Jutta und Werner Kuschmann von der Initiative Eine Welt Bad Liebenzell verkaufen im Weltladen Waren aus fairem Handel. Sie freuen sich darüber, dass Bad Liebenzell zur Fair-Trade-Stadt ernannt wird. Foto: Krokauer/Krokauer

In einer Feierstunde am 16. März im Rathaus bekommt Bad Liebenzell eine besondere Urkunde überreicht. Sie wird zur Fair-Trade-Stadt ernannt. Der Verein TransFair verleiht diese Auszeichnung.

Bad Liebenzell hat es nach knapp einem Jahr Planung zur Fair-Trade-Stadt geschafft. Fair-Trade heißt gerechter Handel.

In einer Feierstunde am Donnerstag, 16. März, ab 20 Uhr im Parksaal des Rathauses wird die Urkunde überreicht. Wie auch schon Bad Herrenalb, Aidlingen, Pforzheim und Nagold, die bereits seit einiger Zeit Fair-Trade-Städte sind, musste Bad Liebenzell einige Kriterien erfüllen. Dazu gehört ein Beschluss des Gemeinderats, die Bildung einer Steuerungsgruppe aus mindestens drei Personen, aus der Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft. Notwendig in Bad Liebenzell sind mindestens vier Geschäfte, zwei Gastronomiebetriebe, eine Bildungseinrichtung, eine Kirchengemeinde und ein Verein, die jeweils mindestens zwei Fair-Trade-Produkte anbieten oder verwenden. Zusätzlich muss dafür gesorgt werden, dass jährlich zumindest vier Aktionen, wie Zeitungsartikel, Flyer, Vorträge oder Infostände, veröffentlicht werden. Eva Schaufelberger von der Steuerungsgruppe sagte einst, dass die Fair-Trade-Aktion ein Imagegewinn sei. Roberto Chiari, Bürgermeister von Bad Liebenzell, stimmt dieser Aussage zu und berichtete gegenüber unserer Redaktion, dass es auf der einen Seite das Image, auf der anderen es eine grundsätzliche Sache sei. Es geht Chiari darum, dass Fair-Trade „die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient“.

Partner gewinnen

Die Ziele des Fair-Trade sind die Förderung benachteiligter Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika, eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen dieser und das Gewinnen von Partnern für den fairen Handel.

Aidlingen (Landkreis Böblingen) ist bereits seit mehr als zehn Jahren eine Fair-Trade-Stadt. Der Aidlinger Bürgermeister Ekkehard Fauth hat sich den Grundsatz regional vor international gesetzt. Chiari stimmt dem zu: „absolut so unterstützenswert“ und betont, dass es in Bad Liebenzell „viele Unternehmen, die nach diesem Prinzip handeln, gibt.“

Das Projekt Bad Liebenzell zu einer Fair-Trade-Stadt zu machen, stieß im Juni 2022 im Gemeinderat bezüglich der Kosten und einer möglichen Stigmatisierung in Teilen auf Kritik. Letztlich gab es zwei Gegenstimmen zum Vorhaben. Chiari berichtete unserer Redaktion, dass er nicht beurteilen könne, inwiefern die Gegenmeinungen und Zweifel des Gemeinderates noch vorhanden sind. Er sagte: „Ich kann nicht in ihre Köpfe schauen.“ Er hofft allerdings, dass der Grundsatz von Fair-Trade verstanden werde. Es geht ihm auch darum, dass den Erzeugern bestimmter Produkte, „wie Bananen oder Mangos“, durch Fair-Trade die Wertschätzung entgegengebracht wird, die sie verdienen. Chiari kann die Argumentation der Kritiker bezüglich der Kosten und einer möglichen Stigmatisierung von Firmen allerdings verstehen.

„Das Leben wird sich weiterdrehen“, berichtete Chiari im Hinblick auf die Frage, wie es nach der Zertifikatsübergabe weitergeht. Er hofft Nachahmer zu finden und erzählte, dass es gute Gespräche mit der Steuerungsgruppe und Institutionen, wie beispielsweise Schulen, gab. Laut Chiari sind viele offen für das Thema und er hofft, dass noch mehr Schulen und Unternehmen aufspringen. Er erwähnt, dass die Reuchlin Schule bereits Fair-Trade im Bildungsplan aufgenommen hat. Chiari schließt mit den Worten „wir machen es, weil wir es wollen, nicht weil wir müssen“.