Arjen Robben war mit zwei Treffern der überragende Mann des Spiels. Foto: dpa

WM kompakt - Alle Spiele, alle Ergebnisse Die Chilenen sind ihrer Favoritenrolle gerecht geworden und besiegten Australien mit 3:1. Im Kracherspiel des Abends fegten die Niederländer den amtierenden Weltmeister Spanien sensationell mit 5:1 vom Feld. Das erste Spiel gewann Mexiko gegen schwache Kameruner mit 1:0.  

Chile gegen Australien 3:1 (2:1)

Cuiabá - Geheimfavorit Chile hat sich zum Auftaktsieg gezittert. Dank eines frühen Doppelschlags gewannen die hoch eingeschätzten Südamerikaner am Freitagabend (Ortszeit) in Cuiabá gegen Außenseiter Australien mit 3:1 (2:1), müssen sich aber fürs zweite Spiel der Gruppe B gegen gedemütigte Spanier deutlich steigern. Vor 40 275 Zuschauern in der Arena Pantanal trafen Alexis Sánchez in der 12. Minute und Jorge Valdivia (14.) zur frühen chilenischen Führung, Jean Beausejour (90.+2) sorgte in der Nachspielzeit für die Entscheidung. Tim Cahill (35.) hatte Australiens zwischenzeitlichen Anschlusstreffer erzielt. Der Altstar vom Fünften Kontinent erzielte als dritter Spieler nach Robin van Persie und Arjen Robben bei den Fußball-Weltmeisterschaften 2006, 2010 und 2014 jeweils ein Tor.

Chile ließ in schwüler Heimspiel-Atmosphäre seine Stärken zunächst aufblitzen, nach druckvollem Beginn der "La Roja" kam Australien zunehmend ins Spiel. Die Südamerikaner können im nächsten Spiel der Vorrundengruppe gegen Weltmeister Spanien am Mittwoch (21.00 Uhr) in Rio de Janeiro den nächsten Schritt ins Achtelfinale machen. Zuvor trifft Australien auf den WM-Zweiten Niederlande, der dem Titelverteidiger beim 5:1 dessen zweithöchste WM-Niederlage überhaupt zugefügt hatte.

Sánchez trifft zum 1:0

Die Chilenen fanden von Beginn an besser ins Spiel und bestraften gleich mit ihren ersten Chancen australische Abwehrschwächen mit überzeugender Effektivität. Charles Aranguiz ließ bei seinem Solo zwei Australier alt aussehen, dann gewann Eduardo Vargas ein Kopfballduell und schließlich vollendete Sánchez vom FC Barcelona. Der Torschütze spielte zwei Minuten später Valdivia frei, der den Ball unter die Latte platzierte. Australiens Defensive präsentierte sich beim ersten Gegentor ungeordnet, beim zweiten orientierungslos.

Nach dem Doppelschlag ließen sich die ballsicheren und kombinationsstarken Südamerikaner etwas zurückfallen. Australien, das der Deutsche Holger Osieck zur WM geführt hatte, nutzte die sich bietenden Räume. Der Match-Plan, über die Außenpositionen Matthew Leckie vom FSV Frankfurt oder Cahill zu bedienen ging einmal auf. Chile ließ eine gute Flanke zu und fing sich prompt den Anschlusstreffer. Leckie flankte auf Cahill, der ehemalige Premier-League-Stürmer stieg am höchsten und köpfte zum 1:2 ein.

Hier offenbarte sich die körperliche Unterlegenheit der Chilenen. Das mit im Schnitt 1,76 Meter kleinste WM-Team war versierter am Ball als die hölzern wirkenden Australier. Die wiederum waren zwar fußballerisch unterlegen, konnten aber kämpferisch überzeugen.

Hohe Luftfeuchtigkeit macht den Teams zu schaffen

Auch nach der Halbzeitpause hatte Chile seine Probleme mit australischen Flanken. Cahills Tor (53.) wurde zu Recht wegen Abseits nicht anerkannt. Schlussmann Claudio Bravo musste zweimal gegen Mark Bresciano retten. Auf der Gegenseite rettete Alex Wilkinson vor der Linie gegen Chiles Eduardo Vargas. Der Achtelfinalist von 2010 verwaltete nur noch das Ergebnis, beide Teams hatten bei hoher Luftfeuchtigkeit Kräfte gelassen. Viel passierte nicht mehr bis zum Schlusspfiff, ehe Beausejour zuschlug.

Noch keine Akzente setzte Arturo Vidal. Der ehemalige Leverkusener hatte von Beginn an zuletzt am 1. Mai gespielt. Wegen der Folgen einer Knieoperation war der Einsatz des Mittelfeldspielers bis zuletzt ungewiss gewesen. Die Offensivkraft von Juventus Turin ging nach einer Stunde vom Feld.

