Gaben im Juli 2022 den Startschuss für „Nectanet“: Brigitta Schremmp (von links, Vorsitzende des Wirtschaftsbeirats), Geschäftsführer Dominic Fehringer, Heiko Hinrichs von der Design-Agentur Syndicate und Aufsichtsratchef Markus Ibert. Foto: Köhler

Die „Wirtschaftsregion Ortenau“ hat sich vor einem knappen Jahr neu ausgerichtet und firmiert seitdem unter dem Namen „Nectanet“. Der Wandel ging nicht ohne Kritik ab. Auch in Ettenheim gab es für die Neuausrichtung nicht nur Lob.

Obwohl Nectanet-Geschäftsführer Dominik Fehringer bei seinem Vortrag vor dem Ettenheimer Gemeinderat konsequent nur die neue Gesellschaftsbezeichnung verwendete – den Räten dürfte beim Zuhören bewusst gewesen sein, dass er eigentlich von der „Wirtschaftsregion Ortenau (WRO)“ sprach. Dieser waren Ettenheim wie 51 andere Gemeinden und inzwischen 180 große Unternehmen vor Jahren als Gesellschafter beigetreten. Nach der Umbenennung ist das Netzwerk um zwei Gesellschafter geschrumpft: Die Gemeinden Berghaupten und Oberharmersbach sind ausgetreten. Sie sahen die Interessen der kleineren Kommunen nicht mehr ausreichend berücksichtigt.

Mit Blick auf Internationalisierung und Digitalisierung sei der ehemalige Begriff der „WRO“ nicht mehr haltbar gewesen, erklärte Fehringer dem Ettenheimer Rat. Im Zuge einer markenstrategischen Neuordnung habe man den neuen Gesellschaftsnamen aus den beiden Bestandteilen „necta“ in Anlehnung an das aus der Pflanzenkunde bekannte Lockmittel „Nektar“ und „net“ (englisch für „Netz“) als Inbegriff der Vernetzung entwickelt. Mit „WRO“ habe man schon im benachbarten Elsass nichts mehr anzufangen gewusst.

Weltweit versuche man wichtige Zielgruppen anzusprechen und auf die Potenziale der Ortenau hinzuweisen. Dass man in diesem Bestreben inzwischen für den „German Brand Award“ (übersetzt: „Deutschen Marken-Auszeichnung“) nominiert sei, gleiche einem Ritterschlag, betonte Fehringer.

In „Nectanet“ würden Politik und Wirtschaft aus der Ortenau zusammengebracht und würden Kommunen in Sachen Marketing unterstützt. Ziel sei zudem, die Wirtschaft beiderseits des Rheins zu verzahnen. Man unterteile „Nectanet“ in „Futurenet“, „Educationnet“ und „Foundersnet“. Im Schnelldurchlauf sprach Fehringer („Ich könnte zwei Stunden referieren, habe aber nur 20 Minuten“) einige der Tätigkeitsfelder der Gesellschaft an: die Gewinnung von Fachpersonal, Arbeitgebermarketing, Investorenbegleitung, die Förderung von Infrastrukturmaßnahmen oder Digitalisierung von Standortfaktoren. „Sie suchen – wir helfen“ sei ebenso ein Leitmotiv wie „Allein sind wir alle zu klein.“

Organisation will „Türen in die Welt öffnen“

Unter dem Motto „Türen in die Welt öffnen“ wies der Geschäftsführer auf partnerschaftliche Projektbegleitungen bei großen Ernährungsprojekten in Brasilien und Wirtschaftsprojekten in China hin. Das allerdings bewegte einige Gemeinderäte zu kritischem Hinterfragen und Anmerkungen. Wolfgang Kratt (FWV) brachte die angeführten Brasilienprojekte in Zusammenhang mit der Abholzung von Regenwald. Bei anderen Räten war beim Hinweis auf chinesische Partnerprojekte hinsichtlich der Menschenrechtssituation Stirnrunzeln zu registrieren.

Thomas Dees (FWV) sprach ein Problem an, das der Nectanet-Geschäftsführer bekanntermaßen nicht zum ersten Mal zu hören bekam: Dass die Gemeinde als Mit-Gesellschafter von „Nectanet“ so gut wie nichts an Infos erhalte. „Nectanet ist so weit von Ettenheim entfernt wie Brasilien“. Fehringers Antwort: „Wer etwas über Nectanet wissen will, kann sich kundig machen.“

Thomas Breyer-Mayländer (CDU) weiß die Gesellschafter indes bei „Nectanet in guten Händen“. Wie auch Marion Fleig (FLE) wies der CDU-Fraktionssprecher auf die große Bedeutung des Netzes gerade in Sachen Personalgewinnung hin. Bürgermeister Bruno Metz lobte „die große Bandbreite des Nectanet-Wirkungsbereichs.“

Brasilien-Reise

 Die Necatnet-Gruppe war im März für fünf Tage in Brasilien unterwegs. Die beiden Bundestagsabgeordneten Yannick Bury (CDU) und Johannes Fechner (SPD) sowie der Landtagsabgeordneter Volker Schebesta begleiteten die Wirtschaftsdelegation. Auch Landrat Frank Scherer sowie die Oberbürgermeister Markus Ibert aus Lahr, Aufsichtsratsvorsitzender von „Nectanet“, und Klaus Muttach aus Achern waren dabei. In Brasilien erhielt die Delegation unter anderem Einblick in die Forschungsvorhaben des „Research Centre for Greenhouse Gas Innovation“ der Universität Sao Paulo. Zudem traf sie den Direktor der größten Investmentbank Lateinamerikas, Gustavo Burgos, und tauschte sich mit brasilianisch-deutschen Politikern zu verschiedenen Themen aus.