Es gibt sie in rot, weiß oder rosa - doch nur zu Weihnachten. Und das obwohl der Weihnachtsstern aus Mexiko kommt und eine ganzjährige Pflanze ist. (Symbolbild) Foto: Seidel

Weihnachten ist längst vorbei, die Menschen wieder voll im Alltag angekommen. Das einzige, was im Haushalt mancher Pflanzenfreunde noch an die festliche Zeit erinnert: Weihnachtssterne. Wer es bisher nicht übers Herz gebracht hat, sie wegzuwerfen, könnte sich über diese Alternative freuen.

Balingen/Dunningen - Festlich strahlend in rot-grüner Pracht stehen die Überbleibsel der vergangenen Weihnachtszeit noch auf manchen Fensterbänken, weil sie ganz einfach noch viel zu gesund sind, um im Mülleimer zu landen. Na, wer hat es bisher noch nicht übers Herz gebracht, seine Weihnachtssterne - auch als Christsterne, Poinsettie oder Euphorbia pulcherrima bekannt - nach den Feiertagen wegzuwerfen?

Die gute Nachricht für all jene ist: Wer Platz hat, die Pflanze bis zum nächsten Winter aufzuheben, muss sie gar nicht entsorgen. Schon bald verlieren die Weihnachtssterne, die von Natur aus mehrjährige Pflanzen sind, ihr festliches, rotes Kleid und werden zur alltagstauglichen grünen Pflanze. Und wenn dann irgendwann die nächste Weihnachtszeit naht, gibt es sogar eine Möglichkeit, den Weihnachtsstern im wahrsten Sinn des Wortes wieder erröten zu lassen. 

Das Licht entscheidet über die Farbe

Nicht jeder versucht, seinen Weihnachtsstern über den Sommer zu bringen. Schließlich sind die Pflanzen nicht sehr teuer und stehen zum nächsten Weihnachtsfest ohnehin wieder massenhaft zum Verkauf. Das hat jedoch etwas mit dem europäischen Kulturkreis zu tun, weiß Norbert Längle, Inhaber des Fachhandels Blumen Längle in Dunningen. Auch hier werden die rot- oder weißblättrigen Pflanzen auf den Winter gezüchtet. "Eigentlich blühen Weihnachtssterne über die Osterzeit. Und in anderen Ländern werden die Pflanzen zum Teil auch anders genannt und haben mit Weihnachten gar nichts zu tun. Sie kommen ursprünglich aus Mexiko, wo sie zu richtigen Bäumen heranwachsen."

Dass Weihnachtssterne in hiesigen Breitengraden gerade Ende Dezember erblühen, habe nichts mit Züchtung zu tun, erklärt der Fachmann. "Entscheidend ist, wie viel Licht sie bekommen. Es ist ganz einfach. Weihnachtssterne sind Kurztagspflanzen", so Längle. "Entscheidend ist also die Tageslänge dafür, wann sie Blüten ansetzen."

Das habe etwas mit der Herkunft zu tun, sagt der Fachhandel-Inhaber. Manche Pflanzen reagieren auf Wärme, andere auf Lichtgegebenheiten. Nur sehr wenige reagieren ausschließlich auf Licht, so wie der Weihnachtsstern. Manche seiner Arten brauchen acht Stunden Dunkelheit pro Tag, andere ganze 13, um Blüten zu treiben. Gärtnereien müssen die Nacht also durch Abdunklung künstlich verlängern. Dann darf nichts stören, nicht einmal eine Kunstlampe oder das Licht des Vollmonds.

Steht die Pflanze täglich so lange im Stockfinsteren, werden die oberen Blätter rund um die Blüten nach acht bis 13 Wochen bunt. "Wer seinen Weihnachtsstern über den Sommer aufhebt und auf den Winter wieder erblühen lassen will, kann sie zum Beispiel mit einem umgedrehten Eimer abdunkeln", verrät Längle. Wenn man rechtzeitig anfange und den Eimer konsequent etwa zwölf Stunden über die Nacht übergestülpt lasse, erstrahle die Pflanze zu Weihnachten wieder in roter Pracht.

