Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll brachte ihr Publikum in Bewegung. Foto: Heinig

Täglich eine Krone, Schraube, Palme: Ex-Speerwurf-Weltmeisterin hält Besucher im Druckzentrum Südwest fit.

Villingen-Schwenningen - Mit unserer Serie "Wir bewegen" wollen wir Lust wecken und Anstöße geben, wie man am besten in Bewegung bleibt und warum dies so wichtig ist. Diese Motive hat auch Christina Obergföll aufgegriffen.

Sie hat den Leistungs- inzwischen gegen Fitnesssport ausgetauscht, erwartet gerade ihr zweites Kind, engagiert sich sozial und ist als Botschafterin in Sachen Bewegung unterwegs. Das hat Ex-Speerwurf-Weltmeisterin und Motivationscoach Christina Obergföll aus Offenburg bei ihrem Auftritt – gemeinsam vom Schwarzwälder Boten und der Barmer GEK veranstaltet – zum Abschluss der Serie "Wir bewegen" im Druckzentrum Südwest in Villingen-Schwenningen gezeigt. Sie gab Einblick in ihre sportliche Karriere und warb für tägliche Bewegung als Gesundheitsvorsorge.

Mit Babybauch, strahlendem Lachen und handfesten Ansichten zum Thema Leistungssport begeisterte die sympathische 35-Jährige ihr Publikum. Im Gespräch mit Schwarzwälder-Bote-Sportchef Peter Hettich äußerte sie sich erneut kritisch zur weltweit ungeregelten Dopingproblematik. Ihre Bronzemedaille von den Olympischen Spielen in Peking sei mittlerweile zu einer silbernen geworden. "Wer weiß, was da noch alles ans Tageslicht kommt", sagte sie.

Bewegung ist für Obergföll, die seit ihrem Karriereende im Jahr 2016 bei der Barmer GEK arbeitet, eine Selbstverständlichkeit – auch in der Schwangerschaft. Fast ein Viertel aller Arbeitsunfähigkeitstage werden durch Muskel-Skelett-Erkrankungen verursacht, referierte die ehemalige Leistungssportlerin mit Master in Prävention und Gesundheitsmanagement. Dabei stehen Rückenschmerzen an erster Stelle. Sie seien in den meisten Fällen Auswirkungen von Muskelverspannungen, die sich durch lockernde Bewegungen lösen lassen.

Ein großer Teil ihres einstigen Trainingsumfanges habe sich im Präventionsbereich bewegt, erzählte die vierfache Olympiateilnehmerin. Dazu gehöre die Kräftigung nicht nur der großen, sondern auch der vielen kleinen Muskeln mit einem Bewegungsmix, der Spaß mache. Trainieren bevor etwas wehtut – nur dadurch habe sie viele Jahre im Leistungssport ohne größere Verletzung überstanden.

Neben Rückenbeschwerden lasse sich mit sinnvollem Training außerdem die Knochenstruktur verdichten, Stress abbauen, sowohl Herz-Kreislauf-Erkrankungen als auch Diabetes vermeiden, die psychische und physische Belastbarkeit erhöhen, das Immun- und Hormonsystem günstig beeinflussen. 150 Minuten Sport und Bewegung pro Woche – am besten täglich eine halbe Stunde – reichen, sagte Christina Obergföll. "Leider schaffen das 75 Prozent der deutschen Männer und 84 Prozent der Frauen nicht".

Expertin ist sicher: Training lässt sich gut in den Alltag integrieren

Dabei lasse sich das Training von Ausdauer, Kraft, Koordination und Beweglichkeit gut in den Alltag integrieren. Die Sportlerin des Jahres 2013 präsentierte ihren neuen Schrittzähler, empfahl, Aufzüge zu meiden und dafür Treppen zu steigen, das Auto ein paar Straßen weiter weg zu parken oder gleich das Fahrrad zu nehmen, die zahlreichen Bewegungs-Apps zu nutzen und vor dem Fernseher zu trainieren.

Wie, das ging sie mit ihrem Publikum vor Ort an und brachte es in Bewegung: Die Krone ist die Streckung des ganzen Körpers im Stand, bei der sich schließlich ein "königliches Gefühl" einstellt. Die Schraube, das Drehen von Becken, Oberkörper, Kopf und Schultern so weit wie möglich nach links und rechts, lockert Verspannungen. Bei der Palme, die Verlagerung des Gewichtes vom linken auf das rechte Bein, lässt sich Energie tanken.

Christina Obergföll ist verheiratet mit Speerwurf-Bundestrainer Boris Henry, der nach ihrem WM-Sieg 2013 in Moskau nach einer Wette bei der folgenden Hochzeit ihren Namen annahm. Das Paar hat einen dreijährigen Sohn.