Verständnis für die schwierigen Zeiten ja, für eine Nullrunde nein. Klare Worte der Gewerkschaft Verdi bei einer Kundgebung vor dem Villinger Rathaus.
„Wenn sich die Arbeitgeber im öffentlichen Dienst nicht bewegen und ein ordentliches Angebot vorlegen, dann werden weitere härte Streikmaßnahmen folgen“, hieß es. Weitere Ansage: „Wir kommen wieder.“
Kurz vor 10 Uhr war die Stimmung vor dem Villinger Rathaus noch eher entspannt, etwa 30 Verdi-Mitglieder tauschten sich aus und warteten auf das, was Hanna Binder, stellvertretende Verdi-Landesbezirksleiterin, zur hoch kochenden Sache zu sagen hatte: „Wir können nicht auf Gehaltserhöhungen verzichten.“
Hinter ihr liegen bislang zwei ergebnislose Verhandlungsrunden mit den Arbeitgebern im öffentlichen Dienst in Potsdam. Mit Blick auf die bevorstehende dritte Runde erwartet die Gewerkschafterin, dass die Arbeitgeber ein angemessenes Angebot machen.
Kaum Kita-Beschäftigte
Binder lässt den Blick über die Kundgebungsteilnehmer schweifen: Auffallend ist für sie, dass kaum Kita-Beschäftigte an diesem Vormittag zu sehen sind. Landesweit böte sich ihr ein anderes Bild.
„Das ist eher untypisch.“ Zudem haben die Erzieherinnen und Erzieher öffentlicher Kitas die Unterstützung vieler Eltern, „die Verständnis für die Streiks zeigen“. Verständnis dafür, dass deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne kämpfen, „auch wenn die Kitas dann geschlossen haben“.
Massenhaft Überstunden
Wenn auch die dritte Verhandlungsrunde ohne Ergebnis bliebe, kündigt Binder weitere und notfalls härtere Maßnahmen an. Den Vorwurf der Arbeitgeber, Verdi würde den öffentlichen Dienst schlecht reden, nannte sie absurd. Fakt sei, dass sich massenhaft Überstunden der Beschäftigten auftürmen. „Man sollte in den öffentlichen Dienst investieren, statt ihn kaputt zu sparen.“
Harsche Kritik übte sich auch an jenen Arbeitgebern im öffentlichen Dienst, die nicht mehr im Tarifverbund seien, dies seien rund 50 Prozent. „Das sind Trittbrettfahrer und das mögen wir nicht.“
Ver.di-Gewerkschaftssekretär Thomas Weiß stimmte die Teilnehmer auf weitere Streiks ein. Zwar seien nicht so viele Beschäftigte zu der Kundgebung nach Villingen gekommen, aber wir wissen, „dass da einige mehr im Streik sind“. Vor imposanter Kulisse sprach Weiß nicht nur davon, dass es hier so richtig schön sei, sondern machte gleich noch eine Ansage für die Zukunft: „Wir kommen gerne wieder.“
Bundesweiter Streiktag
Da die Tarifverhandlungen für die mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen am 18. Februar ohne Angebot blieben, ruft Verdi die Beschäftigten von Bund und Kommunen in Einrichtungen der Sozialen Arbeit und Erziehung sowie der Pflege und Gesundheit vor dem Hintergrund des Equal Pay Day (7. März) und des Frauentags (8. März) zu einem bundesweiten Streiktag am Freitag auf.
Dieser Tag markiere symbolisch den Gender-Pay-Gap, der 2024 in Deutschland 16 Prozent betrage.
Hanna Binder, stellvertretende Verdi-Landesbezirksleiterin: „Frauen arbeiten in den mental und physisch bis zum Anschlag belasteten Berufsfeldern in Kita, Pflege und Sozialen Diensten. Und tragen, immer noch, die Hauptlast der unbezahlten Care-Arbeit. Es braucht bessere Bezahlung und Entlastungsventile, die sich individuell steuern lassen.“