Skispringerin Katharina Althaus ist ein heißer Tipp für mindestens eine Medaille. Foto: Eibner

Ski nordisch: Bei der WM in Seefeld soll es für Deutschland wieder Medaillen regnen.

Nach der titellosen Alpin-WM sind ab Mittwoch die Skispringer, Kombinierer und Langläufer an der Reihe. In Seefeld geht es für den DSV um eine Weichenstellung.

Die berühmte Seekirche strahlte vor blauem Himmel, Schanzen und Loipen glänzten in hellem Weiß: Die Winterwunderwelt Seefeld, die am Montag die erste Abordnung aus deutschen Skispringern, Kombinierern und Langläufern empfing, fügte sich bestens ins sportliche Gesamtbild.

Denn nach den oft grauen Alpin-Tagen in Are wartet bei der zweiten großen WM des Winters die nordische Wohlfühloase. Goldgarantie (fast) inklusive. "Im nordischen Bereich sind wir schon länger sehr gut aufgestellt. Das wollen wir natürlich auch bei der WM unter Beweis stellen", sagte DSV-Präsident Franz Steinle vor der Eröffnungsfeier am Mittwoch.

Die fetten Jahre könnten schon bald vorbei sein

Vor allem Skispringer und Kombinierer sind seit Jahren eine Bank für den DSV, nicht einmal die zuletzt medaillenlosen Langläufer können den Eindruck trüben. Doch damit das so bleibt, müssen in Seefeld auch wichtige Weichen gestellt werden. Denn die fetten Jahre könnten schon bald vorbei sein. Das Rekordergebnis der WM 2017 in Lahti, als der DSV sechs Goldmedaillen holte, wird in Tirol kaum zu wiederholen sein.

Und der Olympia-Rausch von Pyeongchang, als Andreas Wellinger zu Gold und Silber flog und die Kombinierer bei drei Starts dreimal Gold einheimsten, ist ein wenig verflogen. Wellinger ist außer Form, die "Dominierer" beißen sich am Norweger Jarl Magnus Riiber die Zähne aus. Zwei Jahre vor der Heim-WM in Oberstdorf gilt es daher, den Status quo zu erhalten. Das betrifft vor allem den Posten des Skisprung-Bundestrainers.

Erfolgscoach Werner Schuster wird den DSV zum Saisonende nach elf Jahren verlassen, derzeit läuft die Suche nach einem Nachfolger. Heißester Kandidat bleibt der polnische Nationalcoach Stefan Horngacher. Aber was ist eigentlich mit Andreas Bauer? Der Coach der deutschen Frauen sammelt seit Jahren Titel um Titel, auch in Seefeld sind Carina Vogt, Katharina Althaus und Co. im neuen Teamwettbewerb sowie im Mixed klare Gold-Favoriten.

In der Kombination droht ein ähnliches Szenario. Bundestrainer Hermann Weinbuch (58) denkt seit der WM 2011 nur noch von Jahr zu Jahr – ob der Meister-Macher auch im kommenden Winter ohne Großereignis Trainer bleibt, ist derzeit offen. Es wäre ein herber Verlust: Weinbuch ist seit 1996 im Amt, in seine Ära fallen 17 Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. In Ronny Ackermann steht zwar schon ein potenzieller Nachfolger bereit, doch Weinbuch wäre kaum zu ersetzen.

Der Langlauf bleibt das Sorgenkind

Bleibt das Sorgenkind namens Skilanglauf. Wo einst Tobias Angerer, Axel Teichmann und Co. um Titel kämpften, herrscht seit Jahren eine Durststrecke. Drei Weltmeisterschaften ohne Medaille gab es zuletzt, und trotz des Aufwärtstrends unter dem neuen Coach Peter Schlickenrieder dürfte diese Serie auch in Tirol nicht enden. Zumal etablierte Athleten wie Nicole Fessel, Steffi Böhler und Thomas Bing erkrankt oder verletzt fehlen. Die Langläufer sind es auch, die am Donnerstag um die ersten Medaillen kämpfen. Danach geht es Schlag auf Schlag, bis Sonntag werden zehn der 22 Entscheidungen gefallen sein. Die Prognosen sind jedenfalls bestens – bis zum Wochenende soll es sonnig bleiben über der Seekirche.