Meister der Täuschung: Blüten oder Blätter?

Und warum geschieht das? Der Weihnachtsstern ist der Meister der Täuschung. Denn entgegen des allgemeinen Glaubens seien die roten Blätter tatsächlich nur farbige Hochblätter, und nicht die Blüten. "Die Blüten sind ganz klein und gelb und liegen in der Mitte zwischen den roten Blättern", erklärt Längle. "Wenn die Pflanze blüht, muss sie in der Natur in Mexiko auf sich aufmerksam machen, damit Insekten und Kolibris kommen, um sie zu bestäuben." Sonst könnten sie sich nicht weitervermehren.

Die intensiven Farbpigmente, die die Blätter rund um die Blüten aus diesem Grund entwickeln, locken die Tiere zu den Blüten in der Mitte. Und wenn die Tage irgendwann wieder länger werden und die Pflanzen mehr Licht abbekommen, ist das spektakuläre Farbschauspiel vorbei und alle nachwachsenden Blätter sind wieder grün. 

Wer seinem Weihnachtsstern ein langes Leben gewähren und ihn nur zu Weihnachten erblühen lassen will, muss ihn jedoch erst einmal über den Sommer bekommen. Das funktioniert aber nur, wenn er keine Schädlinge, wie die weiße Fliege, bekommt. "Dafür sind Weihnachtssterne leider anfällig", sagt Sigrid Herber. Sie betreibt die Gärtnerei Sämann in Balingen und züchtet Weihnachtssterne zu gegebener Jahreszeit ebenfalls. "Dann ist es besser, die Pflanze wegzuwerfen, bevor sie alle anderen ansteckt."

Aber ist sie nach den Feiertagen noch schön und gesund, steht die Chance gut, dass sie das auch zum nächsten noch ist. "Die Pflanzen können mehrere Jahre alt werden", so Herber. Und über die Zeit können sie zu richtigen Büschen heranwachsen. "Im Juni sollte man sie mal zurückschneiden. Und düngen ist wichtig." Wenn der Weihnachtsstern zu groß für den Topf werde, könne man ihn natürlich umpflanzen.

Mexikanische Pflanze mag keine Kälte

Ansonsten mag es der Weihnachtsstern warm, hell und vor Zugluft geschützt. Zu viel Wasser oder gar Staunässe tun ihm nicht gut. "Im Sommer kann man ihn auch auf die Terrasse stellen, aber er verträgt keine Temperaturen unter 15 Grad", sagt Herber. Da die Pflanzen in Mexiko beheimatet sind, sind sie auf das deutsche Wetter nicht angepasst. Im Garten überleben sie also nicht. "Was den meisten Pflanzen auch nicht so gut tut, ist ein Standort genau über der Heizung", merkt sie an. "Wer keinen anderen Platz hat, kann die Luftfeuchtigkeit zum Beispiel mit einer Wasserschale auf der Heizung erhöhen."

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Wer seinen Weihnachtsstern hegt und pflegt und dennoch feststellt, dass er Blätter verliert, hat nicht zwangsläufig etwas falsch gemacht. "Wie robust die Pflanzen sind, hängt auch immer davon ab, wie sie aufgezogen wurden", sagt die Fachfrau. "Wenn sie sehr warm gehalten wurden, damit sie möglichst schnell groß werden, und dann noch zwei Wochen bei Durchzug im Laden stehen, kann es gut sein, dass sie nicht so lange halten." Die Fachhandel und Gartengeschäfte machen es anders, erklärt sie. "Wenn wir Weihnachtssterne ziehen, lassen wir es ein wenig kühler und lassen ihnen Zeit, sich zu entwickeln und dann sind sie auch widerstandsfähig."