Auch Olympiasieger Georg Thoma (Mitte) lernte das Skifahren auf Holzlatten, mit denen am Feldberg jetzt auch Karsten Dyba (links) und Siegfried Lehmann (rechts) unterwegs waren. Foto: kdy Foto: Schwarzwälder-Bote

Wintersport: Mit Material aus Opas Klamottenkiste beim historischen Rennen am Feldberg unterwegs / Treffen mit Olympiasieger

(kdy). Feldberg: Der Wind pfeift, ein leichter Nieselregen macht den Schnee nass, die Feuchtigkeit dringt durch die alten Lodenmäntel. Ein junger Snowboardfahrer saust vorbei staunt nicht schlecht: "Coole Ski!"

Gut 120 Skifahrer stehen am Start des Rennparcours auf dem Feldberg, gehüllt in Kostüme aus Opas Klamottenkiste vom Dachboden. Ihre Ski sind aus Holz, die Bindungen aus Lederriemen, und teilweise über 100 Jahre alt. Der Feldberg feiert 125 Skilauf im Schwarzwald – nur das Wetter spielt nicht ganz so mit.

Mittendrin finden sich zufällig zwei historische Skiläufer, die an der Dialektfärbung schnell herausfinden, dass sie aus derselben Ecke stammen: Siegfried Lehmann (50) aus Grüntal, gebürtiger Peterstaler, und Karsten Dyba (40) aus Geislingen/Steige, gebürtiger Alpirsbacher, stehen beide zum ersten Mal auf alten Skiern aus Holz. Beide haben aus dem Fernsehen und aus der Zeitung erfahren, dass die Tourismusgemeinschaft Hochschwarzwald das Ski-Jubiläum am Feldberg mit einem historischen Skirennen feiert.

"Ein Film über Georg Thoma hat mich inspiriert", sagt Lehmann über eine TV-Reportage zum Ski-Jubiläum. "Da wollte ich dabei sein, also habe ich angefangen, die Ausrüstung zusammenzusammeln." Im Internet recherchierte er, was er dafür braucht. Vier Wochen blieben ihm, um bei Bekannten und bei den Nachbarn fündig zu werden. Dann steht er auf der Piste mit Schiebermütze, Wollmantel, den alten Skischuhen seines Vaters und auf Eschenholz-Latten, die vermutlich irgendwo im Badischen in einer Holzwerkstatt gefertigt wurden. Am Skilift am Ruhestein gönnte sich Lehmann am Wochenende vor dem Rennen noch eine Trainingseinheit, um das Fahren mit den Latten auszuprobieren.

Zur gleichen Zeit übte Dyba auf der Schwäbischen Alb – schließlich will man ja auch auf alten Skiern elegant aussehen. Die Begeisterung für alte Skier, die er im Freilichtmuseum Vogtsbauernhöfe sah, brachte ihn auf die Idee. Per Zeitungsannonce fand er den Nachkommen einer Loßburger Wagnerfamilie, der sich in Göppingen niedergelassen hatte und im Keller noch ein paar Skier aus dem Loßburger Nachlass aufbewahrte. "Wir waren erst im Gespräch darauf gekommen, dass wir aus derselben Ecke stammen", sagt der Alpirsbacher.

Zurück zum historischen Rennen: In Schnürstiefeln, mit Hüten und Rucksäcken sausen auf rund 1400 Metern Höhe die historischen Skiläufer durch einen Torlaufparcours. Genau hier, am Seebuck, hat im Jahr 1891 der französische Abenteurer Dr. Robert Pilet mit seltsamen Brettern, die er als "norwegische Schneeschuhe" bezeichnete, seine erste Spur durch den Schnee gezogen. Seither darf sich der Feldberg "Heimat des Skilaufs" nennen. Kurze Zeit später gründete sich der "älteste Skiclub Europas", der Skiclub Todtnau.

Kurz vor dem Ziel fällt Lehmann in den Schnee, weil ihn der Rucksack in eine Rückenlage zwingt. "Ich habe mit den Stöcken geschoben, damit es schneller geht." Ins Ziel kommt er doch noch – immerhin als 14. in seiner Klasse. Dyba auf Rang 13.

Die Siegplätze räumen die Skiclub-Aktiven ab. Und dann packt im Zielbereich noch einer ein altes Grammophon aus: "Liebe, kleine Schwarzwaldmarie" – dieses Lied singen die Skiläufern schon den ganzen Tag über. Lehman und Dyba scherzen derweil, man müsse einmal schauen, ob sich nicht der Beweis noch finden lasse, dass das Skifahren vielleicht doch im Nordschwarzwald erfunden worden ist.

Bei einem historisches Skirennen am Ruhestein würden sie jedenfalls wieder am Start stehen.