Praktisch jeder benutzt eines ihrer Pflegeprodukte, aber die wenigsten bringen Freudenstadt damit in Verbindung: Der Kosmetik-Hersteller Heinrich Hagner GmbH und Co. KG, der seinen Sitz im Industriegebiet Wittlensweiler hat, ist gut im Geschäft.
Künstliche Intelligenz und Influencer-Werbung sind Themen, mit denen sich der Traditionshersteller als nächstes beschäftigen will. Über Trends der Branche und Neuentwicklungen im Unternehmen unterhielten sich Oberbürgermeister Adrian Sonder und Tanja Götter von der städtischen Wirtschaftsförderung beim Firmenbesuch mit den Geschäftsführern Thomas Foth und Reiner Weisser. Darüber informiert die Stadtverwaltung in einer Mitteilung.
Seit mehr als 80 Jahren ist das Familienunternehmen am Markt. Der Betrieb wurde 1942 von Heinrich Hagner in Hallwangen gegründet. Es stellte seinerzeit Fichtennadel-Badezusätze und Badetabletten her.
Seit 1967 ist Hagner im Industriegebiet Wittlensweiler ansässig und hat aktuell rund 500 Produkte der Bereiche Körperpflege und Spezialreiniger im Angebot. Zu den Kunden gehören alle großen deutschen Drogeriemarkt-Ketten, der Lebensmitteleinzelhandel und Discount, für welche Hagner Kundeneigenmarkenprodukte produziert. Darüber hinaus hat Hagner auch eigene Industriemarken wie die Marke „Original Hagners Black Forest“.
Alles aus einer Hand
Das Unternehmen ist auf Flüssigprodukte wie Cremes, Duschgele und Badezusätze spezialisiert. Mit rund 120 Mitarbeitern bietet es alles aus einer Hand, von der Entwicklung und Produktion über das Design, die Abfüllung, Verpackung und den Vertrieb. „Das ist extrem beeindruckend“, wird Sonder zitiert.
Mit einer vergleichsweise kleinen Mannschaft ein so großes Sortiment herstellen und jederzeit fristgerecht liefern zu können, ist laut Geschäftsführung nur mit einer fein abgestimmten Lagerhaltung und Produktionsplanung möglich. Vor allem die Mitarbeiter mit einem festen wie treuen Stamm seien Erfolgsgaranten.
Dabei sei Hagner auf Fachkräfte von außerhalb angewiesen. Die Region sei traditionell stark im Maschinen- und Anlagenbau. Hier liege auch der Schwerpunkt in der Ausbildung. Daher müsse das Unternehmen Chemiker von auswärts für die Region anwerben.
Als vergleichsweise kleiner Hersteller ist Hagner beweglich und kann schnell auf Trends reagieren, heißt es in der Mitteilung weiter. Damit kann sich der Betrieb gut behaupten „im Haifisch-Becken der Branche“.
Kontinuierliches Wachstum
Weisser, für Vertrieb und Marketing zuständig, sagt, Hagner verzeichne seit rund 15 Jahren kontinuierliche Wachstumsraten, zuletzt oberhalb von zehn Prozent. 75 Prozent der Produktion machen Kundenmarken aus, etwa 30 Prozent gehen in den Export. Geliefert wird im Schwerpunkt in den deutschen und den mitteleuropäischen Markt. Hier gebe es Potenzial für weiteres Wachstum. Das Firmengelände im Industriegebiet biete noch ausreichend Platz für Entwicklung.
Das Kosmetikgeschäft ist ständig im Wandel. Die Kundschaft ist sensibel für Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit. Hagner hat reagiert. Mikroplastik und synthetische Polymere finden sich laut der Mitteilung nicht in den Produkten. Außerdem setze Hagner auf Recyclingmaterial und Verpackungsdesigns, die weniger Material benötigen. Strom und Wärme für den Betrieb liefert ein Blockheizkraftwerk. „Wir werden ökologischer“, so Foth. Nächster Trend ist das digitale Geschäft, neudeutsch E-Commerce. Der Einsatz von KI bei der Entwicklung neuer Produkte sowie das Marketing über Influencer, also Markenbotschafter im Internet, die Erzeugnisse testen und ihrer Anhängerschaft empfehlen, ist derzeit Thema bei Hagner. „Da müssen wir Gas geben. Wir leben in spannenden Zeiten“, so Weisser.
Nach dem Rundgang war Sonder schwer beeindruckt: „Wir haben eine Reihe von Unternehmen in Freudenstadt, die auf ihrem Gebiet international absolute Spitze sind, die man aber gar nicht so wirklich kennt. Hagner Cosmetic gehört da eindeutig dazu.“