Rede und Antwort stehen (von links) Siegfried Kurek (HEB Hydraulik-Elementebau), wvib-Präsident Bert Sutter (Sutter Medizintechnik), wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer und Jesús Bastante (Taifun-Tofu). Foto: wvib Schwarzwald AG

Die Rezession hat den industriellen Mittelstand im Griff – auch die Unternehmen in der Region stehen deutlich schlechter da als vor einem Jahr.

Auch wenn sich die Geschäftslage der Unternehmen zuletzt geringfügig aufgehellt hat, wartet Baden-Württembergs Industrie lieber vorsichtig ab. Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der Schwarzwald AG zum Jahr 2024, die in Freiburg vorgestellt wurde.

 

Wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer betont: „Alle warten sehnsüchtig auf die Wirtschaftswende – wir können sie noch nicht vermelden. Im Gegenteil: Wir müssen in diesem Jahr mit einem weiteren Rückgang rechnen. In anderen Ländern muss die Industrie weniger Steuern zahlen, hat geringere Kosten und kann auf funktionierende und schnelle Verwaltungen zählen. Deutschland ist zu alt, zu teuer, zu kompliziert, zu schwerfällig.“

Düsteres Geschäftsklima

Für 2024 meldeten die wvib-Mitgliedsunternehmen ein Umsatzminus von 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Rund 62,8 Prozent der Befragten meldeten gesunkene Umsätze. Bei nur 34 Prozent sind die Umsätze 2024 angestiegen. Die Geschäftserwartungen verharren auf niedrigem Niveau: 22,2 Prozent rechnen in den nächsten sechs Monaten mit steigenden Umsätzen (Januar 2024: 22,1 Prozent). 51,1 Prozent erwarten keine Veränderung. Mit einem Umsatzrückgang rechnen 26,7 Prozent.

Aus dem Mittel zwischen Geschäftslage und Geschäftserwartung bildet sich das wvib-Geschäftsklima. Und das sieht düster aus: Derzeit, so hieß es bei der Pressekonferenz, liege das wvib-Geschäftsklima bei minus 17 Punkten – vor einem Jahr lag der Index 2,3 Punkte im Plus.

Die Branchen im Detail

Betrachtet man das Geschäftsklima im Detail, zeigen sich bei den einzelnen Branchen deutliche Unterschiede. Bei den Zulieferern im wvib-Branchencluster Automotive schlägt sich die Krise der Branche drastisch nieder: Mit minus 41,8 Punkten liegt das Geschäftsklima deutlich unter dem der Gesamtumfrage. Im Cluster Maschinenbau ist das Geschäftsklima mit minus 12 Punkten dagegen etwas besser als im Rest der Industrie. Bei der Medizintechnik liegt es mit 0,4 Punkten sogar im positiven Bereich – was sich vor allem aus gestiegenen Erwartungen speist. Mit 3,7 Prozent Umsatzminus schreibt auch diese Branche derzeit rote Zahlen. Besonders pessimistisch sind die Unternehmen der Kunststoff- Branche. Das Geschäftsklima ist hier mit 33,7 Punkten aber deutlich im Minus. Der Frühindikator Auftragseingang zeigt, dass es bis zum Aufschwung noch etwas dauern wird.

Was sich Chefs wünschen

In einer Zusatzfrage wurden die Chefs der Schwarzwald AG gefragt, welche Maßnahmen sie für notwendig halten, um Deutschland wieder aus der Krise zu führen. Die Antwort „Verbesserung der Rahmenbedingungen – Steuersenkungen für Unternehmen und Privatpersonen, Abbau von Regulierung, Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren“ findet die Zustimmung von 100 Prozent der Befragten.

Und „Wann wird sich Deutschland ökonomisch wieder erholen?“ Diese Frage, die zum festen Repertoire der wvib-Konjunkturumfrage gehört, zeigt: Die Unternehmer haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben – aber der Aufschwung verschiebt sich. Vor sechs Monaten rechneten 30 Prozent mit einem Aufschwung im ersten Halbjahr 2025 – heute glauben nur noch 1 Prozent der Befragten daran. 17 Prozent rechnen damit, dass es im zweiten Halbjahr 2025 wieder besser gehen wird, (zuvor: 15,8 Prozent) 29 Prozent rechnen Anfang 2026 wieder mit einer positiven Entwicklung, 14 Prozent verorten den Aufschwung in der zweiten Hälfte des Jahres 2026. 12 Prozent glauben, dass sich die Krise länger ziehen wird – zuvor waren es 3,7 Prozent. Immerhin 28 Prozent halten die Schwächephase für kein vorübergehendes Phänomen.

Das Fazit von wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer: „Die Industrie blickt gespannt auf den Ausgang der Bundestagswahl – aber auch Trumps Handelspolitik und die Lage in China hinterlassen Fragezeichen.“​