Das Blumberger Werk von Tenneco aus der Vogelperspektive. Noch steht nicht genau fest, wie viele Mitarbeiter des Unternehmens möglicherweise in naher Zukunft von Entlassungen betroffen sind. Foto: Jürgen Müller

Beim Blumberger Werk steht der Abbau von 200 Stellen im Raum. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat verhandeln noch.

Bei den Mitarbeitern von Tenneco herrscht große Sorge. Anfang des Jahres waren für die Blumberger Firma zahlreiche Stellenstreichungen angekündigt worden. Derzeit hat das Unternehmen etwa 650 Mitarbeiter. Ein Drittel von ihnen könnte die Stelle verlieren.

 

Derzeit laufen dazu Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern, Vertretern der Gewerkschaft und des Betriebsrats. Oliver Böhme, der bei der Gewerkschaft IG Metall für das Blumberger Werk zuständig ist, sagt: „Noch stehen wir ganz am Anfang der Gespräche, daher ist ein konkreter Ausblick schwierig.“

Aber worum soll es bei den Gesprächen mit dem Arbeitgeber genau gehen? Inhalt der Verhandlungen seien die genaue Zahl an Mitarbeitern, die letztlich entlassen werden. Zudem gehe es um die Klärung der Frage, was künftig in dem Werk in Blumberg produziert werden soll.

IG Metall möchte mit Arbeitgeber einen Tarifvertrag ausarbeiten

Die Rolle der Gewerkschaft in den Gesprächen sieht Böhme vor allem bei der Aushandlung eines Tarifvertrags zwischen dem Arbeitgeber und den Beschäftigten: „Wir von der IG Metall möchten mit dem Arbeitgeber innerhalb der laufenden Verhandlungen einen Tarifvertrag ausarbeiten, in dem steht, wie viele Beschäftigte mindestens in dem Betrieb arbeiten dürfen“, so Böhme. Dabei werde versucht, die Zahl möglichst hochzuhalten.

„Entlassungen bedeuten für die betroffenen Familien immer einen großen Einschnitt und bei fast 200 Kündigungen trifft das Blumberg als Lebensraum sehr“, sagt Hauptamtsleiterin Nicole Schautzgy. Foto: Roland Sigwart

Der Hintergrund, dass diese Neuverhandlungen über die Untergrenze nun überhaupt notwendig sind, ist die Beendigung eines Auftrags zweier großer Kunden, nämlich der Autohersteller Volkswagen und Audi. Im Unterschied zu der Gewerkschaft ist der Betriebsrat bei den Verhandlungen dafür zuständig, wie das Personal letztlich abgebaut wird und wer von dem Stellenabbau konkret betroffen ist, um so auf die neu ausgehandelte Untergrenze zu kommen.

Auch nach den Verhandlungen hat die Gewerkschaft eine wichtige Rolle. Böhme: „Da stellt sich vor allem die Frage, wer entlassen wurde. Dabei gibt es zum einen die Gruppe der älteren Beschäftigten, die ein bis zwei Jahre vor der Rente stehen, und zum anderen die Gruppe, die noch mindestens 15 Jahre im Arbeitsleben sind.“

Gewerkschaft berät

Die Gewerkschaft stehe den Betroffenen beratend zur Seite. Für die Älteren gebe es die Möglichkeit, mit einem Abschlag früher in Rente zu gehen oder mit dem Arbeitgeber eine Abfindung auszuhandeln. Bei den jüngeren Betroffenen stellt sich vor allem die Frage nach den Lebensumständen, beispielsweise ob es einen arbeitenden Lebenspartner gibt oder ob Kinder finanziell unterstützt werden müssen.

„Noch stehen wir ganz am Anfang der Gespräche, daher ist ein konkreter Ausblick schwierig“, sagt Oliver Böhme von der IG Metall. Foto: IG Metall/Oliver Böhme

Die mögliche Lösung dafür könne eine sogenannte Transfergesellschaft sein. Dabei handelt es sich um ein arbeitsmarktpolitisches Instrument, um von Arbeitslosigkeit bedrohte Beschäftigte in eine neue Beschäftigung zu begleiten. Dort können die Betroffenen geschult und weitergebildet werden und in verschiedene Betriebe schauen. Den Vorteil sieht Böhme darin, dass der Übergang nicht an die üblichen Kündigungsfristen gekoppelt ist und vor allem, dass die Betroffenen durch das Transfer-Kurzarbeitergeld weiterhin Geld erhalten.

Transfergesellschaft bereitet auf Bewerbungsprozess vor

Eine Transfergesellschaft soll auch auf den bevorstehenden Bewerbungsprozess vorbereiten. Außerdem können sich deren Mitglieder gegenseitig unterstützen. Die Möglichkeiten seien immer individuell, jedoch können die Beratungen mit Mitarbeitern der Gewerkschaft einzeln oder auch in Gruppen ablaufen. Dabei müsse man mit Maß vorgehen: „Wichtig ist dabei ein gewisses Fingerspitzengefühl, weil es für die betreffenden Leute immer schwierig ist, wenn sie plötzlich ihre Arbeitsplätze verlieren“, unterstreicht Böhme.

„Entlassungen bedeuten für die betroffenen Familien immer einen großen Einschnitt und bei fast 200 Kündigungen trifft das Blumberg als Lebensraum sehr“, teilt Hauptamtsleiterin Nicole Schautzgy mit. Auf die Frage, was die Stadt gegen die Entlassungen unternehmen kann und ob sie bei Verhandlungen mitwirkt, sagt sie: „Die Stadt Blumberg hat keinen Einfluss auf ein international agierendes Unternehmen.“ Gespräche mit dem Unternehmen gebe es nicht. Auch für die betroffenen Mitarbeiter könne man nicht viel tun. Zumindest etwas Hoffnung kann sie den Betroffenen machen: „Der Arbeitsmarkt auch in Blumberg bietet derzeit gute Möglichkeiten, um bei einem anderen Betrieb eine Stelle anzutreten.“

Das Unternehmen

Tenneco
wurde 1940 als Tennessee Gas and Transmission Company in Houston/Texas gegründet, um eine Gas-Pipeline zwischen dem Golf von Mexiko und Tennessee zu bauen. Nachdem das Unternehmen zunächst in verschiedenen Branchen unterwegs war, ist Tenneco heute nur noch als Fahrzeugzulieferer tätig. Zu den Kunden gehören Automobilkonzerne. Tenneco betreibt 80 Fabriken in 24 Ländern. 2018 übernahm Tenneco das Unternehmen Federal-Mogul für 5,4 Milliarden Dollar.