Durch Wiesen, Wälder und an Gewässern entlang auf Erlebnistour und dabei noch einen Blick in die wundersamen Zusammenhänge der Natur werfen? In der Serie „Wissen erwandern“ testen wir Lehrpfade rund um Nagold. Mit dem Bachlehrpfad Iselshausen startet die Serie. Immer mit dabei: Eine umfangreiche Bildergalerie und Karte.
Falter flattern aus Gräsern und Kräutern, die Silhouette eines Vogels hat ein großes Knäuel im Schnabel und fliegt zwischen Boden, Bach und Ästen vorbei. Einen anderen Vogel habe ich aufgescheucht, als der Pfad dicht am Gestrüpp vorbei führt. Er fliegt dicht neben mir auf – und davon.
Beeindruckende Blauflügel-Libellen schweben durch die Landschaft, schwarz mit blauem Schimmer. Am Wegrand leuchten rosa Blüten einer roten Lichtnelke.
Dass Wasser der Grundstoff des Lebens ist, lässt sich besonders am Bacherlebnispfad Iselshausen erfahren. Den ganzen Weg begleitet mich das Rauschen und Plätschern des Bachs. Und Vogelgezwitscher. Meine Vogelstimmen-Erkennungsapp erkennt den Singsang der Mönchsgrasmücke und das rhythmische Piepen der Sumpfmeise.
Bachüberquerung auf zwei Brettern
Von Iselshausen kommend gibt es einen ausgeschilderten Fußweg von der unteren Mühlstraße an der ehemaligen Möbelfabrik Mutz vorbei und von dort den Waldrand entlang. Hier trifft man auf eine Quelle, die von ihrer Wassermenge zunächst an einen aufgedrehten Wasserhahn erinnert. Von dort geht es vom Weg auf einen Trampelpfad hinab, der über eine im Sommer üppig blühende Wildwiese führt, direkt zur Steinach.
Der gesamte Pfad führt den Bach entlang. Ab und zu führt mich der Pfad durch eine Schneise, links und rechts je eine Mauer von in die höhe schießenden Brennnesseln und Gewöhnlichem Pestwurz. Dann öffnet sich wieder ein Blick auf den Bach, der gerade eine niedrige Stufe hinabrauschend überwindet. An einer Stelle muss ich einen Bachzulauf auf zwei Brettern überqueren, eine andere Stelle ist zum Zeitpunkt meiner Tour recht matschig.
Jeder Stein war mal ein Fels
„Weiden werden oft an Bächen gepflanzt, da diese eine Unterhöhlung des Ufers verhindern und auch längere Überschwemmungen ohne Probleme überleben“, steht auf dem Schild von einer der 19 Erlebnispfad-Stationen. Ein anderes Schild an einer Bachbiegung erklärt mir, dass ich gerade auf einem flachen Gleithang stehe und auf einen steilen Prallhang blicke – typisch für Bachbiegungen. „Jeder Stein war mal ein Fels“, steht auf einer Tafel über Schotter, Kies, Sand und Steine im Bach.
Der Pfad ist besonders für Kinder angelegt. Ein Highlight der Tour ist sicherlich der historische Mühlkanal, an dem sich ein kleines Mühlrad dreht.
Pfad liegt am Radwanderweg
Selbst wer keine Bachforelle, Elritze oder dem Bachneunauge im Wasser oder Gelbbauchunke, Ringelnatter, Eichhörnchen oder Feldhase in der Aue – die allesamt laut Schild in der Region vorkommen – entdeckt: Das pulsierende Leben am Bach ist weder überhör- noch übersehbar.
Der Bacherlebnispfad liegt direkt am überregionalen Radwanderweg Heidelberg-Schwarzwald-Bodensee. Am Zugang am Ende des Pfades, der den Bach aufwärts Richtung Gündringen liegt, gibt es auch Fahrradständer, um das Rad anzuschließen.
Respekt für die Natur
Der Bereich, durch den der Bacherlebnispfad Iselshausen durchführt, ist Landschaftsschutzgebiet. Unveränderte mäanderartige Bachläufe wie die Steinach sind selten – genauso wie die dazugehörige Bachaue. Wo gibt es sonst so einen naturbelassenen Ort, zu dem man als Besucher aber trotzdem Zugang hat? Ob mit oder ohne Kinder: es gibt viel zu entdecken dort. Da der Pfad mit seinen ungefähr 700 Metern Länge recht schnell abgelaufen ist, lädt er dazu ein, an einzelnen Stellen genauer hinzuschauen oder auf einem der Sitzsteine entlang des Pfads zu verweilen.
Die Bachaue ist ein Ort, der Respekt für die Natur lehrt und diesen auch abverlangt. Besucher sollten die Schilder, die an sensiblen Stellen nahe am Bach dazu auffordern, sich ruhig zu verhalten und die Ohren zu spitzen, ernst nehmen. Es gibt aber auch Stellen am Pfad, an denen Kinder bewusst dazu ermuntert werden, zu planschen, zu spielen und zu erkunden.
Gedichte für Kinder
Die Tafeln vermitteln häppchenweise interessante Informationen – anschließend können die Kinder das frisch erworbene Wissen in Form einer Frage oft direkt auf den Ort anwenden. „Was für eine Art Antrieb hat das Mühlrad an dieser Stelle?“, steht beispielsweise auf einem Schild.
Für Kinder wäre es sicher schön, wenn das Wissen an der ein oder anderen Stelle auch spielerisch greifbarer wäre – beispielsweise mit einem interaktiven Memory oder ähnlichem. Zu schauen und zu lesen gibt es allerdings einiges.
Auf einigen Schildern stehen Gedichte rund um den Bach – zumindest der „Knab am Bach“ von Robert Reinick dürfte der ganzen Familie Spaß bereiten. Ein Junge erkundet den Bach darin auf eine Weise, die Besucher besser nicht nachahmen. Denn das Kind will den Bach wirklich verstehen, so „bückt es sich tiefer hin – und liegt im Wasser drin.“
Infos zum Pfad
Länge: 700 Meter
Entstehung: Vom Ortschaftsrat als Stadtteilprojekt zur Nagolder Landesgartenschau 2012 eingerichtet
Parken: Im Ort bei der unteren Mühlstraße und von da aus den beschilderten Fußweg zum Bachpfad folgen. Besser noch mit dem Fahrrad kommen.
Eignung für Rollstühle und Kinderwagen: Nein
Ausrüstung: Wasserdichtes Schuhwerk
Sportliche Herausforderung: Sehr gering
Gesamtanstieg: 11 Meter
Einkehrmöglichkeit: In der unteren Mühlstraße das italienische Restaurant „Il Vesuvio“. Zudem gibt es am Kreisel in Iselshausen noch den Griechen „Olive“ und das „Dönerland“