Franziska Zepf an Bord der Dagmar Aaen Foto: Fuchs/Expedition

Franziska Zepf aus Aach zählt zum wissenschaftlichen Kernteam bei der nächsten Expedition von Polarforscher Arved Fuchs. Die Reise startet am Donnerstag in Kiel. Das Ziel ist Kanada.

Kiel/Dornstetten-Aach - Seit fast einem halben Jahrhundert kreuzt Arved Fuchs durch die Polargebiete der Erde. Gemeinsam mit Reinhold Messner ist er 1989 zum Südpol marschiert, im selben Jahr erreichte er den Nordpol – ebenfalls zu Fuß. 1991 verlegte er seinen Schwerpunkt aufs Wasser, als er den Haikutter Dagmar Aaen kaufte und ihn mit hohem Aufwand zum eisgängigen Expeditionsschiff umbaute. Mit ihm durchquerte er die Nordwest- und die Nordostpassage und umrundete Amerika. Zwischendurch sattelte er auf kleinere Boote um und paddelte im Faltkajak rund um Feuerland.

Ganz so hart an die physischen Grenzen geht der inzwischen 68-Jährige inzwischen nicht mehr. Dafür stellt er seinen Erfahrungsschatz in den Dienst der Umweltforschung. Wie schon auf drei Reisen zuvor seit 2015 dient die diesjährige Fahrt der "Dagmar Aaen" in arktische Gewässer dem Umweltprojekt "Ocean Change" zur Erforschung der Veränderungen von Meeres-Fauna und -flora. Konkret geht es diesmal um Veränderungen in den polaren Ausläufern des Golfstroms.

Als Teil des Kernteams ist sie die gesamte Fahrt über an Bord

Die schwäbische Landratte Franziska Zepf lernte Arved Fuchs vor einem halben Jahr über einen gemeinsamen Bekannten kennen. Sie hat 2017 das Abitur am Gymnasium Dornstetten abgelegt und in diesem März das Bachelorstudium in Geowissenschaften an der Universität Tübingen abgeschlossen. Bis zum Masterstudium gab es für sie für lange Zeit die vielleicht letzte Gelegenheit zu einem richtig freien halben Jahr. Dass es mit einem guten Schuss Abenteuer und Forscherdrang gefüllt werden sollte, war für die junge Frau klar. Bis zur Begegnung mit Arved Fuchs hatte sie eine Befahrung des Yukon River durch Kanada und Alaska mit dem Kanu von der Quelle bis zur Mündung geplant, eine Unternehmung, die wegen der rigiden Corona-Einreisebeschränkungen in Kanada aber gescheitert wäre.

Mit Arved Fuchs auf Expedition: Wissenschaftlerin aus Dornstetten über Forschung an Bord von Dagmar Aaen

Franziska Zepf ist jetzt nicht nur dabei bei der neuen Forschungsfahrt der "Dagmar Aaen", sie bildet mit Arved Fuchs und seiner Frau Brigitte sogar das Kernteam, das die gesamte Fahrt von Flensburg bis Kanada mitmacht. Alle anderen Teilnehmer der bis zu zehnköpfigen Crew – mehr Kojen gibt es auf der "Dagmar Aaen" nicht – fahren nur auf Teiletappen mit. Im Juli ist zwischen Island und Grönland für zwei Wochen außerdem ein zweiköpfiges Fernsehteam des ZDF Teil der Crew.

Ihre seemännische Erfahrung war es nicht, die Franziska Zepf ins Team brachte. Bisher war sie noch nie lange genug auf dem Wasser, um seekrank werden zu können. Vielmehr setzt Arved Fuchs auf die frischgebackene Wissenschaftlerin als Betreuerin für eines der Forschungsprojekte: Sie ist verantwortlich für ein "Citicen Science"-Projekt, bei dem mithilfe einer App die Wasserfarbe und Klarheit bestimmt wird. Neben diesem sind noch weitere Forschungsprojekte, unter anderem vom Deutschen Wetterdienst und "SubCTech" in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Geomar geplant.

Arved Fuchs meint, dass Franziska Zepf aus dem Holz geschnitzt ist, das man für eine spartanische Langfahrt auf der "Dagmar Aaen" braucht. Wer seit 15 Jahren vom Komfort der Kohten der Dornstetter Pfadfinder begeistert ist und auch schon auf Islands Gletschern gezeltet hat, werde auch Gefallen am Luxus des 90-jährigen Seglers finden, denkt er sich.

An enge "Wohnung" auf Schiff gewöhnt

Franziska Zepf hat sich schon mehrere Wochen lang an den Expeditionsvorbereitungen beteiligt und sich dabei an die enge "Wohnung" auf dem Schiff gewöhnt. Bereits im April war sie bei der Renovierung der "Dagmar Aaen" dabei, bei der die "alte Dame" auch Bekanntschaft mit der modernsten Kommunikations- und Navigationselektronik schloss.

Knapp zwei Wochen vor der Abfahrt kam Franziska Zepf wieder nach Flensburg, um mit Arved Fuchs und der Startcrew die finale Ausrüstung und Beladung der "Dagmar Aaen" abzuschließen. An diesem Donnerstag startet nun die Reise in Kiel, geht über die Färöerinseln nach Island, von dort an die Ost- und danach an die Westküste Grönlands, zur Baffininsel sowie nach Labrador und soll Ende September in Lunenburg in Kanada enden, wo die "Dagmar Aaen" überwintert.

Täglich das Neueste von der "Dagmar Aaen" gibt es auf einem Dashboard mit allen aktuellen Messungen und Daten der Fahrt, inklusive Berichten, Videos und einem Podcast. Alle Infos dazu gibt es unter www.beluga.geomar. de/ocean-change-2021 und unter www.arved-fuchs.de.