainer Marc Wilmots beim WM-Comeback der „Roten Teufel“ ein goldenes Händchen, doch 70 Minuten lang waren die Belgier vor 56 800 Zuschauern den Nachweis schuldig geblieben, ein Titelkandidat in Brasilien zu sein, und hatten eine geradezu hilflose Vorstellung geboten. Gegen eine selbstbewusst auftretende und früh störende algerische Mannschaft lief bei den „Roten Teufeln“ wenig zusammen. Der als Spielgestalter vorgesehene Wolfsburger De Bruyne fand keine Bindung zu seinen Nebenleuten, vor allem aber fehlte es den Aktionen an Tempo.

Belgiens Abweht agiert nervös

Nervös und ohne rechte Ordnung agierte zudem die Abwehr, in der auch Teamsenior van Buyten nicht frei von Schwächen war. In der 18. Minute verschätzte sich der 36-Jährige, dessen Vertrag beim FC Bayern München nicht verlängert wurde. Doch Rihad Mahrez wusste mit der unverhofften Chance nichts anzufangen und schoss weit am Tor vorbei. Die von ihrem Coach Vahid Halilhodzic taktisch gut eingestellten Algerier vertrauten auf eine stabile Defensive und lauerten auf schnelle Konter. Bei einem dieser Vorstöße wusste sich Jan Vertonghen gegen Feghouli im Strafraum nicht anders zu helfen, als den Profi des FC Valencia mit einem Griff an den Arm am Torschuss zu hindern. Der Gefoulte ließ Thibaut Courtois von Champions-League-Finalist Atletico Madrid im belgischen Tor mit einem platzierten Schuss keine Chance.

Wer eine schnelle Antwort der Belgier erwartet hatte, sah sich getäuscht. Die große Sturmhoffnung Romelu Lukaku wurde von Algeriens Kapitän Madjid Bouguerra fast völlig abgemeldet, auch von Eden Hazard vom FC Chelsea gingen keinerlei Impulse aus. So bekam Trainer Wilmots von seiner Mannschaft vor der Pause nur eine nennenswerte Torchance zu sehen, als Rais M’Bolhi im algerischen Tor einen 25-Meter-Schuss von Axel Witsel entschärfen konnte. Mit der Einwechslung von Mertens für Nacer Chadli gelang es Wilmots nach Wiederanpfiff, das lahme Offensivspiel seiner Mannschaft ein wenig zu beleben. Doch echte Torgefahr strahlten die Belgier nach wie vor nicht aus. Dafür lag auf der Gegenseite das 2:0 in der Luft, als ein Kopfball von Carl Medjani ganz knapp am Tor von Courtois vorbeiflog.

Erst als Divock Origi nach knapp einer Stunde den schwachen Lukaku ersetzte, erhielten die Angriffsaktionen die lange vermisste Dynamik. In der 64. Minute verhinderte M’Bolhi per Fußabwehr einen Treffer des 19-Jährigen vom OSC Lille. Doch dann war der Schlussmann von ZSKA Sofia machtlos, als Fellaini ihn mit einem Kopfball überlistete, der von der Lattenunterkante ins Tor prallte. Zehn Minuten vor dem Ende setzte Mertens mit einem strammen Schuss aus spitzem Winkel sogar noch einen drauf. Den bis dahin letzten WM-Treffer für Belgien hatte der heutige Coach Wilmots am 14. Juni 2002 beim 3:2 gegen Russland erzielt. 

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