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Spanien gegen Niederlande 1:5 (1:1)

Salvador - Revanche geglückt - und wie! Arjen Robben und Co. haben Weltmeister Spanien mit Fußball der Extraklasse entzaubert und sich für das Final-Trauma von 2010 gerächt. Die Oranje-Stars kamen am Freitag in der Neuauflage des WM-Endspiels von 2010 in Salvador gegen einen völlig indisponierten Titelverteidiger um den mehrfach patzenden Torhüter Iker Casillas zu einem sensationellen 5:1 (1:1) und legten damit einen Traumstart in die WM-Endrunde von Brasilien hin. Den Spaniern droht dagegen nach der höchsten Auftakt-Niederlage eines Weltmeisters in der so hochkarätig besetzten Gruppe B mit den weiteren Gegner Chile und Australien gar das Aus in der Vorrunde.

Je zweimal Robin van Persie (44. und 72. Minute) und Arjen Robben (53. und 80.) sowie Stefan de Vrij (64.) schossen den Sieg der Niederländer vor 45 000 Zuschauern in der Arena Fonte Nova heraus, die vier Jahre zuvor noch nach dem 0:1 im Finale von Johannesburg bittere Tränen geweint hatten. Dabei war der Welt- und Europameister nach einem fragwürdigen Elfmeterpfiff durch Xabi Alonso in Führung gegangen, hatte sich dann aber mit haarsträubenden Fehlern selbst aus dem Spiel genommen. Nur einmal hatte Spanien bei einer WM mehr Gegentore kassiert (1950 beim 1:6 gegen Brasilien).

Die Holländer spielten sich dagegen in der zweiten Halbzeit angeführt vom bärenstarken Robben in einen Rausch. Für den Münchner Stürmerstar dürfte es eine besondere Genugtuung gewesen sein, nachdem er vor vier Jahren noch die große Chance zur Führung liegen gelassen hatte.

Niederländer setzen auf Konter

Mit sieben Spielern aus der Final-Elf von Johannesburg startete Spanien in die Copa 2014 und agierte dabei im gewohnten Tiki-Taka mit schnellen, kurzen Pässen. Ein neues Gesicht im Vergleich zu den vergangenen Großturnieren war Stoßstürmer Diego Costa, der zunächst durchaus zu überzeugen wusste, obwohl er als gebürtiger Brasilianer bei jedem Ballkontakt von seinen Landsleuten ausgepfiffen wurde. Die Niederländer, die von Bondscoach eine defensive Taktik im 5-3-2-System verordnet bekamen, setzten dagegen auf schnelle Konter und waren dabei durchaus gefährlich - insbesondere wenn das Offensiv-Trio Robben, van Persie und Wesley Sneijder in Fahrt kam.

Die erste Chance hatte auch der unterlegene Finalist von 2010. Nach feinem Pass von Robben war Sneijder frei vor Casillas (8.), doch der Schuss des WM-Helden von 2010 war aber zu unplatziert und somit für den viermaligen Welttorhüter leichte Beute. Danach übernahm Spanien zunehmend die Kontrolle. Andres Iniesta mit einem Schuss aus 20 Metern (10.) und Costa (13.) sorgten erstmals für Gefahr.

So kam der Führungstreffer von "La Roja" nicht von ungefähr, wenngleich die Elfmeter-Entscheidung des Italieners Nicola Rizzoli zweifelhaft war. Costa hatte im Strafraum Stefan de Vrij aussteigen gelassen, war dem am Boden liegenden niederländischen Verteidiger dann aber auf das Bein gestiegen und so zu Fall gekommen. Und hätte David Silva kurz vor der Pause nicht die riesige Chance der Spanier bei einem Lupfer zum 2:0 vergeben, das Spiel hätte wohl kaum einen derartigen Verlauf genommen.

Van Persie gleicht noch vor der Pause aus

Quasi im Gegenzug traf van Persie zum Ausgleich, woraufhin der Torjäger sofort zu van Gaal, der ihn auch in der kommenden Saison bei Manchester United betreuen wird, sprintete und ihn abklatschte. Vorausgegangen waren aber große Unstimmigkeiten in der spanischen Hintermannschaft, die erstmals nach 476 Minuten wieder bei einer WM einen Gegentreffer hinnehmen mussten. So hatte Sergio Ramos, der vor gut drei Wochen noch der große Anführer von Real Madrid beim Champions-League-Sieg war, van Persie ziehen lassen, während Casillas viel zu weit vor seinem Tor stand.

