So sieht die Trainingsstätte der DFB-Elf im Norden Katars von außen aus. Foto: dpa/Federico Gambarini

Die DFB-Elf wohnt und trainiert bei der Fußball-WM im Norden Katars – schon auf der Fahrt dorthin gibt es bleibende Eindrücke, ebenso wie kurz nach der Landung in Doha, wie es unser DFB-Reporter Marco Seliger schildert.

Wir sind also in der Wüste, und was das so heißt in Katar, wurde uns bei der ersten Fahrt in Richtung des Trainingsstadions der DFB-Elf im Norden des Landes bewusst. Dort, wo wir Schotterpisten auf dem Weg in die Pampa vermuteten, begrüßte uns eine vierspurige Autobahn. Geruckelt hat es auf der Fahrt nur, als uns kleine Schockwellen bei der Lektüre eines großen Ausfahrtsschildes zehn Minuten vor dem Stadion erschütterten: Rechts ab ging es zum „Women Beach“. Zum Strand also, wo die Frauen hindürfen. Zu den Männern am anderen Strandabschnitt dürfen sie nicht.

Andere Bilder gab es rund ums Stadion des katarischen Erstligisten Al-Shamal SC und die angrenzende Turnhalle, die als Medienzentrum der deutschen Delegation dient. DFB-Pressesprecherin Franziska Wülle begrüßte die Runde, in der viele Fernsehreporterinnen saßen. Warum wir hier Selbstverständliches erwähnen? Siehe oben. Women Beach.

Ein japanischer Reporter, der beim Training der Nationalelf fotografierte, fragte später, ob das da vor ihm wirklich Thomas Müller sei. Wir schauten genau hin: Er war es. Müller stand zwei Meter entfernt, es war Pause bei der Passübung. Der Sprücheklopfer aus dem Bayerischen sparte sich ausnahmsweise mal seine Gaudi und damit die Sprüche– weil er Kräfte sparen musste in der Hitze, die im Emirat auch im November knackig ist.

Wir fragen uns hier aufs Neue, wie jemand an eine Austragung der WM im Sommer denken konnte – in einem Land, in dem die Klimaanlagen drinnen auch im Winter laufen müssen, um die Sache erträglich zu machen. Gastarbeiter haben in ihren Baracken meist keine Klimaanlage. Auch daran denken wir hier, wenn wir in unserer Wohnung den Schalter drücken und meinen, es sei mal wieder zu heiß.

Wir tun das im Spielort der deutschen Elf im zweiten und dritten Gruppenspiel. Die Stadt heißt Al-Khor, hat etwas mehr als 30 000 Einwohner und zahllose große Supermärkte für knapp drei Millionen, so viel wissen wir nach den ersten Einkäufen. Eine knappe halbe Fahrstunde nördlich von Doha und 45 Minuten vom deutschen Quartier am nördlichen Zipfel des Landes entfernt liegt unser Basislager.

Wir sind also, wenn man so will, der Sandwichbelag dieser WM – und heiß begehrt. Denn mit unserer Vierer-Reporter-WG sind wir die ersten Gäste eines für die WM errichteten Appartmentkomplexes – weshalb der Besitzer aus Algerien zum Erinnerungsfoto an der Rezeption bat. Er outete sich dann als Fan von Deutschland, Argentinien und Brasilien. Ob das erstgenannte Land nur eine Höflichkeitsfloskel war oder ob Substanz dahintersteckt, das wollen wir noch herausfinden.

Was wir schon wissen, nach den ersten Stunden nach der Landung in Doha: Es gibt zumindest in der Stadt eine gewisse WM-Euphorie. So sahen wir eine Gruppe von ecuadorianischen Fans, die einen senegalesischen Anhänger im Trikot des Superstars erspähte. Wir fürchteten erst Schlimmeres, als sie den Mann umzingelten. Doch dann warfen sie ihn in die Höhe – und skandierten lauthals „Sadio Mané, Sadio Mané“.

Als Sadio Mané wieder gelandet war, strahlte er und ging beseelt von dannen. Die WM in der Wüste kann offenbar auch schöne Bilder produzieren.