Nordische Ski-WM: Deutsches Kombinierer-Duo überragend. Emotionen pur bei Rydzek und Frenzel.

Das war nichts für schwache Nerven. Als Johannes Rydzek im Endspurt den Norweger Magnus Krog abgehängt hatte, kannte der Jubel im Ziel zusammen mit Eric Frenzel keine Grenzen.

"Es ist einfach geil, wieder ganz oben stehen zu dürfen", ließ Rydzek nach dem Triumph im Teamsprint vor Norwegen und Japan seinen Emotionen freien Lauf, und Frenzel befand: "Es war ein toller Tag für uns." Die WM-Bilanz von Lahti für die deutschen Kombinierer mit sechs Medaillen, davon vier in Gold, liest sich genauso überragend wie die persönlichen Rekordlisten: Mit sechsmal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze führt Rydzek die ewige Bestenliste nun vor Frenzel (5/5/2) und dem Norweger Bjarte Engen Vik (5/3/0) an.

Dabei erwies sich das deutsche Duo auch als "Weltmeister im Zocken", wie es Co-Trainer Ronny Ackermann ausdrückte, denn die Marschroute, alles in die letzte Runde zu legen, barg auch Risiken. Und zweimal stockte den Trainern der Atem: In der vorletzten Runde kamen sich Frenzel und der Franzose Maxime Laheurte in die Quere, was der Norweger Magnus Moan zur Attacke nutzte. Doch Frenzel fuhr das Vier-Sekunden-Loch wieder zu. "Das war sehr wichtig", meinte Cheftrainer Hermann Weinbuch, "denn am Ende brauchst du alle Körner, da tut es doppelt weh, vorher ein Loch zufahren zu müssen."

Und in der Schlussrunde legte Magnus Krog ein Höllentempo vor, Rydzek blieb in dessen Windschatten und attackierte mit Schlittschuhschritt kurz vor Schluss, um in der letzten Kurve die Innenlinie nehmen zu können. Plötzlich tauchte dort der überrundete Russe Viacheslav Barkov auf – und Rydzek geriet in Probleme. "Da hat der Krog die Tür einen Spalt offen gelassen", zollte Weinbuch dem Norweger Anerkennung ob dessen Fairness. "Da mussten wir beide reagieren", rutschte auch Rydzek das Herz kurz in die Hose, "aber wir haben das beide gut gemacht."

Nach dem Springen war Frenzel mit 16 Sekunden Rückstand auf die erste Runde gegangen. Denn vor allem Rydzek war vom Schneetrieben in der Anlaufspur mächtig gebremst worden. Auf den Ausgang des Rennens hatte das aber am Ende wenig Einfluss. Als erster Kombinierer hat Rydzek nun bei vier WM-Starts viermal Gold geholt. "Das werde ich nie mehr erleben", jubelte Bundestrainer Hermann Weinbuch, der sich bei diesem Erfolg aber an den Olympiasieg des Schonachers Georg Hettich erinnert sah: "Das hätte ich damals auch nicht für möglich gehalten."

Zwar ist Rydzek jetzt "sehr glücklich, mit so vielen Medaillen nach Hause zu fahren", doch gefeiert wurde nicht groß, der Bus wartete schon am Samstagmorgen um 5.45 Uhr auf die müden Kombiniererhelden. Die nahmen das aber nicht so schlimm, denn Rydzek freute sich "jetzt vor allem auf mein Bett".