Und es kam noch schlimmer für die erfolgsverwöhnte Elf von Vicente Del Bosque. So traf erst Robben, der Ramos und Gerard Pique alt aussehen ließ, zur niederländischen Führung (53.). Dann erhöhte de Vrij gar auf 3:1 per Kopf (64.). Dazwischen und danach hatte van Persie mit einem Lattenschuss (60.) und einer weiteren Großchance (68.) weitere Top-Chancen vergeben. In der 72. Minute war der United-Angreifer aber zur Stelle, als sich Casillas einen kapitalen Fehler leistete. Anschließend legte Robben ein traumhaftes Solo über den Platz hin und vollendete das Freudenfest in orange.

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Mexiko gegen Kamerun 1:0 (0:0)

Im strömenden Regen von Natal sind die Achtelfinal-Hoffnungen von Eric Maxim Choupo-Moting und Trainer Volker Finke mit Kamerun fast schon weggespült worden. Gegen Mexiko mussten sich die „Unbezähmbaren Löwen“ am Freitag mit 0:1 (0:0) geschlagen geben und stehen im zweiten Gruppenspiel bei der Fußball-Weltmeisterschaft am Mittwoch gegen die ebenfalls punktlosen Kroaten schon unter großem Druck.

Oribe Peralta (61. Minute) schoss den Siegtreffer für die Mexikaner, die somit selbstbewusst in das Duell am Dienstag gegen WM-Gastgeber Brasilien gehen können. Durch den ersten WM-Sieg der Mexikaner gegen eine Mannschaft aus Afrika blieb die zweite klare Schiedsrichter-Fehlentscheidung im zweiten Spiel der Fußball-WM ohne Konsequenz.

Referee Wilmar Roldan hatte im ersten Abschnitt einen regulären Treffer von Giovani dos Santos wegen einer angeblichen Abseitsstellung nicht anerkannt. Vor 39 216 Zuschauern enttäuschte Kamerun vor allem in der Offensive, wo sich auch Superstar Samuel Eto’o nicht entscheidend durchsetzen konnte.

Sintflutartige Regenfälle

Schon Stunden vor dem zweiten Spiel der WM-Gruppe A waren über der Stadt im Nordosten Brasiliens sintflutartige Regenfälle niedergegangen. Doch obwohl es weiter unaufhörlich vom Himmel schüttete, präsentierte sich der Rasen in der Arena dos Dunas in gut bespielbarem Zustand.

Die Mexikaner machten den frischeren Eindruck und versuchten vor allem über die Außenpositionen Druck gegen sehr defensiv eingestellte Kameruner aufzubauen. Für den schwungvollen Start schien sich die „Tri“ mit dem frühen Führungstor belohnen zu können, doch als dos Santos die Hereingabe von Hector Herrera ins Tor lenkte (11.), wurde er vom Referee zurückgepfiffen, weil Assistent Humberto Clavijo an der Seitenlinie die Fahne gehoben hatte.

In der Folgezeit wurde Afrikas Rekord-WM-Teilnehmer mutiger und kam zu einer großen Chance durch Eto’o, dessen Volleyschuss den Außenpfosten streifte (21.). Nicht nur diese Szene verfolgte Finke mit stoischer Gelassenheit an der Seitenlinie. Der deutsche Coach der Kameruner stand die ganze Zeit im strömenden Regen, meist die Arme verschränkt oder die Hände in Hosentaschen, am äußerste Eck der Coaching Zone.

Schalker bleibt draußen

Finke hatte den Schalker Joel Matip draußen gelassen, aber sonst fast jene Elf auf den Rasen geschickt, die am 1. Juni im WM-Test in Mönchengladbach ein 2:2 gegen Deutschland erreicht hatte. Zu seinen Auserwählten gehörte auch Choupo-Moting, der in der 16. Minute ebenfalls ins Schwarze traf, dabei aber eindeutig im Abseits stand und deshalb zu Recht zurückgepfiffen wurde.

Die Elf von Trainer Miguel Herrera, der etwas überraschend zunächst auf seinen Topstürmer „Chicharito“ Javier Hernandez verzichtet hatte, war mehr um Spielkontrolle bemüht, hatte jedoch nach einer halben Stunde Spielzeit erneut Grund, mit Roldan zu hadern. Der Unparteiische verweigerte diesmal einem Kopfballtor von dos Santos die Anerkennung - wohl zu Unrecht.

Drei Minuten nach Wiederbeginn vergab Peralta die bis dahin größte Gelegenheit für Mexiko. Per Fußabwehr vereitelte Charles Itandje den drohenden Rückstand. Auf der Gegenseite verfehlte ein abgefälschter Freistoß von Benoit Assou-Ekotto knapp sein Ziel (58.), ehe sich die Olympiasieger dos Santos und Peralta endlich für ihre Mühen belohnten. Als Itandje einen Schuss von dos Santos nicht festhalten konnte, war sein Sturmpartner zur Stelle und vollstreckte zum 1:0.

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