Die Fußball-Weltmeisterschaft 2030 soll in sechs Ländern und auf drei Kontinenten stattfinden. Einmal mehr beweist die Fifa, dass ihr selbst die unvernünftigsten Ideen nicht wahnwitzig genug sind, kommentiert unser Autor Dirk Preiß.
Eigentlich wäre die Frage mehr als angebracht: Geht’s eigentlich noch? Aber es ist schon beinahe so, dass man sie sich spart. Denn wer verfolgt, was der internationale Fußballverband Fifa und ihr Chef Gianni Infantino so treiben in den vergangenen Jahren, ist mehr als abgestumpft – und desillusioniert. Erst die Aufblähung der Weltmeisterschaft, dann die ignorante Kungelei mit den Mächtigen in Katar, dazu die Idee, das Turnier gar alle zwei Jahre auszutragen . . . was sollte da schon noch kommen?!
Ach ja, stimmt: Die nächste Idee fernab jeglicher Vernunft.
Nun jedenfalls beschloss das Council der Fifa, die WM 2030 an mehrere Länder zu vergeben. Das wäre an sich keine schlechte Idee, wenn man dadurch die Investitionen für Neubauten eingrenzen und sich die Euphorie eines solchen Turniers über Nachbarländer hinweg ausbreiten und so auch noch zur Völkerverständigung beitragen kann. Doch der neue Fifa-Vorschlag bietet viel irrwitzigere Gedanken.
Gespielt werden soll in gleich sechs Ländern. Und auf drei Kontinenten! Ein Spiel in Uruguay, zwei in Argentinien und Paraguay – dann geht es ab nach Afrika und Europa nach Marokko, Spanien und Portugal, wo die weiteren 101 Partien stattfinden sollen. Der Fußball ist grenzenlos. Der Irrsinn, den er veranstaltet, auch.
Infantino bejubelt den „globalen Fußball-Fußabdruck“
Vor allem, wenn man Gianni Infantino nun jubeln hört, man werde 2030 einen „einzigartigen globalen Fußball-Fußabdruck erleben“. Was man sehen wird: einen verheerenden ökologischen und ökonomischen Fußabdruck. Lediglich, wer ein Bonusmeilenkonto bei einer Fluggesellschaft besitzt, darf sich freuen. Für die Fans und die nationalen Verbände wird es dagegen ein teures und alles andere als nachhaltiges Vergnügen, diesem Turnier über einen längeren Zeitraum beizuwohnen. Schon 2026 sind immense Strecken während der WM zurückzulegen – sie findet in Kanada, den USA und Mexiko statt.
Was von all dem nun bleibt: ein ungläubiges Kopfschütteln. Und eine klitzekleine Hoffnung, dass es doch noch anders kommt. Denn: Der Fifa-Kongress muss dem Council-Beschluss erst noch zustimmen. Allzu viel Zuversicht sollte man hier aber nicht haben. Eher muss man schon besorgt vier Jahre weiter schauen. Für 2034 hat Saudi-Arabien eine Bewerbung angekündigt.