Van-Sparten-Chef will weniger Hierarchien. Weiteren Elektro-Transporter vorgestellt.
Sindelfingen - Die Nutzfahrzeugsparte des Autobauers Daimler ist tief in den roten Zahlen und muss drastisch die Kosten senken. Gleichzeitig hat das Unternehmen den ersten elektrischen Transporter der EQ-Reihe vorgestellt.
Es sind zwei kleine Zahlen, die in Daimlers jüngst veröffentlichter Quartalsbilanz sofort ins Auge fielen: 2 Mrd. Euro Verlust und eine Umsatzrendite von minus 56 Prozent. Beide schlugen bei Daimlers Sparte Mercedes-Benz Vans zu Buche. Es ist die Nutzfahrzeugsparte des Autobauers, die prestigeträchtige Transportermodelle wie den Sprinter oder den Vito produziert. In der Folge musste Daimler seinen erwarteten Gewinn für 2019 deutlich senken.
Breitschwerdt gibt sich gelassen
Im Vergleich mit der Pkw-Sparte Cars oder der Lkw-Sparte Trucks spielen die Nutzfahrzeuge eine eher geringe Rolle für das Unternehmen: 2018 trugen die Vans rund 8 Prozent zum Umsatz bei. "An den Quartalszahlen sieht man aber, dass selbst kleine Sparten bei großen Konzernen den Gewinn empfindlich belasten können", sagt Jürgen Pieper, Auto-Analyst vom Bankhaus Metzler in Frankfurt. Anders gesagt: Daimler-Chef Ola Källenius und Vans-Chef Marcus Breitschwerdt müssen zügig dafür sorgen, dass die Zahlen besser werden.
Ein Grund für die schwierige Situation der Van-Sparte ist die Dieselaffäre, hier waren einige Transporter von Daimler von Rückrufen durch das Kraftfahrt-Bundesamt betroffen. Mit Verweis auf laufende Verfahren in verschiedenen Weltregionen hatte Daimler entsprechende Rückstellungen bilden müssen. Zudem gab es lange Probleme bei der Produktion des neuen Sprinter im frisch errichteten US-Werk Charleston. Parallel dazu sind die Investitionen in die Produktpalette in Zeiten der Transformation hin zu mehr Elektromobilität hoch.
Breitschwerdt ist erst seit Anfang Mai im Amt und gibt sich gelassen, schließlich gibt es aus seiner Sicht für alles Erklärungen – stattdessen schaut der Vans-Chef demonstrativ optimistisch in die Zukunft. Am Dienstag hat er – begleitet von basslastiger Musik und einer Lichtshow – in Sindelfingen den Mercedes-Benz EQV vorgestellt, ein elektrisches Allzweckfahrzeug, angelehnt an die V-Klasse. Der EQV ist der erste Zuwachs für Daimlers junge EQ-Familie, zu der bisher nur der EQC gehört, ein elektrischer SUV. Trotzdem bleiben die Fragen nach einem Weg aus den roten Zahlen. Breitschwerdt erklärte, es gebe wie bei der Pkw-Sparte bei den Vans ein Sparprogramm – nur dass es hier Boost heiße anstatt Move. Ziel sei es, die Fixkosten zu senken und Effizienz und Effektivität zu steigern. Dabei werde es auch einen Stellenabbau geben – allerdings ohne Entlassungen, betonte Breitschwerdt. Man wolle frei werdende Stellen nicht nachbesetzen und Hierarchien abbauen. "Es gibt bei uns zu viele Managerpositionen", sagte Breitschwerdt.
Abgesehen vom notwendigen Stellenabbau sieht Breitschwerdt seine Daimler-Sparte gut für die Zukunft aufgestellt. Der Manager setzt dabei auch auf den boomenden Online-Handel – und damit auf den Lieferverkehr, für den er die Transporter produzieren will. Damit werden vermutlich die nächsten Quartalszahlen noch nicht an alte Zeiten anknüpfen können. "Geben Sie uns Zeit", sagte Breitschwerdt.